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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749.

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Dritter Gesang.

Denn sein Krieg war gerecht. Und bleibt er, mitten im
Würgen,

Da noch ein Mensch, so wollen wir ihn vor dem Ewigen
fingen.

Seraph Siona fuhr fort. Der dort mit dem silber-
nen Haupthaar

Jener freundliche Greis, ist Bartholomäus, |mein Jün-
ger.

Schau sein frommes einnehmendes Antlitz. Die göttli-
che Tugend

Wohnet da gern. Den Sterblichen wird ihr strenges
Betragen,

Wenn er vor ihnen sie übt, weit liebenswürdiger werden.
Du wirst viel zu JEsu versammeln. Sie werden dein
Ende

Sehen und sich wundern, wenn du im Schweisse des
Todes

Deinen Mördern und Brüdern, gleich jungen Seraphim,
lächelst.

Wischet mit mir, wenn er stirbt, das Blut von seinem
Gesichte,

Himmlische Kräfte, damit sein abschiednehmendes Lächeln
Alle Versammlungen sehn, und sich zu JEsu bekehren.
Jener blasse verstummende Jüngling, sprach Elim itzt
weiter,

Jst mein auserwählter Lebbäus. So zärtlich und fühlend,
Als die Seele des stillen Lebbäus, sind wenig eeschaffen.
Da ich aus jenem Gefilde sie rief, wo die Seelen der
Menschen
Vor

Dritter Geſang.

Denn ſein Krieg war gerecht. Und bleibt er, mitten im
Wuͤrgen,

Da noch ein Menſch, ſo wollen wir ihn vor dem Ewigen
fingen.

Seraph Siona fuhr fort. Der dort mit dem ſilber-
nen Haupthaar

Jener freundliche Greis, iſt Bartholomaͤus, |mein Juͤn-
ger.

Schau ſein frommes einnehmendes Antlitz. Die goͤttli-
che Tugend

Wohnet da gern. Den Sterblichen wird ihr ſtrenges
Betragen,

Wenn er vor ihnen ſie uͤbt, weit liebenswuͤrdiger werden.
Du wirſt viel zu JEſu verſammeln. Sie werden dein
Ende

Sehen und ſich wundern, wenn du im Schweiſſe des
Todes

Deinen Moͤrdern und Bruͤdern, gleich jungen Seraphim,
laͤchelſt.

Wiſchet mit mir, wenn er ſtirbt, das Blut von ſeinem
Geſichte,

Himmliſche Kraͤfte, damit ſein abſchiednehmendes Laͤcheln
Alle Verſammlungen ſehn, und ſich zu JEſu bekehren.
Jener blaſſe verſtummende Juͤngling, ſprach Elim itzt
weiter,

Jſt mein auserwaͤhlter Lebbaͤus. So zaͤrtlich und fuͤhlend,
Als die Seele des ſtillen Lebbaͤus, ſind wenig eeſchaffen.
Da ich aus jenem Gefilde ſie rief, wo die Seelen der
Menſchen
Vor
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[111/0115] Dritter Geſang. Denn ſein Krieg war gerecht. Und bleibt er, mitten im Wuͤrgen, Da noch ein Menſch, ſo wollen wir ihn vor dem Ewigen fingen. Seraph Siona fuhr fort. Der dort mit dem ſilber- nen Haupthaar Jener freundliche Greis, iſt Bartholomaͤus, |mein Juͤn- ger. Schau ſein frommes einnehmendes Antlitz. Die goͤttli- che Tugend Wohnet da gern. Den Sterblichen wird ihr ſtrenges Betragen, Wenn er vor ihnen ſie uͤbt, weit liebenswuͤrdiger werden. Du wirſt viel zu JEſu verſammeln. Sie werden dein Ende Sehen und ſich wundern, wenn du im Schweiſſe des Todes Deinen Moͤrdern und Bruͤdern, gleich jungen Seraphim, laͤchelſt. Wiſchet mit mir, wenn er ſtirbt, das Blut von ſeinem Geſichte, Himmliſche Kraͤfte, damit ſein abſchiednehmendes Laͤcheln Alle Verſammlungen ſehn, und ſich zu JEſu bekehren. Jener blaſſe verſtummende Juͤngling, ſprach Elim itzt weiter, Jſt mein auserwaͤhlter Lebbaͤus. So zaͤrtlich und fuͤhlend, Als die Seele des ſtillen Lebbaͤus, ſind wenig eeſchaffen. Da ich aus jenem Gefilde ſie rief, wo die Seelen der Menſchen Vor

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Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias_1749/115>, abgerufen am 23.11.2024.