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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.

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Der Messias.
Jch bin Jesus, den du verfolgst! Schwer wird dir es werden,
Wider den Stachel zu lecken! Er spricht mit Zittern und Zagen:
Herr, was gebeutst du, was soll ich thun? Der Wecker vom Himmel
Jesus, der Thronende zu der Rechte des ewigen Vaters,
Giebt ihm Befehle. Die thut er, obgleich geschlagen von Blindheit.
Sieh! ihn leiten seine Gefährten, die neben ihm zagen,
Nach Damaskon zum Seher. Ein auserwähltes Rüstzeug
Jst er dem Herrn! Verkündigen soll er des Göttlichen Namen
Unter den Heiden, und ihren Beherrschern, und Jsraels Söhnen!
Zeigen will ihm der Herr, wie viel er um Seinetwillen
Leiden soll! Er empfäht den heiligen Geist, und die Blindheit
Läßt ihn. Er wird getauft, und predigt den Namen des Mittlers,
Daß der sey des Ewigen Sohn, der todte Messias,
Der erstandne, verherrlichte, himmelerhabne Messias!
Gabriel schwieg. Und Abraham rief mit gefalteten Händen:
Daß du bist der Vollender vom Anbeginne der Welten!
Daß sich beugen sollen, in deinem Namen, die Kniee
Aller im Himmel, und Aller auf Erden, und unter der Erde!
Aller Zungen bekennen, des Ersten am ewigen Throne,
Und des Letzten am Grabe: Du seyst zu der Ehre des Vaters
Herr! du Eingebohrner zur Herrlichkeit, Halleluja!
Und sie schwiegen lange vor inniger Wonne. Zuletzt sprach
Moses, und weihete so den ernsten Jüngling: Die Liebe
Christus dringe dich, und der Brüder! Sey denn gerüstet,
Niederzustürzen die Höhn, die gegen den Herrn sich erheben!
Lehr ihn, ein Redner, wie Menschen, und lehr ihn, ein Redner, wie Engel;
Aber habe die Liebe zugleich, die Liebe Christus,
Die
Der Meſſias.
Jch bin Jeſus, den du verfolgſt! Schwer wird dir es werden,
Wider den Stachel zu lecken! Er ſpricht mit Zittern und Zagen:
Herr, was gebeutſt du, was ſoll ich thun? Der Wecker vom Himmel
Jeſus, der Thronende zu der Rechte des ewigen Vaters,
Giebt ihm Befehle. Die thut er, obgleich geſchlagen von Blindheit.
Sieh! ihn leiten ſeine Gefaͤhrten, die neben ihm zagen,
Nach Damaskon zum Seher. Ein auserwaͤhltes Ruͤſtzeug
Jſt er dem Herrn! Verkuͤndigen ſoll er des Goͤttlichen Namen
Unter den Heiden, und ihren Beherrſchern, und Jſraels Soͤhnen!
Zeigen will ihm der Herr, wie viel er um Seinetwillen
Leiden ſoll! Er empfaͤht den heiligen Geiſt, und die Blindheit
Laͤßt ihn. Er wird getauft, und predigt den Namen des Mittlers,
Daß der ſey des Ewigen Sohn, der todte Meſſias,
Der erſtandne, verherrlichte, himmelerhabne Meſſias!
Gabriel ſchwieg. Und Abraham rief mit gefalteten Haͤnden:
Daß du biſt der Vollender vom Anbeginne der Welten!
Daß ſich beugen ſollen, in deinem Namen, die Kniee
Aller im Himmel, und Aller auf Erden, und unter der Erde!
Aller Zungen bekennen, des Erſten am ewigen Throne,
Und des Letzten am Grabe: Du ſeyſt zu der Ehre des Vaters
Herr! du Eingebohrner zur Herrlichkeit, Halleluja!
Und ſie ſchwiegen lange vor inniger Wonne. Zuletzt ſprach
Moſes, und weihete ſo den ernſten Juͤngling: Die Liebe
Chriſtus dringe dich, und der Bruͤder! Sey denn geruͤſtet,
Niederzuſtuͤrzen die Hoͤhn, die gegen den Herrn ſich erheben!
Lehr ihn, ein Redner, wie Menſchen, und lehr ihn, ein Redner, wie Engel;
Aber habe die Liebe zugleich, die Liebe Chriſtus,
Die
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[236/0252] Der Meſſias. Jch bin Jeſus, den du verfolgſt! Schwer wird dir es werden, Wider den Stachel zu lecken! Er ſpricht mit Zittern und Zagen: Herr, was gebeutſt du, was ſoll ich thun? Der Wecker vom Himmel Jeſus, der Thronende zu der Rechte des ewigen Vaters, Giebt ihm Befehle. Die thut er, obgleich geſchlagen von Blindheit. Sieh! ihn leiten ſeine Gefaͤhrten, die neben ihm zagen, Nach Damaskon zum Seher. Ein auserwaͤhltes Ruͤſtzeug Jſt er dem Herrn! Verkuͤndigen ſoll er des Goͤttlichen Namen Unter den Heiden, und ihren Beherrſchern, und Jſraels Soͤhnen! Zeigen will ihm der Herr, wie viel er um Seinetwillen Leiden ſoll! Er empfaͤht den heiligen Geiſt, und die Blindheit Laͤßt ihn. Er wird getauft, und predigt den Namen des Mittlers, Daß der ſey des Ewigen Sohn, der todte Meſſias, Der erſtandne, verherrlichte, himmelerhabne Meſſias! Gabriel ſchwieg. Und Abraham rief mit gefalteten Haͤnden: Daß du biſt der Vollender vom Anbeginne der Welten! Daß ſich beugen ſollen, in deinem Namen, die Kniee Aller im Himmel, und Aller auf Erden, und unter der Erde! Aller Zungen bekennen, des Erſten am ewigen Throne, Und des Letzten am Grabe: Du ſeyſt zu der Ehre des Vaters Herr! du Eingebohrner zur Herrlichkeit, Halleluja! Und ſie ſchwiegen lange vor inniger Wonne. Zuletzt ſprach Moſes, und weihete ſo den ernſten Juͤngling: Die Liebe Chriſtus dringe dich, und der Bruͤder! Sey denn geruͤſtet, Niederzuſtuͤrzen die Hoͤhn, die gegen den Herrn ſich erheben! Lehr ihn, ein Redner, wie Menſchen, und lehr ihn, ein Redner, wie Engel; Aber habe die Liebe zugleich, die Liebe Chriſtus, Die

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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769/252>, abgerufen am 29.03.2024.