Satan im Zorne zuvor; er floh, und vergaß im Entfliehen, Unter allmächtigem Fuße das Meer und die Erde zu schlagen. Unterdeß stieg Samma von seinem Felsen hernieder. Also entfloh vom hohen Euphrates Nebucadnezar, Da ihm der Rathschluß der heiligen Wächter die menschliche Bildung Wiederum gab, und ihn zum Anschaun des Himmels erhöhte. Gottes Schrecknisse giengen nicht mehr, mit dem Rauschen Euphrates, Vor ihm in dunklen sinaischen Donnerwettern vorüber. Nebucadnezar kam auf die stolzen Höhen zu Babel, Nicht mehr als Gott; er lag, von da gen Himmel verbreitet, Dankbar im Staube gebeugt, den Ewigern anzubeten. Also kam Samma zu Jesu herab, und fiel vor ihm nieder. Darf ich dir folgen, du heiliger Mann? ach laß mich mein Leben Das du mir wieder geschenkt, bey dir, Mann Gottes, vollenden! Also sagt er, und schlung sich mit brünstigen zitternden Armen Um den Erlöser, der ihm, mit menschenfreundlichen Blicken, Dieses erwiederte: folge mir nicht, doch verweile dich künftig Mehr als sonst um Golgathas Hügel, da wirst du die Hoffnung Abrahams und der Propheten mit deinen Augen erblicken. Jndem Jesus zu Samma so sprach, da wandte sich Joel Zu Johannes, und sagte zu ihm, mit schüchterner Unschuld: Ach du lieber Mann, führe du mich zum großen Propheten, Daß er mich höre, du kennest ihn ja. Der zärtliche Jünger Nahm ihn, und führt ihn zu Jesu, da sagt er in seiner Unschuld;
Gottes Prophet, so kann denn mein Vater und ich dir nicht folgen? Aber, o darf ichs wohl sagen, warum verweilest du itzo
Hier,
C 5
Zweyter Geſang.
Satan im Zorne zuvor; er floh, und vergaß im Entfliehen, Unter allmaͤchtigem Fuße das Meer und die Erde zu ſchlagen. Unterdeß ſtieg Samma von ſeinem Felſen hernieder. Alſo entfloh vom hohen Euphrates Nebucadnezar, Da ihm der Rathſchluß der heiligen Waͤchter die menſchliche Bildung Wiederum gab, und ihn zum Anſchaun des Himmels erhoͤhte. Gottes Schreckniſſe giengen nicht mehr, mit dem Rauſchen Euphrates, Vor ihm in dunklen ſinaiſchen Donnerwettern voruͤber. Nebucadnezar kam auf die ſtolzen Hoͤhen zu Babel, Nicht mehr als Gott; er lag, von da gen Himmel verbreitet, Dankbar im Staube gebeugt, den Ewigern anzubeten. Alſo kam Samma zu Jeſu herab, und fiel vor ihm nieder. Darf ich dir folgen, du heiliger Mann? ach laß mich mein Leben Das du mir wieder geſchenkt, bey dir, Mann Gottes, vollenden! Alſo ſagt er, und ſchlung ſich mit bruͤnſtigen zitternden Armen Um den Erloͤſer, der ihm, mit menſchenfreundlichen Blicken, Dieſes erwiederte: folge mir nicht, doch verweile dich kuͤnftig Mehr als ſonſt um Golgathas Huͤgel, da wirſt du die Hoffnung Abrahams und der Propheten mit deinen Augen erblicken. Jndem Jeſus zu Samma ſo ſprach, da wandte ſich Joel Zu Johannes, und ſagte zu ihm, mit ſchuͤchterner Unſchuld: Ach du lieber Mann, fuͤhre du mich zum großen Propheten, Daß er mich hoͤre, du kenneſt ihn ja. Der zaͤrtliche Juͤnger Nahm ihn, und fuͤhrt ihn zu Jeſu, da ſagt er in ſeiner Unſchuld;
Gottes Prophet, ſo kann denn mein Vater und ich dir nicht folgen? Aber, o darf ichs wohl ſagen, warum verweileſt du itzo
Hier,
