[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.Vom deutschen Hexameter, Jch will nur einige aus den sehr mannichfaltigen Zu-sammensetzungen derselben herausnehmen, von welchen ich glaube, daß sie dem Verse einen vorzüglich schönen Rhythmus geben. Jch lasse andere bekanntere weg, die auch ihre Schönheit haben. Langsamere, oder schnellere Declamation, entscheidet oft die Theilung in einfache oder doppelte Wortfüsse.
[Abbildung]
Jch kenne keinen Hexameter, der einen stärkeren metri-Eile dahin, wo der Tod, und das Grab, und die Nacht dich erwarten. [Abbildung] Wende dich weg, wehmüthiger Blick, von der Angst des Erdulders. [Abbildung] Nenne sie, Klagestimme des Nachhalls, ihrem Geliebten. [Abbildung] Streit, und komm zu dem Miterbtheile des ewigen Lebens. [Abbildung] Freudig stieg ihr Genoß zu dem Lichterbtheile des Heils auf. [Abbildung] Schreckliche Todesangst, graunvolle Verzweiflungsstimmen. [Abbildung] Furchtbarer Wehausruf, der hinab in das Thal aus der Kluft scholl. [Abbildung] Ewiges Anschaun deß, der im Lichtreich Dulder belohnet. [Abbildung] Bebend erschollst, Nachtthal, und zurückgabst deine Verwesten. schen Ausdruck hätte, als folgender. Jch würde Jhnen sehr danken, Werthing, wenn Sie ihn mir im Homer fänden, und mich wundern, wenn ihn derjenige Dichter, der den geizig-
Vom deutſchen Hexameter, Jch will nur einige aus den ſehr mannichfaltigen Zu-ſammenſetzungen derſelben herausnehmen, von welchen ich glaube, daß ſie dem Verſe einen vorzuͤglich ſchoͤnen Rhythmus geben. Jch laſſe andere bekanntere weg, die auch ihre Schoͤnheit haben. Langſamere, oder ſchnellere Declamation, entſcheidet oft die Theilung in einfache oder doppelte Wortfuͤſſe.
[Abbildung]
Jch kenne keinen Hexameter, der einen ſtaͤrkeren metri-Eile dahin, wo der Tod, und das Grab, und die Nacht dich erwarten. [Abbildung] Wende dich weg, wehmuͤthiger Blick, von der Angſt des Erdulders. [Abbildung] Nenne ſie, Klageſtimme des Nachhalls, ihrem Geliebten. [Abbildung] Streit, und komm zu dem Miterbtheile des ewigen Lebens. [Abbildung] Freudig ſtieg ihr Genoß zu dem Lichterbtheile des Heils auf. [Abbildung] Schreckliche Todesangſt, graunvolle Verzweiflungsſtimmen. [Abbildung] Furchtbarer Wehausruf, der hinab in das Thal aus der Kluft ſcholl. [Abbildung] Ewiges Anſchaun deß, der im Lichtreich Dulder belohnet. [Abbildung] Bebend erſchollſt, Nachtthal, und zuruͤckgabſt deine Verweſten. ſchen Ausdruck haͤtte, als folgender. Jch wuͤrde Jhnen ſehr danken, Werthing, wenn Sie ihn mir im Homer faͤnden, und mich wundern, wenn ihn derjenige Dichter, der den geizig-
