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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 2. Halle, 1756.

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Der Messias.
Göttliche Traurigkeit, dem, den er verleugnete, heilig;
Voller, herzlicher Dank geweiht der Treue des Bruders,
Waren in Simons Augen; allein sein Mund verstummte.
Und sie |hielten, und sahen sich kaum. Dann gingen sie seitwärts
Hand in Hand, und sahen sich kaum. Zulezt entsanken
Jhre Hände sich, und sie verliessen einander. Des Trostes
Stets noch bedürftig, noch immer voll heissen Durstes nach Troste,
Ging der einsame Petrus. Nicht lange, so schrekt ihn der Anblick
Zweener Männer, die er verehrte. Zwar wollt er entrinnen;
Aber sie waren zu nah. Kennt uns des göttlichen Lehrers
Theurer Jünger nicht mehr? Sprach Joseph von Arimathäa.
Simon, wir sind auch Jünger. Doch waren wirs heimlich. Jzt aber
Sind wir bereit, uns zu ihm, vor allem Volk, zu bekennen.
Nikodemus mein Freund, du kennst den Edlen! er thats schon
Vor der Versammlung des Raths. Mit unerschüttertem Mute
Redt' er, für Jesum. Jch aber, ach ich bekannt' ihn so spät erst!
Nur durchs Weggehn, als Nikodemus der Sünder Versammlung,
Sich nicht mehr zu entweihn, verließ. So hemme denn, Joseph,
Theurer Joseh, den Schmerz, (sprach Nikodemus) der immer
Deine sanfte Seele noch quält. Du gingst ja mit mir weg!
Du bekanntest ihn ja! Mit thränenhellerem Blicke
Richtete Joseph sein Auge gen Himmel: Erhör, o erhöre!
Du, Gott Jesu, und Abrahams Gott, warum ich dich anfleh!
Den ich so schwach, da er lebte, bekannte, den laß mich, du Helfer!
Wenn er todt ist, mit Mute vor aller Augen bekennen.
Hier schweigt Joseph. Jndem sein Gebet zu des Ewigen Throne
Stieg, und zu ihm die Erhörung, mit ihren Gnaden, herabkam;
Wandte
Der Meſſias.
Goͤttliche Traurigkeit, dem, den er verleugnete, heilig;
Voller, herzlicher Dank geweiht der Treue des Bruders,
Waren in Simons Augen; allein ſein Mund verſtummte.
Und ſie |hielten, und ſahen ſich kaum. Dann gingen ſie ſeitwaͤrts
Hand in Hand, und ſahen ſich kaum. Zulezt entſanken
Jhre Haͤnde ſich, und ſie verlieſſen einander. Des Troſtes
Stets noch beduͤrftig, noch immer voll heiſſen Durſtes nach Troſte,
Ging der einſame Petrus. Nicht lange, ſo ſchrekt ihn der Anblick
Zweener Maͤnner, die er verehrte. Zwar wollt er entrinnen;
Aber ſie waren zu nah. Kennt uns des goͤttlichen Lehrers
Theurer Juͤnger nicht mehr? Sprach Joſeph von Arimathaͤa.
Simon, wir ſind auch Juͤnger. Doch waren wirs heimlich. Jzt aber
Sind wir bereit, uns zu ihm, vor allem Volk, zu bekennen.
Nikodemus mein Freund, du kennſt den Edlen! er thats ſchon
Vor der Verſammlung des Raths. Mit unerſchuͤttertem Mute
Redt’ er, fuͤr Jeſum. Jch aber, ach ich bekannt’ ihn ſo ſpaͤt erſt!
Nur durchs Weggehn, als Nikodemus der Suͤnder Verſammlung,
Sich nicht mehr zu entweihn, verließ. So hemme denn, Joſeph,
Theurer Joſeh, den Schmerz, (ſprach Nikodemus) der immer
Deine ſanfte Seele noch quaͤlt. Du gingſt ja mit mir weg!
Du bekannteſt ihn ja! Mit thraͤnenhellerem Blicke
Richtete Joſeph ſein Auge gen Himmel: Erhoͤr, o erhoͤre!
Du, Gott Jeſu, und Abrahams Gott, warum ich dich anfleh!
Den ich ſo ſchwach, da er lebte, bekannte, den laß mich, du Helfer!
Wenn er todt iſt, mit Mute vor aller Augen bekennen.
Hier ſchweigt Joſeph. Jndem ſein Gebet zu des Ewigen Throne
Stieg, und zu ihm die Erhoͤrung, mit ihren Gnaden, herabkam;
Wandte
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[96/0124] Der Meſſias. Goͤttliche Traurigkeit, dem, den er verleugnete, heilig; Voller, herzlicher Dank geweiht der Treue des Bruders, Waren in Simons Augen; allein ſein Mund verſtummte. Und ſie |hielten, und ſahen ſich kaum. Dann gingen ſie ſeitwaͤrts Hand in Hand, und ſahen ſich kaum. Zulezt entſanken Jhre Haͤnde ſich, und ſie verlieſſen einander. Des Troſtes Stets noch beduͤrftig, noch immer voll heiſſen Durſtes nach Troſte, Ging der einſame Petrus. Nicht lange, ſo ſchrekt ihn der Anblick Zweener Maͤnner, die er verehrte. Zwar wollt er entrinnen; Aber ſie waren zu nah. Kennt uns des goͤttlichen Lehrers Theurer Juͤnger nicht mehr? Sprach Joſeph von Arimathaͤa. Simon, wir ſind auch Juͤnger. Doch waren wirs heimlich. Jzt aber Sind wir bereit, uns zu ihm, vor allem Volk, zu bekennen. Nikodemus mein Freund, du kennſt den Edlen! er thats ſchon Vor der Verſammlung des Raths. Mit unerſchuͤttertem Mute Redt’ er, fuͤr Jeſum. Jch aber, ach ich bekannt’ ihn ſo ſpaͤt erſt! Nur durchs Weggehn, als Nikodemus der Suͤnder Verſammlung, Sich nicht mehr zu entweihn, verließ. So hemme denn, Joſeph, Theurer Joſeh, den Schmerz, (ſprach Nikodemus) der immer Deine ſanfte Seele noch quaͤlt. Du gingſt ja mit mir weg! Du bekannteſt ihn ja! Mit thraͤnenhellerem Blicke Richtete Joſeph ſein Auge gen Himmel: Erhoͤr, o erhoͤre! Du, Gott Jeſu, und Abrahams Gott, warum ich dich anfleh! Den ich ſo ſchwach, da er lebte, bekannte, den laß mich, du Helfer! Wenn er todt iſt, mit Mute vor aller Augen bekennen. Hier ſchweigt Joſeph. Jndem ſein Gebet zu des Ewigen Throne Stieg, und zu ihm die Erhoͤrung, mit ihren Gnaden, herabkam; Wandte

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 2. Halle, 1756, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias02_1756/124>, abgerufen am 24.11.2024.