C 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="9"><l><pbfacs="#f0053"n="41"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Zweyter Geſang.</hi></fw></l><lb/><l>Satan im Zorne zuvor; er floh, und vergaß im Entfliehen,</l><lb/><l>Unter allmaͤchtigem Fuße das Meer und die Erde zu ſchlagen.</l><lb/><l>Unterdeß ſtieg Samma von ſeinem Felſen hernieder.</l><lb/><l>Alſo entfloh vom hohen Euphrates Nebucadnezar,</l><lb/><l>Da ihm der Rathſchluß der heiligen Waͤchter die menſchliche Bildung</l><lb/><l>Wiederum gab, und ihn zum Anſchaun des Himmels erhoͤhte.</l><lb/><l>Gottes Schreckniſſe giengen nicht mehr, mit dem Rauſchen Euphrates,</l><lb/><l>Vor ihm in dunklen ſinaiſchen Donnerwettern voruͤber.</l><lb/><l>Nebucadnezar kam auf die ſtolzen Hoͤhen zu Babel,</l><lb/><l>Nicht mehr als Gott; er lag, von da gen Himmel verbreitet,</l><lb/><l>Dankbar im Staube gebeugt, den Ewigern anzubeten.</l><lb/><l>Alſo kam Samma zu Jeſu herab, und fiel vor ihm nieder.</l><lb/><l>Darf ich dir folgen, du heiliger Mann? ach laß mich mein Leben</l><lb/><l>Das du mir wieder geſchenkt, bey dir, Mann Gottes, vollenden!</l><lb/><l>Alſo ſagt er, und ſchlung ſich mit bruͤnſtigen zitternden Armen</l><lb/><l>Um den Erloͤſer, der ihm, mit menſchenfreundlichen Blicken,</l><lb/><l>Dieſes erwiederte: folge mir nicht, doch verweile dich kuͤnftig</l><lb/><l>Mehr als ſonſt um Golgathas Huͤgel, da wirſt du die Hoffnung</l><lb/><l>Abrahams und der Propheten mit deinen Augen erblicken.</l><lb/><l>Jndem Jeſus zu Samma ſo ſprach, da wandte ſich Joel</l><lb/><l>Zu Johannes, und ſagte zu ihm, mit ſchuͤchterner Unſchuld:</l><lb/><l>Ach du lieber Mann, fuͤhre du mich zum großen Propheten,</l><lb/><l>Daß er mich hoͤre, du kenneſt ihn ja. Der zaͤrtliche Juͤnger</l><lb/><l>Nahm ihn, und fuͤhrt ihn zu Jeſu, da ſagt er in ſeiner Unſchuld;</l></lg><lb/><lgn="10"><l>Gottes Prophet, ſo kann denn mein Vater und ich dir nicht folgen?</l><lb/><l>Aber, o darf ichs wohl ſagen, warum verweileſt du itzo<lb/><fwplace="bottom"type="sig">C 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">Hier,</fw><lb/></l></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[41/0053]
Zweyter Geſang.
Satan im Zorne zuvor; er floh, und vergaß im Entfliehen,
Unter allmaͤchtigem Fuße das Meer und die Erde zu ſchlagen.
Unterdeß ſtieg Samma von ſeinem Felſen hernieder.
Alſo entfloh vom hohen Euphrates Nebucadnezar,
Da ihm der Rathſchluß der heiligen Waͤchter die menſchliche Bildung
Wiederum gab, und ihn zum Anſchaun des Himmels erhoͤhte.
Gottes Schreckniſſe giengen nicht mehr, mit dem Rauſchen Euphrates,
Vor ihm in dunklen ſinaiſchen Donnerwettern voruͤber.
Nebucadnezar kam auf die ſtolzen Hoͤhen zu Babel,
Nicht mehr als Gott; er lag, von da gen Himmel verbreitet,
Dankbar im Staube gebeugt, den Ewigern anzubeten.
Alſo kam Samma zu Jeſu herab, und fiel vor ihm nieder.
Darf ich dir folgen, du heiliger Mann? ach laß mich mein Leben
Das du mir wieder geſchenkt, bey dir, Mann Gottes, vollenden!
Alſo ſagt er, und ſchlung ſich mit bruͤnſtigen zitternden Armen
Um den Erloͤſer, der ihm, mit menſchenfreundlichen Blicken,
Dieſes erwiederte: folge mir nicht, doch verweile dich kuͤnftig
Mehr als ſonſt um Golgathas Huͤgel, da wirſt du die Hoffnung
Abrahams und der Propheten mit deinen Augen erblicken.
Jndem Jeſus zu Samma ſo ſprach, da wandte ſich Joel
Zu Johannes, und ſagte zu ihm, mit ſchuͤchterner Unſchuld:
Ach du lieber Mann, fuͤhre du mich zum großen Propheten,
Daß er mich hoͤre, du kenneſt ihn ja. Der zaͤrtliche Juͤnger
Nahm ihn, und fuͤhrt ihn zu Jeſu, da ſagt er in ſeiner Unſchuld;
Gottes Prophet, ſo kann denn mein Vater und ich dir nicht folgen?
Aber, o darf ichs wohl ſagen, warum verweileſt du itzo
Hier,
C 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias01_1751/53>, abgerufen am 20.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.