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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.

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Dreyzehnter Gesang.
Wieder zu sehn. Sie saßen verstummt, und dachten den Ausgang.
Jener besiegelte Stein, der Römer Wache, der Todte!
Waren das bleibende Bild vor ihren zerrütteten Seelen.
Ungewißheit! du warfst sie mit jeder gewaltigen Unruh,
Welche du hast, mit deinen gethürmten Wogen, mit allen
Deinen Stürmen herum. Der dritte furchtbare Tag kam!

An dem Grabe des Herrn begann die Wache der Römer
Zu sich selber zu kommen, und einer sprach zu dem andern:
Ach! wie geschah dir? Jch hörte die Erde beben, da stürzt' ich
Schnell in den Staub. Sein Genoß antwortet' ihm: Also geschah es.
Und ein Anderer sprach, indem er auf seinen Gefährten
Bang sich lehnte: Wie wars? Die Erde bebte mir, warf mich
An den Felsen. Der Andere sprach: Jch glaubte zu sterben,
Da der Sturmwind wirbelt', und heult', und den Felsen zermalmte.
Nein, er ist nicht zermalmt; doch liegt er nicht mehr vor dem Grabe.
Jetzo rufte geführt von einem der Wache der Hauptmann:
Lebt ihr, so nennet mir eure Namen. Sie nannten die Namen.
Cneus ging in das Grab, und sah es leer, und den Felsen
Weg von dem Grabe gewälzt. Das that auch wundernd die Wache.
Geht aus einander. Er sprachs; drauf nahm er einen, und sagt' ihm:
Geh du voran zum Palast des Priesters, und bring mir Nachricht,
Ob bey ihm Versammlungen sind? Jch komme den Weg auch.
Sage, wo gehest du hin? befragten den Boten die Andern.
Nach der Priester Palast. Er eilte weiter. Sie folgten.
Wie, von keinem andern erregt, ein schneller Gedanke
Denen, die in der Nacht des melancholischen Grübelns
Weit verloren, umirren, die Seel auf Einmal erschüttert,
Unver-
J 4

Dreyzehnter Geſang.
Wieder zu ſehn. Sie ſaßen verſtummt, und dachten den Ausgang.
Jener beſiegelte Stein, der Roͤmer Wache, der Todte!
Waren das bleibende Bild vor ihren zerruͤtteten Seelen.
Ungewißheit! du warfſt ſie mit jeder gewaltigen Unruh,
Welche du haſt, mit deinen gethuͤrmten Wogen, mit allen
Deinen Stuͤrmen herum. Der dritte furchtbare Tag kam!

An dem Grabe des Herrn begann die Wache der Roͤmer
Zu ſich ſelber zu kommen, und einer ſprach zu dem andern:
Ach! wie geſchah dir? Jch hoͤrte die Erde beben, da ſtuͤrzt’ ich
Schnell in den Staub. Sein Genoß antwortet’ ihm: Alſo geſchah es.
Und ein Anderer ſprach, indem er auf ſeinen Gefaͤhrten
Bang ſich lehnte: Wie wars? Die Erde bebte mir, warf mich
An den Felſen. Der Andere ſprach: Jch glaubte zu ſterben,
Da der Sturmwind wirbelt’, und heult’, und den Felſen zermalmte.
Nein, er iſt nicht zermalmt; doch liegt er nicht mehr vor dem Grabe.
Jetzo rufte gefuͤhrt von einem der Wache der Hauptmann:
Lebt ihr, ſo nennet mir eure Namen. Sie nannten die Namen.
Cneus ging in das Grab, und ſah es leer, und den Felſen
Weg von dem Grabe gewaͤlzt. Das that auch wundernd die Wache.
Geht aus einander. Er ſprachs; drauf nahm er einen, und ſagt’ ihm:
Geh du voran zum Palaſt des Prieſters, und bring mir Nachricht,
Ob bey ihm Verſammlungen ſind? Jch komme den Weg auch.
Sage, wo geheſt du hin? befragten den Boten die Andern.
Nach der Prieſter Palaſt. Er eilte weiter. Sie folgten.
Wie, von keinem andern erregt, ein ſchneller Gedanke
Denen, die in der Nacht des melancholiſchen Gruͤbelns
Weit verloren, umirren, die Seel auf Einmal erſchuͤttert,
Unver-
J 4
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[135/0151] Dreyzehnter Geſang. Wieder zu ſehn. Sie ſaßen verſtummt, und dachten den Ausgang. Jener beſiegelte Stein, der Roͤmer Wache, der Todte! Waren das bleibende Bild vor ihren zerruͤtteten Seelen. Ungewißheit! du warfſt ſie mit jeder gewaltigen Unruh, Welche du haſt, mit deinen gethuͤrmten Wogen, mit allen Deinen Stuͤrmen herum. Der dritte furchtbare Tag kam! An dem Grabe des Herrn begann die Wache der Roͤmer Zu ſich ſelber zu kommen, und einer ſprach zu dem andern: Ach! wie geſchah dir? Jch hoͤrte die Erde beben, da ſtuͤrzt’ ich Schnell in den Staub. Sein Genoß antwortet’ ihm: Alſo geſchah es. Und ein Anderer ſprach, indem er auf ſeinen Gefaͤhrten Bang ſich lehnte: Wie wars? Die Erde bebte mir, warf mich An den Felſen. Der Andere ſprach: Jch glaubte zu ſterben, Da der Sturmwind wirbelt’, und heult’, und den Felſen zermalmte. Nein, er iſt nicht zermalmt; doch liegt er nicht mehr vor dem Grabe. Jetzo rufte gefuͤhrt von einem der Wache der Hauptmann: Lebt ihr, ſo nennet mir eure Namen. Sie nannten die Namen. Cneus ging in das Grab, und ſah es leer, und den Felſen Weg von dem Grabe gewaͤlzt. Das that auch wundernd die Wache. Geht aus einander. Er ſprachs; drauf nahm er einen, und ſagt’ ihm: Geh du voran zum Palaſt des Prieſters, und bring mir Nachricht, Ob bey ihm Verſammlungen ſind? Jch komme den Weg auch. Sage, wo geheſt du hin? befragten den Boten die Andern. Nach der Prieſter Palaſt. Er eilte weiter. Sie folgten. Wie, von keinem andern erregt, ein ſchneller Gedanke Denen, die in der Nacht des melancholiſchen Gruͤbelns Weit verloren, umirren, die Seel auf Einmal erſchuͤttert, Unver- J 4

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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769/151>, abgerufen am 22.11.2024.