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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.

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Der Messias.
Simeon, Simeon, komm! Mein Auge wird dich nicht sehen,
Theurer Bruder, allein nicht lange, so werd ich dich sehen,
Wenn die Nacht des finsteren Thals zu dem Lichte mich aufweckt.

Simeon kam in Schimmer des Mondes, mit himmlischem Glanze
Ueberkleidet, einhergegangen. Mit sanfterem Schrecken,
Als Benoni's unangekündetes Schimmern, erblickten
Sie die Strahlengestalt; allein mit grösserem Staunen.
Also floß von der Lippe des hohen Engels die Stimme:
Jesus Christus ist auferstanden! Viele der Frommen
Haben, auf seiner Allmacht Wink, die Gräber verlassen!
Er erscheinet, und wir erscheinen. Jhn sehn nur die Zeugen,
Die er zu lehren beruft, und Wunder zu thun, und zu bluten!
Derer die Kronen der Erstlinge warten, und Palmen im Himmel!
Und ein Thron im Gericht! Doch eh der Mittler zu Gott geht,
Eh mit Jauchzen, und heller Posaune, gen Himmel er auffährt,
Werden auf Einmal ihn noch fünfhundert Glaubende sehen.
Jesus segn' euch, und nenne, mit dieser Begnadeten Namen,
Eure Namen! Ja segne sie, Herr, mit dieser Erbarmung!
Simeon, auferstanden bist du vor dem Tage der Tage?
Ach! wie dürstet mein Herz, dich zu sehn! doch ich würde ja Jesus
Selber nicht sehn! Nie hat mich schwerer die Blindheit belastet!
Schmerz, verstumm du! die heilige Stunde, da Simeon mich sieht,
Jch ihn reden höre, soll keine Klage bewölken,
Da er von Jesus mit mir und seiner Herrlichkeit, redet!
Ach! fünfhundert auf Einmal! Wofern ich zu ihnen gehörte,
Würd ich dennoch mich freun! Sie würden Entzückungen reden!
Darfst du von eurem Himmel, und seinen Geheimnissen sprechen,
Simeon?

Der Meſſias.
Simeon, Simeon, komm! Mein Auge wird dich nicht ſehen,
Theurer Bruder, allein nicht lange, ſo werd ich dich ſehen,
Wenn die Nacht des finſteren Thals zu dem Lichte mich aufweckt.

Simeon kam in Schimmer des Mondes, mit himmliſchem Glanze
Ueberkleidet, einhergegangen. Mit ſanfterem Schrecken,
Als Benoni’s unangekuͤndetes Schimmern, erblickten
Sie die Strahlengeſtalt; allein mit groͤſſerem Staunen.
Alſo floß von der Lippe des hohen Engels die Stimme:
Jeſus Chriſtus iſt auferſtanden! Viele der Frommen
Haben, auf ſeiner Allmacht Wink, die Graͤber verlaſſen!
Er erſcheinet, und wir erſcheinen. Jhn ſehn nur die Zeugen,
Die er zu lehren beruft, und Wunder zu thun, und zu bluten!
Derer die Kronen der Erſtlinge warten, und Palmen im Himmel!
Und ein Thron im Gericht! Doch eh der Mittler zu Gott geht,
Eh mit Jauchzen, und heller Poſaune, gen Himmel er auffaͤhrt,
Werden auf Einmal ihn noch fuͤnfhundert Glaubende ſehen.
Jeſus ſegn’ euch, und nenne, mit dieſer Begnadeten Namen,
Eure Namen! Ja ſegne ſie, Herr, mit dieſer Erbarmung!
Simeon, auferſtanden biſt du vor dem Tage der Tage?
Ach! wie duͤrſtet mein Herz, dich zu ſehn! doch ich wuͤrde ja Jeſus
Selber nicht ſehn! Nie hat mich ſchwerer die Blindheit belaſtet!
Schmerz, verſtumm du! die heilige Stunde, da Simeon mich ſieht,
Jch ihn reden hoͤre, ſoll keine Klage bewoͤlken,
Da er von Jeſus mit mir und ſeiner Herrlichkeit, redet!
Ach! fuͤnfhundert auf Einmal! Wofern ich zu ihnen gehoͤrte,
Wuͤrd ich dennoch mich freun! Sie wuͤrden Entzuͤckungen reden!
Darfſt du von eurem Himmel, und ſeinen Geheimniſſen ſprechen,
Simeon?
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[240/0256] Der Meſſias. Simeon, Simeon, komm! Mein Auge wird dich nicht ſehen, Theurer Bruder, allein nicht lange, ſo werd ich dich ſehen, Wenn die Nacht des finſteren Thals zu dem Lichte mich aufweckt. Simeon kam in Schimmer des Mondes, mit himmliſchem Glanze Ueberkleidet, einhergegangen. Mit ſanfterem Schrecken, Als Benoni’s unangekuͤndetes Schimmern, erblickten Sie die Strahlengeſtalt; allein mit groͤſſerem Staunen. Alſo floß von der Lippe des hohen Engels die Stimme: Jeſus Chriſtus iſt auferſtanden! Viele der Frommen Haben, auf ſeiner Allmacht Wink, die Graͤber verlaſſen! Er erſcheinet, und wir erſcheinen. Jhn ſehn nur die Zeugen, Die er zu lehren beruft, und Wunder zu thun, und zu bluten! Derer die Kronen der Erſtlinge warten, und Palmen im Himmel! Und ein Thron im Gericht! Doch eh der Mittler zu Gott geht, Eh mit Jauchzen, und heller Poſaune, gen Himmel er auffaͤhrt, Werden auf Einmal ihn noch fuͤnfhundert Glaubende ſehen. Jeſus ſegn’ euch, und nenne, mit dieſer Begnadeten Namen, Eure Namen! Ja ſegne ſie, Herr, mit dieſer Erbarmung! Simeon, auferſtanden biſt du vor dem Tage der Tage? Ach! wie duͤrſtet mein Herz, dich zu ſehn! doch ich wuͤrde ja Jeſus Selber nicht ſehn! Nie hat mich ſchwerer die Blindheit belaſtet! Schmerz, verſtumm du! die heilige Stunde, da Simeon mich ſieht, Jch ihn reden hoͤre, ſoll keine Klage bewoͤlken, Da er von Jeſus mit mir und ſeiner Herrlichkeit, redet! Ach! fuͤnfhundert auf Einmal! Wofern ich zu ihnen gehoͤrte, Wuͤrd ich dennoch mich freun! Sie wuͤrden Entzuͤckungen reden! Darfſt du von eurem Himmel, und ſeinen Geheimniſſen ſprechen, Simeon?

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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769/256>, abgerufen am 24.11.2024.