Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite

Dritter Gesang.

Diese geliebtesten Jünger nicht mehr? Die sind es, die
werden

Grösser, als du, und herrlicher seyn! die werden bey
JEsu

Schätze, wie Ströme, zu sich von des Landes Milde ver-
sammeln.

Auch die übrigen werden ein viel glückseliger Erbtheil,
Als du, verlgssener Sohn! von ihrem Messias empfan-
gen.

Komm, ich will dir ihr Reich in seiner Herrlichkeit zeigen.
Steig auf diesen Berg! Wanke nicht, Sohn! es ist ein-
mal dein Schicksal!

Siehest du dort vor uns das unendliche breite Gebirge,
Welches ins fruchtbare Thal verlängerte Schatten hinab-
streckt?

Hier wird unaufhörlich, wie aus Ophirischen Jnseln,
Gold ausgegraben! hier triefet das Thal, durch selige
Jahre

Reich und unerschöpflich, vom Ueberflusse des Segens.
Dies ist des auserwählten Johannes gesegnetes Erbe.
Jene mit hohen Traubengelendern umhangenen Hügel,
Diese von wallendem Korn weit überfliessenden Auen
Sind dem geliebtesten Petrus von seinem Messias gege-
ben,

Siehst du den ganzen Reichthum des Landes? Wie hier
sich die Städte,

Gleich der Königstochter, Jerusalem, unter der Sonne
Glänzend und hoch, voll unzählbarer Menschen im Thale
verbreiten!

Wie sich neue Jordane dort, die Städte zu wässern,
Unter der Umwölbung der hohen Mauren dahinziehn?
Gärten, gleich dem befruchteten Eden, umschatten den
Goldsand

Jhrer Gestade. Dies sind die Königreiche der Jünger.
Aber erblickst du, Jscharioth, auch in jener Entfernung
Dieses kleine gebirgigte Land? Da liegt es verödet
Wild, unbewohnt und steinigt mit dürren Gehölzen
durchwachsen.

Auf
J

Dritter Geſang.

Dieſe geliebteſten Juͤnger nicht mehr? Die ſind es, die
werden

Groͤſſer, als du, und herrlicher ſeyn! die werden bey
JEſu

Schaͤtze, wie Stroͤme, zu ſich von des Landes Milde ver-
ſammeln.

Auch die uͤbrigen werden ein viel gluͤckſeliger Erbtheil,
Als du, verlgſſener Sohn! von ihrem Meſſias empfan-
gen.

Komm, ich will dir ihr Reich in ſeiner Herrlichkeit zeigen.
Steig auf dieſen Berg! Wanke nicht, Sohn! es iſt ein-
mal dein Schickſal!

Sieheſt du dort vor uns das unendliche breite Gebirge,
Welches ins fruchtbare Thal verlaͤngerte Schatten hinab-
ſtreckt?

Hier wird unaufhoͤrlich, wie aus Ophiriſchen Jnſeln,
Gold ausgegraben! hier triefet das Thal, durch ſelige
Jahre

Reich und unerſchoͤpflich, vom Ueberfluſſe des Segens.
Dies iſt des auserwaͤhlten Johannes geſegnetes Erbe.
Jene mit hohen Traubengelendern umhangenen Huͤgel,
Dieſe von wallendem Korn weit uͤberflieſſenden Auen
Sind dem geliebteſten Petrus von ſeinem Meſſias gege-
ben,

Siehſt du den ganzen Reichthum des Landes? Wie hier
ſich die Staͤdte,

Gleich der Koͤnigstochter, Jeruſalem, unter der Sonne
Glaͤnzend und hoch, voll unzaͤhlbarer Menſchen im Thale
verbreiten!

Wie ſich neue Jordane dort, die Staͤdte zu waͤſſern,
Unter der Umwoͤlbung der hohen Mauren dahinziehn?
Gaͤrten, gleich dem befruchteten Eden, umſchatten den
Goldſand

Jhrer Geſtade. Dies ſind die Koͤnigreiche der Juͤnger.
Aber erblickſt du, Jſcharioth, auch in jener Entfernung
Dieſes kleine gebirgigte Land? Da liegt es veroͤdet
Wild, unbewohnt und ſteinigt mit duͤrren Gehoͤlzen
durchwachſen.

