[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773.Neunzehnter Gesang. Freudig sagt' es Lebbäus, fuhr fort: Das wurde noch keinem! Heil dir, Seliger Gottes, zu deiner großen Belohnung! Eins nur ist mir Zweifel. Wir sterben, und gehen zum Mittler; Und du bliebest zurück? Doch er ist ja bey den Seinen Bis an das Ende der Tage! bey ihnen im Himmel, bey ihnen Auf der Erde. Du stirbst nicht, Johannes! Sie giengen, Voll der künftigen Welt, zurück zu des Lebens Geschäfte, Ruderten hin und wieder, und theilten aus, in der Freude Jhres Herzens, das volle Netz, wo etwa ein Nachen Lag, der auch bis zur Frühe, wie ihrer, vergebens umherglitt. Sonnen giengen auf, und giengen unter, und immer Währte das erste Gericht des Versöhners. Schnelle Worte, Schnellere Winke geboten den Engeln; die zeugten, enthüllten Flammenschrift; bald rollten sie wieder die Bücher zusammen; Streuten nur wenig umher des furchtbaren Glanzes. Die Seelen Redeten, schwebten verstummt. Kurz war das Urtheil des Richters! Traf, gleich Blitzen! umglänzte, wie Stralen des Tages, mit Wonne! Lange hatte sich schon, und weit der Ruf von des Mittlers Auferstehung verbreitet, und, daß die Jünger ihn sähen! Und daß himmlische Zeugen aus jenen Hütten des Friedens Zu den Sterblichen kämen! und er, von welchem die Todten Zeugten, sey wieder hinab nach Galiläa gegangen, Sich von neuem zu offenbaren. Gesendete Freunde Eilten umher, und verkündeten freudig: Auf dem Gebirge Tabor sammeln sie sich, die der neuen Offenbarung Herrlichkeit harren. Sie stehn im Schatten der Ceder, und laben Nicht J 2
Neunzehnter Geſang. Freudig ſagt’ es Lebbaͤus, fuhr fort: Das wurde noch keinem! Heil dir, Seliger Gottes, zu deiner großen Belohnung! Eins nur iſt mir Zweifel. Wir ſterben, und gehen zum Mittler; Und du bliebeſt zuruͤck? Doch er iſt ja bey den Seinen Bis an das Ende der Tage! bey ihnen im Himmel, bey ihnen Auf der Erde. Du ſtirbſt nicht, Johannes! Sie giengen, Voll der kuͤnftigen Welt, zuruͤck zu des Lebens Geſchaͤfte, Ruderten hin und wieder, und theilten aus, in der Freude Jhres Herzens, das volle Netz, wo etwa ein Nachen Lag, der auch bis zur Fruͤhe, wie ihrer, vergebens umherglitt. Sonnen giengen auf, und giengen unter, und immer Waͤhrte das erſte Gericht des Verſoͤhners. Schnelle Worte, Schnellere Winke geboten den Engeln; die zeugten, enthuͤllten Flammenſchrift; bald rollten ſie wieder die Buͤcher zuſammen; Streuten nur wenig umher des furchtbaren Glanzes. Die Seelen Redeten, ſchwebten verſtummt. Kurz war das Urtheil des Richters! Traf, gleich Blitzen! umglaͤnzte, wie Stralen des Tages, mit Wonne! Lange hatte ſich ſchon, und weit der Ruf von des Mittlers Auferſtehung verbreitet, und, daß die Juͤnger ihn ſaͤhen! Und daß himmliſche Zeugen aus jenen Huͤtten des Friedens Zu den Sterblichen kaͤmen! und er, von welchem die Todten Zeugten, ſey wieder hinab nach Galilaͤa gegangen, Sich von neuem zu offenbaren. Geſendete Freunde Eilten umher, und verkuͤndeten freudig: Auf dem Gebirge Tabor ſammeln ſie ſich, die der neuen Offenbarung Herrlichkeit harren. Sie ſtehn im Schatten der Ceder, und laben Nicht J 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0131" n="131"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Neunzehnter Geſang.</hi> </fw><lb/> <lg n="27"> <l>Freudig ſagt’ es Lebbaͤus, fuhr fort: Das wurde noch keinem!</l><lb/> <l>Heil dir, Seliger Gottes, zu deiner großen Belohnung!