[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773.Siebzehnter Gesang. Mit dir reden, noch überlassen! Der Greis mit dem schönenBlüthenhaar, und dem röthlichen Wanderstab' an der Ulme Jst Husai. Der Jüngling, der dort an der Krümme des Baches Ernst das Auge gen Himmel erhebt, ist Jethro, der Schäfer Midians. Siehe, sie ist, in einen Schleyer dem Duft gleich, Eingehüllt, und mit Golde gegürtet die sanfte Megiddo, Jephtha's Tochter ... Es war der itzt schweigenden Blick auf des Mittlers Auferweckte noch immer gerichtet. Noch immer voll neuer, Süßer Verwunderung über die Welt, in welcher sie jezt war, Spähte sie alles darinn, bis auf die kleinste Verändrung, Mit des wärmsten Gefühls Theilnehmung. Jezo bemerkt sie, Wie, mit leiser Senkung, die vielbesaitete Harfe Korah an einen Oelbaum lehnt; jezt, wie sein Jedithun Jhm an die Harfe den Blumenkranz voll frischeres Dufts hängt; Nun, wie weiter hinauf an der Ulme Rahel den Epheu Windet; und nun, wie Rahel sich Hapuch nähert, als wollte Sie ihr helfen, und doch auf Erscheinungen sinnt. Da bey Bethlem Einst der Hirt Zalmona das Lied der Unsterblichen hörte, Das sie sangen von dem, der geboren war an der Krippe! Starb er vor Freude. Der war erstanden. Jhn sahe Maria Neben Bethlehems älterem Hirten, dem Sohn Jsai's. Beyde trugen Stäbe der Weide, waren vom Felde Beyde gekommen, und forschten der Auferweckung der Frommen, Jhren Erscheinungen nach, und liessen sichs alles erzählen. Jezo wandte zu Lazarus sich Maria von neuem: Sieh, er machet sich auf, und will dem Jüngling erscheinen, Den
Siebzehnter Geſang. Mit dir reden, noch uͤberlaſſen! Der Greis mit dem ſchoͤnenBluͤthenhaar, und dem roͤthlichen Wanderſtab’ an der Ulme Jſt Huſai. Der Juͤngling, der dort an der Kruͤmme des Baches Ernſt das Auge gen Himmel erhebt, iſt Jethro, der Schaͤfer Midians. Siehe, ſie iſt, in einen Schleyer dem Duft gleich, Eingehuͤllt, und mit Golde geguͤrtet die ſanfte Megiddo, Jephtha’s Tochter … Es war der itzt ſchweigenden Blick auf des Mittlers Auferweckte noch immer gerichtet. Noch immer voll neuer, Suͤßer Verwunderung uͤber die Welt, in welcher ſie jezt war, Spaͤhte ſie alles darinn, bis auf die kleinſte Veraͤndrung, Mit des waͤrmſten Gefuͤhls Theilnehmung. Jezo bemerkt ſie, Wie, mit leiſer Senkung, die vielbeſaitete Harfe Korah an einen Oelbaum lehnt; jezt, wie ſein Jedithun Jhm an die Harfe den Blumenkranz voll friſcheres Dufts haͤngt; Nun, wie weiter hinauf an der Ulme Rahel den Epheu Windet; und nun, wie Rahel ſich Hapuch naͤhert, als wollte Sie ihr helfen, und doch auf Erſcheinungen ſinnt. Da bey Bethlem Einſt der Hirt Zalmona das Lied der Unſterblichen hoͤrte, Das ſie ſangen von dem, der geboren war an der Krippe! Starb er vor Freude. Der war erſtanden. Jhn ſahe Maria Neben Bethlehems aͤlterem Hirten, dem Sohn Jſai’s. Beyde trugen Staͤbe der Weide, waren vom Felde Beyde gekommen, und forſchten der Auferweckung der Frommen, Jhren Erſcheinungen nach, und lieſſen ſichs alles erzaͤhlen. Jezo wandte zu Lazarus ſich Maria von neuem: Sieh, er machet ſich auf, und will dem Juͤngling erſcheinen, Den
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Siebzehnter Geſang.
Mit dir reden, noch uͤberlaſſen! Der Greis mit dem ſchoͤnen
Bluͤthenhaar, und dem roͤthlichen Wanderſtab’ an der Ulme
Jſt Huſai. Der Juͤngling, der dort an der Kruͤmme des Baches
Ernſt das Auge gen Himmel erhebt, iſt Jethro, der Schaͤfer
Midians. Siehe, ſie iſt, in einen Schleyer dem Duft gleich,
Eingehuͤllt, und mit Golde geguͤrtet die ſanfte Megiddo,
Jephtha’s Tochter … Es war der itzt ſchweigenden Blick auf des
Mittlers
Auferweckte noch immer gerichtet. Noch immer voll neuer,
Suͤßer Verwunderung uͤber die Welt, in welcher ſie jezt war,
Spaͤhte ſie alles darinn, bis auf die kleinſte Veraͤndrung,
Mit des waͤrmſten Gefuͤhls Theilnehmung. Jezo bemerkt ſie,
Wie, mit leiſer Senkung, die vielbeſaitete Harfe
Korah an einen Oelbaum lehnt; jezt, wie ſein Jedithun
Jhm an die Harfe den Blumenkranz voll friſcheres Dufts haͤngt;
Nun, wie weiter hinauf an der Ulme Rahel den Epheu
Windet; und nun, wie Rahel ſich Hapuch naͤhert, als wollte
Sie ihr helfen, und doch auf Erſcheinungen ſinnt. Da bey Bethlem
Einſt der Hirt Zalmona das Lied der Unſterblichen hoͤrte,
Das ſie ſangen von dem, der geboren war an der Krippe!
Starb er vor Freude. Der war erſtanden. Jhn ſahe Maria
Neben Bethlehems aͤlterem Hirten, dem Sohn Jſai’s.
Beyde trugen Staͤbe der Weide, waren vom Felde
Beyde gekommen, und forſchten der Auferweckung der Frommen,
Jhren Erſcheinungen nach, und lieſſen ſichs alles erzaͤhlen.
Jezo wandte zu Lazarus ſich Maria von neuem:
Sieh, er machet ſich auf, und will dem Juͤngling erſcheinen,
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