<TEI> <text> <front> <div n="1"> <sp> <pb facs="#f0012"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vom deutſchen Hexameter,</hi> </fw><lb/> <p>Jch will nur einige aus den ſehr mannichfaltigen Zu-<lb/> ſammenſetzungen derſelben herausnehmen, von welchen ich<lb/> glaube, daß ſie dem Verſe einen vorzuͤglich ſchoͤnen<lb/> Rhythmus geben. Jch laſſe andere bekanntere weg, die<lb/> auch ihre Schoͤnheit haben. Langſamere, oder ſchnellere<lb/> Declamation, entſcheidet oft die Theilung in einfache oder<lb/> doppelte Wortfuͤſſe.</p><lb/> <lg type="poem"> <l/> <l> <figure/><lb/> </l> <l> <hi rendition="#fr">Eile dahin, wo der Tod, und das Grab, und die Nacht dich erwarten.</hi> </l><lb/> <l> <figure/><lb/> </l> <l> <hi rendition="#fr">Wende dich weg, wehmuͤthiger Blick, von der Angſt des Erdulders.</hi> </l><lb/> <l> <figure/><lb/> </l> <l> <hi rendition="#fr">Nenne ſie, Klageſtimme des Nachhalls, ihrem Geliebten.</hi> </l><lb/> <l> <figure/><lb/> </l> <l> <hi rendition="#fr">Streit, und komm zu dem Miterbtheile des ewigen Lebens.</hi> </l><lb/> <l> <figure/><lb/> </l> <l> <hi rendition="#fr">Freudig ſtieg ihr Genoß zu dem Lichterbtheile des Heils auf.</hi> </l><lb/> <l> <figure/><lb/> </l> <l> <hi rendition="#fr">Schreckliche Todesangſt, graunvolle Verzweiflungsſtimmen.</hi> </l><lb/> <l> <figure/><lb/> </l> <l> <hi rendition="#fr">Furchtbarer Wehausruf, der hinab in das Thal aus der Kluft ſcholl.</hi> </l><lb/> <l> <figure/><lb/> </l> <l> <hi rendition="#fr">Ewiges Anſchaun deß, der im Lichtreich Dulder belohnet.</hi> </l><lb/> <l> <figure/><lb/> </l> <l> <hi rendition="#fr">Bebend erſchollſt, Nachtthal, und zuruͤckgabſt deine Verweſten.</hi> </l> </lg><lb/> <p>Jch kenne keinen Hexameter, der einen ſtaͤrkeren metri-<lb/> ſchen Ausdruck haͤtte, als folgender. Jch wuͤrde Jhnen ſehr<lb/> danken, Werthing, wenn Sie ihn mir im Homer faͤnden,<lb/> und mich wundern, wenn ihn derjenige Dichter, der den<lb/> <fw place="bottom" type="catch">geizig-</fw><lb/></p> </sp> </div> </front> </text> </TEI> [0012]
Vom deutſchen Hexameter,
Jch will nur einige aus den ſehr mannichfaltigen Zu-
ſammenſetzungen derſelben herausnehmen, von welchen ich
glaube, daß ſie dem Verſe einen vorzuͤglich ſchoͤnen
Rhythmus geben. Jch laſſe andere bekanntere weg, die
auch ihre Schoͤnheit haben. Langſamere, oder ſchnellere
Declamation, entſcheidet oft die Theilung in einfache oder
doppelte Wortfuͤſſe.
[Abbildung]
Eile dahin, wo der Tod, und das Grab, und die Nacht dich erwarten.
[Abbildung]
Wende dich weg, wehmuͤthiger Blick, von der Angſt des Erdulders.
[Abbildung]
Nenne ſie, Klageſtimme des Nachhalls, ihrem Geliebten.
[Abbildung]
Streit, und komm zu dem Miterbtheile des ewigen Lebens.
[Abbildung]
Freudig ſtieg ihr Genoß zu dem Lichterbtheile des Heils auf.
[Abbildung]
Schreckliche Todesangſt, graunvolle Verzweiflungsſtimmen.
[Abbildung]
Furchtbarer Wehausruf, der hinab in das Thal aus der Kluft ſcholl.
[Abbildung]
Ewiges Anſchaun deß, der im Lichtreich Dulder belohnet.
[Abbildung]
Bebend erſchollſt, Nachtthal, und zuruͤckgabſt deine Verweſten.
Jch kenne keinen Hexameter, der einen ſtaͤrkeren metri-
ſchen Ausdruck haͤtte, als folgender. Jch wuͤrde Jhnen ſehr
danken, Werthing, wenn Sie ihn mir im Homer faͤnden,
und mich wundern, wenn ihn derjenige Dichter, der den
geizig-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |