Will er sie alle befreyn; euch auch, verworfene Seelen, Die ich seit der Schöpfung zu mir, wie den Ocean, sammle, Wie die Gestirne, wie GOtt die anbetenden sclavischen Sänger; Ja, euch auch, die die ewige Nacht im Abgrunde quälet, Und in der Nacht ein strafendes Feuer, im Feuer Ver- zweiflung, Jn den Verzweiflungen ich! euch will er vom Tode be- freyen. Wir, wir werden alsdann, der Gottheit uneingedenck, scla- visch Vor ihm liegen, vor ihm, dem neuen vergötterten Men- schen. Was der mit dem allmächtigen Donner nie von uns er- zwinget, Wird der aus des Todes Bezirk unbewaffnet vollen- den. Armer Verwegner! befreye dich erst, dann erwecke die Tod- ten. Er soll sterben, ja sterben! er, der das Geschlechte der Menschen Eigenmächtig vom Tode befreyte. Dich leg ich in Staub hin Bleich und entstellt, in den Staub der Todten! Dann will ich den Augen, Die nicht sehen, die Dunkel und Nacht nun ewig um- nebeln, Sagen: Ach seht, da erwachen die Todten; dann will ich den Ohren, Die nicht hören, die ewig dem Ton die Unfühlbarkeit zu- schließt,
Sagen:
Zweyter Geſang.
Will er ſie alle befreyn; euch auch, verworfene Seelen, Die ich ſeit der Schoͤpfung zu mir, wie den Ocean, ſammle, Wie die Geſtirne, wie GOtt die anbetenden ſclaviſchen Saͤnger; Ja, euch auch, die die ewige Nacht im Abgrunde quaͤlet, Und in der Nacht ein ſtrafendes Feuer, im Feuer Ver- zweiflung, Jn den Verzweiflungen ich! euch will er vom Tode be- freyen. Wir, wir werden alsdann, der Gottheit uneingedenck, ſcla- viſch Vor ihm liegen, vor ihm, dem neuen vergoͤtterten Men- ſchen. Was der mit dem allmaͤchtigen Donner nie von uns er- zwinget, Wird der aus des Todes Bezirk unbewaffnet vollen- den. Armer Verwegner! befreye dich erſt, dann erwecke die Tod- ten. Er ſoll ſterben, ja ſterben! er, der das Geſchlechte der Menſchen Eigenmaͤchtig vom Tode befreyte. Dich leg ich in Staub hin Bleich und entſtellt, in den Staub der Todten! Dann will ich den Augen, Die nicht ſehen, die Dunkel und Nacht nun ewig um- nebeln, Sagen: Ach ſeht, da erwachen die Todten; dann will ich den Ohren, Die nicht hoͤren, die ewig dem Ton die Unfuͤhlbarkeit zu- ſchließt,
Sagen:
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Zweyter Geſang.
Will er ſie alle befreyn; euch auch, verworfene Seelen,
Die ich ſeit der Schoͤpfung zu mir, wie den Ocean, ſammle,
Wie die Geſtirne, wie GOtt die anbetenden ſclaviſchen
Saͤnger;
Ja, euch auch, die die ewige Nacht im Abgrunde quaͤlet,
Und in der Nacht ein ſtrafendes Feuer, im Feuer Ver-
zweiflung,
Jn den Verzweiflungen ich! euch will er vom Tode be-
freyen.
Wir, wir werden alsdann, der Gottheit uneingedenck, ſcla-
viſch
Vor ihm liegen, vor ihm, dem neuen vergoͤtterten Men-
ſchen.
Was der mit dem allmaͤchtigen Donner nie von uns er-
zwinget,
Wird der aus des Todes Bezirk unbewaffnet vollen-
den.
Armer Verwegner! befreye dich erſt, dann erwecke die Tod-
ten.
Er ſoll ſterben, ja ſterben! er, der das Geſchlechte der
Menſchen
Eigenmaͤchtig vom Tode befreyte. Dich leg ich in Staub
hin
Bleich und entſtellt, in den Staub der Todten! Dann
will ich den Augen,
Die nicht ſehen, die Dunkel und Nacht nun ewig um-
nebeln,
Sagen: Ach ſeht, da erwachen die Todten; dann will ich
den Ohren,
Die nicht hoͤren, die ewig dem Ton die Unfuͤhlbarkeit zu-
ſchließt,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die ersten drei Gesänge von Klopstocks ‚Messias‘ … [mehr]
Die ersten drei Gesänge von Klopstocks ‚Messias‘ erschienen zunächst in den ‚Neuen Beiträgen zum Vergnügen des Verstandes und des Witzes‘ (Bremen und Leipzig). Im Deutschen Textarchiv finden Sie mit dem 1749 in Halle erschienenen Druck die erste selbstständige Publikation des ersten bis dritten Gesangs. Ab 1751 erschienen diese und die weiteren Gesänge in vier Bänden, die Sie ebenfalls im DTA finden.
Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias_1749/81>, abgerufen am 29.07.2024.
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