Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749.
So sprach Satan. Die Hölle blieb noch vor Verwunde- rung stille. Unten am Throne saß einer einsiedlerisch, finster und trau- rig, Seraph Abdiel Abbadonaa. Er dachte der Zukunft Und dem Vergangnen voll Seelenangst nach. Vor seinem Gesichte, Aus dem ein trübes entsetzliches Dunkel mit Schwermuth hervorbrach, Sah er nur Quaalen auf Quaalen gehäuft in die Ewigkeit eingehn. Jtzo erblickt er die vorigen Zeiten; da war er voll Un- schuld Jenes erhabenen Abdiels Freund, der am Tage des Auf- ruhrs, Nach dem Messias, im Himmel die größten Thaten voll- führte; Denn er kehrte zu GOtt allein und unüberwindlich Wieder zurück. Mit ihm, dem edelmüthigen Seraph, War schon Abbadonaa den Blicken der Feinde GOttes Fast entgangen: Allein die Kriegeswagenburg Satans Die, im Triumph sie wieder zu holen, schnell um sie herum kam, Und
So ſprach Satan. Die Hoͤlle blieb noch vor Verwunde- rung ſtille. Unten am Throne ſaß einer einſiedleriſch, finſter und trau- rig, Seraph Abdiel Abbadonaa. Er dachte der Zukunft Und dem Vergangnen voll Seelenangſt nach. Vor ſeinem Geſichte, Aus dem ein truͤbes entſetzliches Dunkel mit Schwermuth hervorbrach, Sah er nur Quaalen auf Quaalen gehaͤuft in die Ewigkeit eingehn. Jtzo erblickt er die vorigen Zeiten; da war er voll Un- ſchuld Jenes erhabenen Abdiels Freund, der am Tage des Auf- ruhrs, Nach dem Meſſias, im Himmel die groͤßten Thaten voll- fuͤhrte; Denn er kehrte zu GOtt allein und unuͤberwindlich Wieder zuruͤck. Mit ihm, dem edelmuͤthigen Seraph, War ſchon Abbadonaa den Blicken der Feinde GOttes Faſt entgangen: Allein die Kriegeswagenburg Satans Die, im Triumph ſie wieder zu holen, ſchnell um ſie herum kam, Und
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Zweyter Geſang.
Unbeſiegt die Zukunft der Ewigkeiten durchlebe.
Er ſoll ſterben! Bald will ich von ihm den Staub der
Verweſung
Auf dem Wege zur Hoͤlle, vorm Antlitz des Ewigen, aus-
ſtreun.
Seht den Entwurf von meiner Entſchlieſſung. So raͤchet
ſich Satan!
So ſprach Satan. Die Hoͤlle blieb noch vor Verwunde-
rung ſtille.
Unten am Throne ſaß einer einſiedleriſch, finſter und trau-
rig,
Seraph Abdiel Abbadonaa. Er dachte der Zukunft
Und dem Vergangnen voll Seelenangſt nach. Vor ſeinem
Geſichte,
Aus dem ein truͤbes entſetzliches Dunkel mit Schwermuth
hervorbrach,
Sah er nur Quaalen auf Quaalen gehaͤuft in die Ewigkeit
eingehn.
Jtzo erblickt er die vorigen Zeiten; da war er voll Un-
ſchuld
Jenes erhabenen Abdiels Freund, der am Tage des Auf-
ruhrs,
Nach dem Meſſias, im Himmel die groͤßten Thaten voll-
fuͤhrte;
Denn er kehrte zu GOtt allein und unuͤberwindlich
Wieder zuruͤck. Mit ihm, dem edelmuͤthigen Seraph,
War ſchon Abbadonaa den Blicken der Feinde GOttes
Faſt entgangen: Allein die Kriegeswagenburg Satans
Die, im Triumph ſie wieder zu holen, ſchnell um ſie
herum kam,
Und
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