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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.

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Der Messias.
Was geschahe vorher? Und auferstehen vom Tode! ...
Aber dieses geschahe ja nicht! Wer kann ihn begreifen?
Jünger nennet er mich? und dann ist Jesus vom Kidron
Jm Erdbeben nicht mehr, ist in sanftem Säuseln, gekommen,
Einen vertrauteren Freund auf immer ihm wieder zu geben?
Aber wenn? eh er starb? Warum denn in sanftem Säuseln?
Auch da fäuselt' es sanft, und die Woge schwieg, da von neuem
Unser Leben Er uns gab, und jeden dem andern,
Doch Erdbeben ist nur nach seinem Tode gewesen.
Also hätt er ihm erst den lange verlornen, und jetzo
Ewigen Freund, nach seinem Tode, wieder gegeben?
Und so thät er, auch todt, der Gnade Wunder, und hülfe?
Aber warum denn todt? Sah ihn nicht Joseph erstanden?
Nein, ich begreif ihn nicht! ... Wär Jesus erstanden; wie wüßt es
Selbst ein Engel vorher? Auch Gottes geheimstes Geheimniß
Wüßten die Engel? Es hätte vor ihnen der Unerforschte
Nichts verborgnes? ... Je weiter ich forsche, je tiefer versink ich!
Aber wacht' ich auch wirklich? Ermattet' ich nicht an dem Felsen,
Da ich mich hielt, und beynahe nicht mehr mir meiner bewußt war?
Ja, ich bin niedergesunken, und eingeschlummert, und habe
Diesen Fremdling im Traume gesehn! Er war ja voll Mitleid;
Warum wär er auf Einmal geflohn? So entfliehen nur Träume,
Aber kein redlicher Freund, Mensch, oder Engel! Nun seh ichs,
Nun erfahr' ich es selbst, was tiefe Traurigkeit wirket,
Und wie die Andern sich täuschen, wenn sie Erscheinungen sehen.
Glückliche! die ihr euch täuscht, und eure tröstenden Schatten
Wandelt in wahre Gestalt! ... Doch ich gehe den Weg, den mich Gott führt!

Sind

Der Meſſias.
Was geſchahe vorher? Und auferſtehen vom Tode! …
Aber dieſes geſchahe ja nicht! Wer kann ihn begreifen?
Juͤnger nennet er mich? und dann iſt Jeſus vom Kidron
Jm Erdbeben nicht mehr, iſt in ſanftem Saͤuſeln, gekommen,
Einen vertrauteren Freund auf immer ihm wieder zu geben?
Aber wenn? eh er ſtarb? Warum denn in ſanftem Saͤuſeln?
Auch da faͤuſelt’ es ſanft, und die Woge ſchwieg, da von neuem
Unſer Leben Er uns gab, und jeden dem andern,
Doch Erdbeben iſt nur nach ſeinem Tode geweſen.
Alſo haͤtt er ihm erſt den lange verlornen, und jetzo
Ewigen Freund, nach ſeinem Tode, wieder gegeben?
Und ſo thaͤt er, auch todt, der Gnade Wunder, und huͤlfe?
Aber warum denn todt? Sah ihn nicht Joſeph erſtanden?
Nein, ich begreif ihn nicht! … Waͤr Jeſus erſtanden; wie wuͤßt es
Selbſt ein Engel vorher? Auch Gottes geheimſtes Geheimniß
Wuͤßten die Engel? Es haͤtte vor ihnen der Unerforſchte
Nichts verborgnes? … Je weiter ich forſche, je tiefer verſink ich!
Aber wacht’ ich auch wirklich? Ermattet’ ich nicht an dem Felſen,
Da ich mich hielt, und beynahe nicht mehr mir meiner bewußt war?
Ja, ich bin niedergeſunken, und eingeſchlummert, und habe
Dieſen Fremdling im Traume geſehn! Er war ja voll Mitleid;
Warum waͤr er auf Einmal geflohn? So entfliehen nur Traͤume,
Aber kein redlicher Freund, Menſch, oder Engel! Nun ſeh ichs,
Nun erfahr’ ich es ſelbſt, was tiefe Traurigkeit wirket,
Und wie die Andern ſich taͤuſchen, wenn ſie Erſcheinungen ſehen.
Gluͤckliche! die ihr euch taͤuſcht, und eure troͤſtenden Schatten
Wandelt in wahre Geſtalt! … Doch ich gehe den Weg, den mich Gott fuͤhrt!

Sind
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[182/0198] Der Meſſias. Was geſchahe vorher? Und auferſtehen vom Tode! … Aber dieſes geſchahe ja nicht! Wer kann ihn begreifen? Juͤnger nennet er mich? und dann iſt Jeſus vom Kidron Jm Erdbeben nicht mehr, iſt in ſanftem Saͤuſeln, gekommen, Einen vertrauteren Freund auf immer ihm wieder zu geben? Aber wenn? eh er ſtarb? Warum denn in ſanftem Saͤuſeln? Auch da faͤuſelt’ es ſanft, und die Woge ſchwieg, da von neuem Unſer Leben Er uns gab, und jeden dem andern, Doch Erdbeben iſt nur nach ſeinem Tode geweſen. Alſo haͤtt er ihm erſt den lange verlornen, und jetzo Ewigen Freund, nach ſeinem Tode, wieder gegeben? Und ſo thaͤt er, auch todt, der Gnade Wunder, und huͤlfe? Aber warum denn todt? Sah ihn nicht Joſeph erſtanden? Nein, ich begreif ihn nicht! … Waͤr Jeſus erſtanden; wie wuͤßt es Selbſt ein Engel vorher? Auch Gottes geheimſtes Geheimniß Wuͤßten die Engel? Es haͤtte vor ihnen der Unerforſchte Nichts verborgnes? … Je weiter ich forſche, je tiefer verſink ich! Aber wacht’ ich auch wirklich? Ermattet’ ich nicht an dem Felſen, Da ich mich hielt, und beynahe nicht mehr mir meiner bewußt war? Ja, ich bin niedergeſunken, und eingeſchlummert, und habe Dieſen Fremdling im Traume geſehn! Er war ja voll Mitleid; Warum waͤr er auf Einmal geflohn? So entfliehen nur Traͤume, Aber kein redlicher Freund, Menſch, oder Engel! Nun ſeh ichs, Nun erfahr’ ich es ſelbſt, was tiefe Traurigkeit wirket, Und wie die Andern ſich taͤuſchen, wenn ſie Erſcheinungen ſehen. Gluͤckliche! die ihr euch taͤuſcht, und eure troͤſtenden Schatten Wandelt in wahre Geſtalt! … Doch ich gehe den Weg, den mich Gott fuͤhrt! Sind

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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769/198>, abgerufen am 24.11.2024.