Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749.
Träumer
Traͤumer
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Zweyter Gefang.
Durch die langen anbetenden Reihen der Seraphim
wandelt.
Aber, warum, und ob ſie, dem Erdenkinde zu Ehren,
Oder um unſere Wachſamkeit auszuſorſchen, herabſtieg.
Dies weiß ich nicht. Zwar hoͤrt ich darunter gewaltige
Donner,
Donner mit dieſer Stimme vermengt: Das iſt mein Ge-
liebter,
Und mein Sohn, der mit innig gefaͤllt! Der war wohl
Eloa,
Oder ſonſt einer vom Throne, der, mich zu verwirren, dies
ausrief.
GOttes Stimme wars nicht; zum mindſten klang ſie viel
anders,
Als er uns Goͤttern vordem den Sohn der Ewigkeit auf-
drang
Auch war ein finſtrer Prophet dabey, der dort in der
Wuͤſte
Menſchenfeindlich die Felſen durchirrt; der rief ihm ent-
gegen:
Siehe das Lamm GOttes, daß der Erden Suͤnde ver-
ſoͤhnet!
Der du von Ewigkeit biſt, der du lange ſchon vor mir
geweſen,
Sey mir gegruͤßt! Aus dir, o du der Erbarmungen Fuͤlle!
Nehmen wir Gnad um Gnade. Durch Moſen gab GOtt
die Geſetze,
Aber durch den Geſalbten des HErrn koͤmmt Wahrheit
und Gnade.
Jſt das nicht hoch und prophetiſch genug? So iſt es,
wenn Traͤumer
Traͤumer
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