</l><lb/> <l>Eins nur iſt mir Zweifel. Wir ſterben, und gehen zum Mittler;</l><lb/> <l>Und du bliebeſt zuruͤck? Doch er iſt ja bey den Seinen</l><lb/> <l>Bis an das Ende der Tage! bey ihnen im Himmel, bey ihnen</l><lb/> <l>Auf der Erde. Du ſtirbſt nicht, Johannes! Sie giengen,</l><lb/> <l>Voll der kuͤnftigen Welt, zuruͤck zu des Lebens Geſchaͤfte,</l><lb/> <l>Ruderten hin und wieder, und theilten aus, in der Freude</l><lb/> <l>Jhres Herzens, das volle Netz, wo etwa ein Nachen</l><lb/> <l>Lag, der auch bis zur Fruͤhe, wie ihrer, vergebens umherglitt.</l> </lg><lb/> <lg n="28"> <l>Sonnen giengen auf, und giengen unter, und immer</l><lb/> <l>Waͤhrte das erſte Gericht des Verſoͤhners. Schnelle Worte,</l><lb/> <l>Schnellere Winke geboten den Engeln; die zeugten, enthuͤllten</l><lb/> <l>Flammenſchrift; bald rollten ſie wieder die Buͤcher zuſammen;</l><lb/> <l>Streuten nur wenig umher des furchtbaren Glanzes. Die Seelen</l><lb/> <l>Redeten, ſchwebten verſtummt. Kurz war das Urtheil des Richters!</l><lb/> <l>Traf, gleich Blitzen! umglaͤnzte, wie Stralen des Tages, mit Wonne!</l> </lg><lb/> <lg n="29"> <l>Lange hatte ſich ſchon, und weit der Ruf von des Mittlers</l><lb/> <l>Auferſtehung verbreitet, und, daß die Juͤnger ihn ſaͤhen!</l><lb/> <l>Und daß himmliſche Zeugen aus jenen Huͤtten des Friedens</l><lb/> <l>Zu den Sterblichen kaͤmen! und er, von welchem die Todten</l><lb/> <l>Zeugten, ſey wieder hinab nach Galilaͤa gegangen,</l><lb/> <l>Sich von neuem zu offenbaren. Geſendete Freunde</l><lb/> <l>Eilten umher, und verkuͤndeten freudig: Auf dem Gebirge</l><lb/> <l>Tabor ſammeln ſie ſich, die der neuen Offenbarung</l><lb/> <l>Herrlichkeit harren. Sie ſtehn im Schatten der Ceder, und laben</l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">J 2</fw> <fw place="bottom" type="catch">Nicht</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [131/0131]
Neunzehnter Geſang.
Freudig ſagt’ es Lebbaͤus, fuhr fort: Das wurde noch keinem!
Heil dir, Seliger Gottes, zu deiner großen Belohnung!
Eins nur iſt mir Zweifel. Wir ſterben, und gehen zum Mittler;
Und du bliebeſt zuruͤck? Doch er iſt ja bey den Seinen
Bis an das Ende der Tage! bey ihnen im Himmel, bey ihnen
Auf der Erde. Du ſtirbſt nicht, Johannes! Sie giengen,
Voll der kuͤnftigen Welt, zuruͤck zu des Lebens Geſchaͤfte,
Ruderten hin und wieder, und theilten aus, in der Freude
Jhres Herzens, das volle Netz, wo etwa ein Nachen
Lag, der auch bis zur Fruͤhe, wie ihrer, vergebens umherglitt.
Sonnen giengen auf, und giengen unter, und immer
Waͤhrte das erſte Gericht des Verſoͤhners. Schnelle Worte,
Schnellere Winke geboten den Engeln; die zeugten, enthuͤllten
Flammenſchrift; bald rollten ſie wieder die Buͤcher zuſammen;
Streuten nur wenig umher des furchtbaren Glanzes. Die Seelen
Redeten, ſchwebten verſtummt. Kurz war das Urtheil des Richters!
Traf, gleich Blitzen! umglaͤnzte, wie Stralen des Tages, mit Wonne!
Lange hatte ſich ſchon, und weit der Ruf von des Mittlers
Auferſtehung verbreitet, und, daß die Juͤnger ihn ſaͤhen!
Und daß himmliſche Zeugen aus jenen Huͤtten des Friedens
Zu den Sterblichen kaͤmen! und er, von welchem die Todten
Zeugten, ſey wieder hinab nach Galilaͤa gegangen,
Sich von neuem zu offenbaren. Geſendete Freunde
Eilten umher, und verkuͤndeten freudig: Auf dem Gebirge
Tabor ſammeln ſie ſich, die der neuen Offenbarung
Herrlichkeit harren. Sie ſtehn im Schatten der Ceder, und laben
Nicht
J 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |