Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Messias.
David eilte zu Kis Grabmaal in Zela Benoni,
Denn so nannt' ihn Rahel, als ihr den Tod der Geliebte,
Sie das Leben ihm gab; zu seinem Jonathan eilt' er.
Ach du bist es doch selber? du bist es, mein David, doch selber?
Siehe, so sind nur Henoch und nur Elia! wer bist du,
Vater des großen Todten, geworden! ... Der Staub in dem Grabmaal
Meiner Kinder und meinem bewegte sich, siehe, da bin ich
Auferstanden! ... Du Vater des Gottgeopferten, Heil dir
Auch zu dieser Herrlichkeit! ... Du mein Jonathan, wirst auch
Aufstehn ... Jch? bin ich der Väter des Göttlichen Einer?
Adam erstand, und Noah und Abraham! ... Sind sie nicht alle
Väter des Mittlers? .. Auch Moses entstand! .. Wer kann sich mit Moses
Jhm vergleichen, der Aarons Gott war? .. Auch ich bin erstanden.
Haft du gesündigt wie ich? .. Das nicht, doch war ich so edel,
Und so fromm als, David, du warst? und über das alles
Stammet denn nicht der Messias von dir? Wie wenig verdient' ich,
Und wie dank ich dafür, daß ich gewürdiget wurde,
Mit vom Himmel herunter zu kommen, und Jesus zu sehen.
David! ich habe genung! ich hab ihn sterben gesehen!
Und mein Auge wird auch zum Triumphe des Herrlichen aufschaun!
Auch dadurch bin ich selig, daß du, mein David, zu mir kömmst.
Wehmuth hätte mich fast bey diesem Grab ergriffen;
Denn hier bin ich allein, und keiner von meinen Vätern
Jst mit mir, und keiner von meinen Brüdern; die meisten
Sind zwar selig, allein ach ruht nicht hier sein Gebein auch,
Sauls? .. Du klagest doch nicht, o du mein Jonathan? .. David,
Lieber wollt' ich vergehn! Jch klagen? machte mich Gott nicht
Auch
Der Meſſias.
David eilte zu Kis Grabmaal in Zela Benoni,
Denn ſo nannt’ ihn Rahel, als ihr den Tod der Geliebte,
Sie das Leben ihm gab; zu ſeinem Jonathan eilt’ er.
Ach du biſt es doch ſelber? du biſt es, mein David, doch ſelber?
Siehe, ſo ſind nur Henoch und nur Elia! wer biſt du,
Vater des großen Todten, geworden! … Der Staub in dem Grabmaal
Meiner Kinder und meinem bewegte ſich, ſiehe, da bin ich
Auferſtanden! … Du Vater des Gottgeopferten, Heil dir
Auch zu dieſer Herrlichkeit! … Du mein Jonathan, wirſt auch
Aufſtehn … Jch? bin ich der Vaͤter des Goͤttlichen Einer?
Adam erſtand, und Noah und Abraham! … Sind ſie nicht alle
Vaͤter des Mittlers? .. Auch Moſes entſtand! .. Wer kañ ſich mit Moſes
Jhm vergleichen, der Aarons Gott war? .. Auch ich bin erſtanden.
Haft du geſuͤndigt wie ich? .. Das nicht, doch war ich ſo edel,
Und ſo fromm als, David, du warſt? und uͤber das alles
Stammet denn nicht der Meſſias von dir? Wie wenig verdient’ ich,
Und wie dank ich dafuͤr, daß ich gewuͤrdiget wurde,
Mit vom Himmel herunter zu kommen, und Jeſus zu ſehen.
David! ich habe genung! ich hab ihn ſterben geſehen!
Und mein Auge wird auch zum Triumphe des Herrlichen aufſchaun!
Auch dadurch bin ich ſelig, daß du, mein David, zu mir koͤmmſt.