Auf
J
<TEI>
  <text>
    <body>
      <lg type="poem">
        <lg n="34">
          <l>
            <pb facs="#f0133" n="129"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Dritter Ge&#x017F;ang.</hi> </fw>
          </l><lb/>
          <l>Die&#x017F;e geliebte&#x017F;ten Ju&#x0364;nger nicht mehr? Die &#x017F;ind es, die<lb/><hi rendition="#et">werden</hi></l><lb/>
          <l>Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er, als du, und herrlicher &#x017F;eyn! die werden bey<lb/><hi rendition="#et">JE&#x017F;u</hi></l><lb/>
          <l>Scha&#x0364;tze, wie Stro&#x0364;me, zu &#x017F;ich von des Landes Milde ver-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ammeln.</hi></l><lb/>
          <l>Auch die u&#x0364;brigen werden ein viel glu&#x0364;ck&#x017F;eliger Erbtheil,</l><lb/>
          <l>Als du, verlg&#x017F;&#x017F;ener Sohn! von ihrem Me&#x017F;&#x017F;ias empfan-<lb/><hi rendition="#et">gen.</hi></l><lb/>
          <l>Komm, ich will dir ihr Reich in &#x017F;einer Herrlichkeit zeigen.</l><lb/>
          <l>Steig auf die&#x017F;en Berg! Wanke nicht, Sohn! es i&#x017F;t ein-<lb/><hi rendition="#et">mal dein Schick&#x017F;al!</hi></l><lb/>
          <l>Siehe&#x017F;t du dort vor uns das unendliche breite Gebirge,</l><lb/>
          <l>Welches ins fruchtbare Thal verla&#x0364;ngerte Schatten hinab-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;treckt?</hi></l><lb/>
          <l>Hier wird unaufho&#x0364;rlich, wie aus Ophiri&#x017F;chen Jn&#x017F;eln,</l><lb/>
          <l>Gold ausgegraben! hier triefet das Thal, durch &#x017F;elige<lb/><hi rendition="#et">Jahre</hi></l><lb/>
          <l>Reich und uner&#x017F;cho&#x0364;pflich, vom Ueberflu&#x017F;&#x017F;e des Segens.</l><lb/>
          <l>Dies i&#x017F;t des auserwa&#x0364;hlten Johannes ge&#x017F;egnetes Erbe.</l><lb/>
          <l>Jene mit hohen Traubengelendern umhangenen Hu&#x0364;gel,</l><lb/>
          <l>Die&#x017F;e von wallendem Korn weit u&#x0364;berflie&#x017F;&#x017F;enden Auen</l><lb/>
          <l>Sind dem geliebte&#x017F;ten Petrus von &#x017F;einem Me&#x017F;&#x017F;ias gege-<lb/><hi rendition="#et">ben,</hi></l><lb/>
          <l>Sieh&#x017F;t du den ganzen Reichthum des Landes? Wie hier<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ich die Sta&#x0364;dte,</hi></l><lb/>
          <l>Gleich der Ko&#x0364;nigstochter, Jeru&#x017F;alem, unter der Sonne</l><lb/>
          <l>Gla&#x0364;nzend und hoch, voll unza&#x0364;hlbarer Men&#x017F;chen im Thale<lb/><hi rendition="#et">verbreiten!</hi></l><lb/>
          <l>Wie &#x017F;ich neue Jordane dort, die Sta&#x0364;dte zu wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern,</l><lb/>
          <l>Unter der Umwo&#x0364;lbung der hohen Mauren dahinziehn?</l><lb/>
          <l>Ga&#x0364;rten, gleich dem befruchteten Eden, um&#x017F;chatten den<lb/><hi rendition="#et">Gold&#x017F;and</hi></l><lb/>
          <l>Jhrer Ge&#x017F;tade. Dies &#x017F;ind die Ko&#x0364;nigreiche der Ju&#x0364;nger.</l><lb/>
          <l>Aber erblick&#x017F;t du, J&#x017F;charioth, auch in jener Entfernung</l><lb/>
          <l>Die&#x017F;es kleine gebirgigte Land? Da liegt es vero&#x0364;det</l><lb/>
          <l>Wild, unbewohnt und &#x017F;teinigt mit du&#x0364;rren Geho&#x0364;lzen<lb/><hi rendition="#et">durchwach&#x017F;en.</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J</fw><fw place="bottom" type="catch">Auf</fw><lb/></l>
        </lg>
      </lg>
    </body>
  </text>
</TEI>
[129/0133] Dritter Geſang. Dieſe geliebteſten Juͤnger nicht mehr? Die ſind es, die werden Groͤſſer, als du, und herrlicher ſeyn! die werden bey JEſu Schaͤtze, wie Stroͤme, zu ſich von des Landes Milde ver- ſammeln. Auch die uͤbrigen werden ein viel gluͤckſeliger Erbtheil, Als du, verlgſſener Sohn! von ihrem Meſſias empfan- gen. Komm, ich will dir ihr Reich in ſeiner Herrlichkeit zeigen. Steig auf dieſen Berg! Wanke nicht, Sohn! es iſt ein- mal dein Schickſal! Sieheſt du dort vor uns das unendliche breite Gebirge, Welches ins fruchtbare Thal verlaͤngerte Schatten hinab- ſtreckt? Hier wird unaufhoͤrlich, wie aus Ophiriſchen Jnſeln, Gold ausgegraben! hier triefet das Thal, durch ſelige Jahre Reich und unerſchoͤpflich, vom Ueberfluſſe des Segens. Dies iſt des auserwaͤhlten Johannes geſegnetes Erbe. Jene mit hohen Traubengelendern umhangenen Huͤgel, Dieſe von wallendem Korn weit uͤberflieſſenden Auen Sind dem geliebteſten Petrus von ſeinem Meſſias gege- ben, Siehſt du den ganzen Reichthum des Landes? Wie hier ſich die Staͤdte, Gleich der Koͤnigstochter, Jeruſalem, unter der Sonne Glaͤnzend und hoch, voll unzaͤhlbarer Menſchen im Thale verbreiten! Wie ſich neue Jordane dort, die Staͤdte zu waͤſſern, Unter der Umwoͤlbung der hohen Mauren dahinziehn? Gaͤrten, gleich dem befruchteten Eden, umſchatten den Goldſand Jhrer Geſtade. Dies ſind die Koͤnigreiche der Juͤnger. Aber erblickſt du, Jſcharioth, auch in jener Entfernung Dieſes kleine gebirgigte Land? Da liegt es veroͤdet Wild, unbewohnt und ſteinigt mit duͤrren Gehoͤlzen durchwachſen. Auf J

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die ersten drei Gesänge von Klopstocks ‚Messias‘ … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias_1749/133
Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias_1749/133>, abgerufen am 03.05.2024.