Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.

Bild:
<< vorherige Seite
Vierzehnter Gesang.
Wenige Tage nur erst. Doch sind stets Boten aus Juda
Nach den Hütten der Freude gekommen, in welchen ich wohne.
Und die haben mit uns von Jesus, dem Sohne Jehova,
Viel geredet. Zuletzt sind wir herunter gekommen,
Jesus sterben zu sehn, und auferstehen vom Tode!
Auferstehen vom Tode? Wer bist du, Joseph? ... Auch hatt' ich,
Didymus, einen vertrauteren Freund in Juda, von dem ich
Lange getrennt war, er trennte sich schon im Lande des Nilus.
Den gab mir der Göttliche wieder, indem er, in Schrecken
Und Erdbeben nicht mehr, noch Finsternissen daherging;
Jünger, indem er vom Kidron in sanftem Säuseln heraufkam,
Gab er mir meinen vertrauteren Freund, den lange verlornen,
Und nun ewigen Freund. Doch ich muß dich jetzo verlassen;
Aber ich komme zurück, mein Bruder, und sehe dich wieder.
Joseph, bleib! Wo bist du, o Joseph? wo bist du? Ach, haben
Diesen Namen auch Engel? den süssen Namen des Lieblings
Seines Vaters, und Gottes? Nur Einen Laut noch, o Joseph,
Deiner himmlischen Stimme nur Einen! Allein du schweigst mir!
Darf ich, wie du mich nanntest, dich nennen? mein Bruder! du schweigst mir!
Wo, wo gehest du hin? wo bist du? Ach, ohne Mitleid,
Fährest du fort, mich nicht zu hören! ... Er ist kein Engel!
Könnte so hart ein Engel seyn? das können nur Menschen!
Aber ... er wohnt in Hütten der Freude! ... Die Boten aus Juda,
Die von dem Göttlichen sprachen! ... Wer sind die Boten aus Juda?
Sandte sie Gott? ... Gewiß, der Herr kann Engel aus Juda
Zu den Himmlischen senden. Er kam herunter. Vom Himmel? ...
Jesus sterben zu sehn! So wußten die Boten aus Juda
Was
M 3
Vierzehnter Geſang.
Wenige Tage nur erſt. Doch ſind ſtets Boten aus Juda
Nach den Huͤtten der Freude gekommen, in welchen ich wohne.
Und die haben mit uns von Jeſus, dem Sohne Jehova,
Viel geredet. Zuletzt ſind wir herunter gekommen,
Jeſus ſterben zu ſehn, und auferſtehen vom Tode!
Auferſtehen vom Tode? Wer biſt du, Joſeph? … Auch hatt’ ich,
Didymus, einen vertrauteren Freund in Juda, von dem ich
Lange getrennt war, er trennte ſich ſchon im Lande des Nilus.
Den gab mir der Goͤttliche wieder, indem er, in Schrecken
Und Erdbeben nicht mehr, noch Finſterniſſen daherging;
Juͤnger, indem er vom Kidron in ſanftem Saͤuſeln heraufkam,
Gab er mir meinen vertrauteren Freund, den lange verlornen,
Und nun ewigen Freund. Doch ich muß dich jetzo verlaſſen;
Aber ich komme zuruͤck, mein Bruder, und ſehe dich wieder.
Joſeph, bleib! Wo biſt du, o Joſeph? wo biſt du? Ach, haben
Dieſen Namen auch Engel? den ſuͤſſen Namen des Lieblings
Seines Vaters, und Gottes? Nur Einen Laut noch, o Joſeph,
Deiner himmliſchen Stimme nur Einen! Allein du ſchweigſt mir!
Darf ich, wie du mich nannteſt, dich nennen? mein Bruder! du ſchweigſt mir!
Wo, wo geheſt du hin? wo biſt du? Ach, ohne Mitleid,
Faͤhreſt du fort, mich nicht zu hoͤren! … Er iſt kein Engel!
Koͤnnte ſo hart ein Engel ſeyn? das koͤnnen nur Menſchen!
Aber … er wohnt in Huͤtten der Freude! … Die Boten aus Juda,
Die von dem Goͤttlichen ſprachen! … Wer ſind die Boten aus Juda?
