[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.Dreyzehnter Gesang. Die am Grabe des Herrn, vor Hoffen, und vor ErwartenDeß, das kommen sollte, verschmachtet war, da die Wolken Rissen! da Gabriel dort, eine Flamme Gottes, herabfuhr! Da er von Bethlehem, über die Schädelstäte, zum Grabe Flog! da von Ephratas Hütte, bis hin zu dem Kreuze, vom Kreuze, Bis hinunter ins Grab die Erde bebte! da Satan, Wie ein Gebirge dahin, des Leichnams Hüter, wie Hügel, Stürzten! da weg von dem Grabe den Fels der Unsterbliche wälzte! Da mit Freuden Gottes, Jehovah sich freute! da Jesus Auferstand! Auszusprechen was jetzo geschah! mit dem Liede von fern nur Dieser Höhe zu nahn! davon, wie der leisere Nachhall, Nur zu stammeln, von jener Wonne, Erstandner, von deiner! Und von deren Freude, die jetzt dich sahen! zu kühn ist Dieser feurige Wunsch, und, indem ich vergebens gen Himmel Strebe mit ihm, vergebens! ein mächtiger Ueberzeuger, Daß ich am Grabe noch walle, noch nicht der Erndte gesät bin, Welche die große Folge der Auferstehung des Herrn ist. Stille war erst am verlassenen Grabe. Nicht lange, so wurde Deiner Begnadeten Kreis vor Seligkeit heller, und jauchzte, Wie die Morgensterne, die Erstgebohrnen der Schöpfung. Denn sie sahen den Sohn nach seinen Todeskämpfen, Auferstanden!.. nicht mehr, wie am Kreuze, mit sinkendem Haupte Herrlich schwebtest du über dem Felsen des offenen Grabes, Göttlich, unaussprechlich geschmückt mit Siege, mit Siege, Halleluja, mit Siege, des ewigen Todes Triumphe, Du der mächtig ist, du, deß Namen heilig ist! dem sich Aller
Dreyzehnter Geſang. Die am Grabe des Herrn, vor Hoffen, und vor ErwartenDeß, das kommen ſollte, verſchmachtet war, da die Wolken Riſſen! da Gabriel dort, eine Flamme Gottes, herabfuhr! Da er von Bethlehem, uͤber die Schaͤdelſtaͤte, zum Grabe Flog! da von Ephratas Huͤtte, bis hin zu dem Kreuze, vom Kreuze, Bis hinunter ins Grab die Erde bebte! da Satan, Wie ein Gebirge dahin, des Leichnams Huͤter, wie Huͤgel, Stuͤrzten! da weg von dem Grabe den Fels der Unſterbliche waͤlzte! Da mit Freuden Gottes, Jehovah ſich freute! da Jeſus Auferſtand! Auszuſprechen was jetzo geſchah! mit dem Liede von fern nur Dieſer Hoͤhe zu nahn! davon, wie der leiſere Nachhall, Nur zu ſtammeln, von jener Wonne, Erſtandner, von deiner! Und von deren Freude, die jetzt dich ſahen! zu kuͤhn iſt Dieſer feurige Wunſch, und, indem ich vergebens gen Himmel Strebe mit ihm, vergebens! ein maͤchtiger Ueberzeuger, Daß ich am Grabe noch walle, noch nicht der Erndte geſaͤt bin, Welche die große Folge der Auferſtehung des Herrn iſt. Stille war erſt am verlaſſenen Grabe. Nicht lange, ſo wurde Deiner Begnadeten Kreis vor Seligkeit heller, und jauchzte, Wie die Morgenſterne, die Erſtgebohrnen der Schoͤpfung. Denn ſie ſahen den Sohn nach ſeinen Todeskaͤmpfen, Auferſtanden!.. nicht mehr, wie am Kreuze, mit ſinkendem Haupte Herrlich ſchwebteſt du uͤber dem Felſen des offenen Grabes, Goͤttlich, unausſprechlich geſchmuͤckt mit Siege, mit Siege, Halleluja, mit Siege, des ewigen Todes Triumphe, Du der maͤchtig iſt, du, deß Namen heilig iſt! dem ſich Aller
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Dreyzehnter Geſang.
Die am Grabe des Herrn, vor Hoffen, und vor Erwarten
Deß, das kommen ſollte, verſchmachtet war, da die Wolken
Riſſen! da Gabriel dort, eine Flamme Gottes, herabfuhr!
Da er von Bethlehem, uͤber die Schaͤdelſtaͤte, zum Grabe
Flog! da von Ephratas Huͤtte, bis hin zu dem Kreuze, vom Kreuze,
Bis hinunter ins Grab die Erde bebte! da Satan,
Wie ein Gebirge dahin, des Leichnams Huͤter, wie Huͤgel,
Stuͤrzten! da weg von dem Grabe den Fels der Unſterbliche waͤlzte!
Da mit Freuden Gottes, Jehovah ſich freute! da Jeſus
Auferſtand!
Auszuſprechen was jetzo geſchah! mit dem Liede von fern nur
Dieſer Hoͤhe zu nahn! davon, wie der leiſere Nachhall,
Nur zu ſtammeln, von jener Wonne, Erſtandner, von deiner!
Und von deren Freude, die jetzt dich ſahen! zu kuͤhn iſt
Dieſer feurige Wunſch, und, indem ich vergebens gen Himmel
Strebe mit ihm, vergebens! ein maͤchtiger Ueberzeuger,
Daß ich am Grabe noch walle, noch nicht der Erndte geſaͤt bin,
Welche die große Folge der Auferſtehung des Herrn iſt.
Stille war erſt am verlaſſenen Grabe. Nicht lange, ſo wurde
Deiner Begnadeten Kreis vor Seligkeit heller, und jauchzte,
Wie die Morgenſterne, die Erſtgebohrnen der Schoͤpfung.
Denn ſie ſahen den Sohn nach ſeinen Todeskaͤmpfen,
Auferſtanden!.. nicht mehr, wie am Kreuze, mit ſinkendem Haupte
Herrlich ſchwebteſt du uͤber dem Felſen des offenen Grabes,
Goͤttlich, unausſprechlich geſchmuͤckt mit Siege, mit Siege,
Halleluja, mit Siege, des ewigen Todes Triumphe,
Du der maͤchtig iſt, du, deß Namen heilig iſt! dem ſich
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Zitationshilfe: | [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769/143>, abgerufen am 16.02.2025. |