Wehmuth haͤtte mich faſt bey dieſem Grab ergriffen;
Denn hier bin ich allein, und keiner von meinen Vaͤtern
Jſt mit mir, und keiner von meinen Bruͤdern; die meiſten
Sind zwar ſelig, allein ach ruht nicht hier ſein Gebein auch,
Sauls? .. Du klageſt doch nicht, o du mein Jonathan? .. David,
Lieber wollt’ ich vergehn! Jch klagen? machte mich Gott nicht
Auch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0058" n="42"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Me&#x017F;&#x017F;ias.</hi> </fw><lb/>
          <lg n="92">
            <l>David eilte zu Kis Grabmaal in Zela Benoni,</l><lb/>
            <l>Denn &#x017F;o nannt&#x2019; ihn Rahel, als ihr den Tod der Geliebte,</l><lb/>
            <l>Sie das Leben ihm gab; zu &#x017F;einem Jonathan eilt&#x2019; er.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="93">
            <l>Ach du bi&#x017F;t es doch &#x017F;elber? du bi&#x017F;t es, mein David, doch &#x017F;elber?</l><lb/>
            <l>Siehe, &#x017F;o &#x017F;ind nur Henoch und nur Elia! wer bi&#x017F;t du,</l><lb/>
            <l>Vater des großen Todten, geworden! &#x2026; Der Staub in dem Grabmaal</l><lb/>
            <l>Meiner Kinder und meinem bewegte &#x017F;ich, &#x017F;iehe, da bin ich</l><lb/>
            <l>Aufer&#x017F;tanden! &#x2026; Du Vater des Gottgeopferten, Heil dir</l><lb/>
            <l>Auch zu die&#x017F;er Herrlichkeit! &#x2026; Du mein Jonathan, wir&#x017F;t auch</l><lb/>
            <l>Auf&#x017F;tehn &#x2026; Jch? bin ich der Va&#x0364;ter des Go&#x0364;ttlichen Einer?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="94">
            <l>Adam er&#x017F;tand, und Noah und Abraham! &#x2026; Sind &#x017F;ie nicht alle</l><lb/>
            <l>Va&#x0364;ter des Mittlers? .. Auch Mo&#x017F;es ent&#x017F;tand! .. Wer kañ &#x017F;ich mit Mo&#x017F;es</l><lb/>
            <l>Jhm vergleichen, der Aarons Gott war? .. Auch ich bin er&#x017F;tanden.</l><lb/>
            <l>Haft du ge&#x017F;u&#x0364;ndigt wie ich? .. Das nicht, doch war ich &#x017F;o edel,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;o fromm als, David, du war&#x017F;t? und u&#x0364;ber das alles</l><lb/>
            <l>Stammet denn nicht der Me&#x017F;&#x017F;ias von dir? Wie wenig verdient&#x2019; ich,</l><lb/>
            <l>Und wie dank ich dafu&#x0364;r, daß ich gewu&#x0364;rdiget wurde,</l><lb/>
            <l>Mit vom Himmel herunter zu kommen, und Je&#x017F;us zu &#x017F;ehen.</l><lb/>
            <l>David! ich habe genung! ich hab ihn &#x017F;terben ge&#x017F;ehen!</l><lb/>
            <l>Und mein Auge wird auch zum Triumphe des Herrlichen auf&#x017F;chaun!</l><lb/>
            <l>Auch dadurch bin ich &#x017F;elig, daß du, mein David, zu mir ko&#x0364;mm&#x017F;t.</l><lb/>
            <l>Wehmuth ha&#x0364;tte mich fa&#x017F;t bey die&#x017F;em Grab ergriffen;</l><lb/>
            <l>Denn hier bin ich allein, und keiner von meinen Va&#x0364;tern</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t mit mir, und keiner von meinen Bru&#x0364;dern; die mei&#x017F;ten</l><lb/>
            <l>Sind zwar &#x017F;elig, allein ach ruht nicht hier &#x017F;ein Gebein auch,</l><lb/>
            <l>Sauls? .. Du klage&#x017F;t doch nicht, o du mein Jonathan? .. David,</l><lb/>
            <l>Lieber wollt&#x2019; ich vergehn! Jch klagen? machte mich Gott nicht</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Auch</fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[42/0058] Der Meſſias. David eilte zu Kis Grabmaal in Zela Benoni, Denn ſo nannt’ ihn Rahel, als ihr den Tod der Geliebte, Sie das Leben ihm gab; zu ſeinem Jonathan eilt’ er. Ach du biſt es doch ſelber? du biſt es, mein David, doch ſelber? Siehe, ſo ſind nur Henoch und nur Elia! wer biſt du, Vater des großen Todten, geworden! … Der Staub in dem Grabmaal Meiner Kinder und meinem bewegte ſich, ſiehe, da bin ich Auferſtanden! … Du Vater des Gottgeopferten, Heil dir Auch zu dieſer Herrlichkeit! … Du mein Jonathan, wirſt auch Aufſtehn … Jch? bin ich der Vaͤter des Goͤttlichen Einer? Adam erſtand, und Noah und Abraham! … Sind ſie nicht alle Vaͤter des Mittlers? .. Auch Moſes entſtand! .. Wer kañ ſich mit Moſes Jhm vergleichen, der Aarons Gott war? .. Auch ich bin erſtanden. Haft du geſuͤndigt wie ich? .. Das nicht, doch war ich ſo edel, Und ſo fromm als, David, du warſt? und uͤber das alles Stammet denn nicht der Meſſias von dir? Wie wenig verdient’ ich, Und wie dank ich dafuͤr, daß ich gewuͤrdiget wurde, Mit vom Himmel herunter zu kommen, und Jeſus zu ſehen. David! ich habe genung! ich hab ihn ſterben geſehen! Und mein Auge wird auch zum Triumphe des Herrlichen aufſchaun! Auch dadurch bin ich ſelig, daß du, mein David, zu mir koͤmmſt. Wehmuth haͤtte mich faſt bey dieſem Grab ergriffen; Denn hier bin ich allein, und keiner von meinen Vaͤtern Jſt mit mir, und keiner von meinen Bruͤdern; die meiſten Sind zwar ſelig, allein ach ruht nicht hier ſein Gebein auch, Sauls? .. Du klageſt doch nicht, o du mein Jonathan? .. David, Lieber wollt’ ich vergehn! Jch klagen? machte mich Gott nicht Auch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769/58
Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769/58>, abgerufen am 24.11.2024.