Sandte ſie Gott? … Gewiß, der Herr kann Engel aus Juda
Zu den Himmliſchen ſenden. Er kam herunter. Vom Himmel? …
Jeſus ſterben zu ſehn! So wußten die Boten aus Juda
Was
M 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0197" n="181"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vierzehnter Ge&#x017F;ang.</hi> </fw><lb/>
          <lg n="104">
            <l>Wenige Tage nur er&#x017F;t. Doch &#x017F;ind &#x017F;tets Boten aus Juda</l><lb/>
            <l>Nach den Hu&#x0364;tten der Freude gekommen, in welchen ich wohne.</l><lb/>
            <l>Und die haben mit uns von Je&#x017F;us, dem Sohne Jehova,</l><lb/>
            <l>Viel geredet. Zuletzt &#x017F;ind wir herunter gekommen,</l><lb/>
            <l>Je&#x017F;us &#x017F;terben zu &#x017F;ehn, und aufer&#x017F;tehen vom Tode!</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="105">
            <l>Aufer&#x017F;tehen vom Tode? Wer bi&#x017F;t du, Jo&#x017F;eph? &#x2026; Auch hatt&#x2019; ich,</l><lb/>
            <l>Didymus, einen vertrauteren Freund in Juda, von dem ich</l><lb/>
            <l>Lange getrennt war, er trennte &#x017F;ich &#x017F;chon im Lande des Nilus.</l><lb/>
            <l>Den gab mir der Go&#x0364;ttliche wieder, indem er, in Schrecken</l><lb/>
            <l>Und Erdbeben nicht mehr, noch Fin&#x017F;terni&#x017F;&#x017F;en daherging;</l><lb/>
            <l>Ju&#x0364;nger, indem er vom Kidron in &#x017F;anftem Sa&#x0364;u&#x017F;eln heraufkam,</l><lb/>
            <l>Gab er mir meinen vertrauteren Freund, den lange verlornen,</l><lb/>
            <l>Und nun ewigen Freund. Doch ich muß dich jetzo verla&#x017F;&#x017F;en;</l><lb/>
            <l>Aber ich komme zuru&#x0364;ck, mein Bruder, und &#x017F;ehe dich wieder.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="106">
            <l>Jo&#x017F;eph, bleib! Wo bi&#x017F;t du, o Jo&#x017F;eph? wo bi&#x017F;t du? Ach, haben</l><lb/>
            <l>Die&#x017F;en Namen auch Engel? den &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Namen des Lieblings</l><lb/>
            <l>Seines Vaters, und Gottes? Nur Einen Laut noch, o Jo&#x017F;eph,</l><lb/>
            <l>Deiner himmli&#x017F;chen Stimme nur Einen! Allein du &#x017F;chweig&#x017F;t mir!</l><lb/>
            <l>Darf ich, wie du mich nannte&#x017F;t, dich nennen? mein Bruder! du &#x017F;chweig&#x017F;t mir!</l><lb/>
            <l>Wo, wo gehe&#x017F;t du hin? wo bi&#x017F;t du? Ach, ohne Mitleid,</l><lb/>
            <l>Fa&#x0364;hre&#x017F;t du fort, mich nicht zu ho&#x0364;ren! &#x2026; Er i&#x017F;t kein Engel!</l><lb/>
            <l>Ko&#x0364;nnte &#x017F;o hart ein Engel &#x017F;eyn? das ko&#x0364;nnen nur Men&#x017F;chen!</l><lb/>
            <l>Aber &#x2026; er wohnt in Hu&#x0364;tten der Freude! &#x2026; Die Boten aus Juda,</l><lb/>
            <l>Die von dem Go&#x0364;ttlichen &#x017F;prachen! &#x2026; Wer &#x017F;ind die Boten aus Juda?</l><lb/>
            <l>Sandte &#x017F;ie Gott? &#x2026; Gewiß, der Herr kann Engel aus Juda</l><lb/>
            <l>Zu den Himmli&#x017F;chen &#x017F;enden. Er kam herunter. Vom Himmel? &#x2026;</l><lb/>
            <l>Je&#x017F;us &#x017F;terben zu &#x017F;ehn! So wußten die Boten aus Juda</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">M 3</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Was</fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[181/0197] Vierzehnter Geſang. Wenige Tage nur erſt. Doch ſind ſtets Boten aus Juda Nach den Huͤtten der Freude gekommen, in welchen ich wohne. Und die haben mit uns von Jeſus, dem Sohne Jehova, Viel geredet. Zuletzt ſind wir herunter gekommen, Jeſus ſterben zu ſehn, und auferſtehen vom Tode! Auferſtehen vom Tode? Wer biſt du, Joſeph? … Auch hatt’ ich, Didymus, einen vertrauteren Freund in Juda, von dem ich Lange getrennt war, er trennte ſich ſchon im Lande des Nilus. Den gab mir der Goͤttliche wieder, indem er, in Schrecken Und Erdbeben nicht mehr, noch Finſterniſſen daherging; Juͤnger, indem er vom Kidron in ſanftem Saͤuſeln heraufkam, Gab er mir meinen vertrauteren Freund, den lange verlornen, Und nun ewigen Freund. Doch ich muß dich jetzo verlaſſen; Aber ich komme zuruͤck, mein Bruder, und ſehe dich wieder. Joſeph, bleib! Wo biſt du, o Joſeph? wo biſt du? Ach, haben Dieſen Namen auch Engel? den ſuͤſſen Namen des Lieblings Seines Vaters, und Gottes? Nur Einen Laut noch, o Joſeph, Deiner himmliſchen Stimme nur Einen! Allein du ſchweigſt mir! Darf ich, wie du mich nannteſt, dich nennen? mein Bruder! du ſchweigſt mir! Wo, wo geheſt du hin? wo biſt du? Ach, ohne Mitleid, Faͤhreſt du fort, mich nicht zu hoͤren! … Er iſt kein Engel! Koͤnnte ſo hart ein Engel ſeyn? das koͤnnen nur Menſchen! Aber … er wohnt in Huͤtten der Freude! … Die Boten aus Juda, Die von dem Goͤttlichen ſprachen! … Wer ſind die Boten aus Juda? Sandte ſie Gott? … Gewiß, der Herr kann Engel aus Juda Zu den Himmliſchen ſenden. Er kam herunter. Vom Himmel? … Jeſus ſterben zu ſehn! So wußten die Boten aus Juda Was M 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769/197
Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769/197>, abgerufen am 23.04.2024.