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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751.

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Fünfter Gesang.

Thränenvoll zu. Es hatte sich Beled durch Großmut gerochen,
Und sein Königreich halb ihm gegeben. Der lebte, wie Beled.
Sunith sang im Haine zu Parphar den Knaben von Bethlem,
Und drey göttliche Töchter mit ihm. Dich haben die Cedern,
Und am einsamen Ufer, die Bäche Jedidoth, geweinet.
Ach! Dich haben, in Schleyer gehüllt, auf die Leyer herunter,
Deiner Töchter jungfräuliche Thränen, o Sunith, geweinet.
Diese Seelen verklärte der Seraph. Jhr helleres Auge
Sah weit um sich, ein künftiger Schauer der Herrlichkeit Gottes.
Leichter und freyer erhuben sie sich, von zärteren Sinnen,
Zu nichts geringern, als zu dem ewigen Leben gebildet.
Und die Herrlichkeit Gottes gieng hoch vor den Seelen vorüber.
Und der Seraph bey ihnen rief tief anbetend, und sagte:
Das ist Gott! Und Selima wagte die neue Stimme,
Und da er sprach, erstaunt er vor seiner helltönenden Stimme,
Die, mit silbernen Laut, wie in Gesänge, dahinfloß.

O du, den ich erblicke, mit welchem Namen, o Erster,
Ach, mit welchem würdigen Namen, mit welcher Entzückung,
Nenn ich dich? Den mein Auge zuerst, itzt zum erstenmal, anschaut!
Gott! Jehovah! Richter der Welt! Mein Schöpfer! Mein Vater!
Oder hörst du dich lieber, den Unaussprechlichen, nennen?
Oder, Vater des ewigen Sohns, der zu Bethlehem Mensch ward;
Den wir sahn, und mit uns der Seraphim feyernde Schaaren.
Sey gegrüsset, des ewigen Sohns gleich ewiger Vater!
Halleluja! Mein Schöpfer! Dir jauchzt die unsterbliche Seele,
Deines Odems ein Hauch, die Erbinn des ewigen Lebens.
Seliger,

Fuͤnfter Geſang.

Thraͤnenvoll zu. Es hatte ſich Beled durch Großmut gerochen,
Und ſein Koͤnigreich halb ihm gegeben. Der lebte, wie Beled.
Sunith ſang im Haine zu Parphar den Knaben von Bethlem,
Und drey goͤttliche Toͤchter mit ihm. Dich haben die Cedern,
Und am einſamen Ufer, die Baͤche Jedidoth, geweinet.
Ach! Dich haben, in Schleyer gehuͤllt, auf die Leyer herunter,
Deiner Toͤchter jungfraͤuliche Thraͤnen, o Sunith, geweinet.
Dieſe Seelen verklaͤrte der Seraph. Jhr helleres Auge
Sah weit um ſich, ein kuͤnftiger Schauer der Herrlichkeit Gottes.
Leichter und freyer erhuben ſie ſich, von zaͤrteren Sinnen,
Zu nichts geringern, als zu dem ewigen Leben gebildet.
Und die Herrlichkeit Gottes gieng hoch vor den Seelen voruͤber.
Und der Seraph bey ihnen rief tief anbetend, und ſagte:
Das iſt Gott! Und Selima wagte die neue Stimme,
Und da er ſprach, erſtaunt er vor ſeiner helltoͤnenden Stimme,
Die, mit ſilbernen Laut, wie in Geſaͤnge, dahinfloß.

O du, den ich erblicke, mit welchem Namen, o Erſter,
Ach, mit welchem wuͤrdigen Namen, mit welcher Entzuͤckung,
Nenn ich dich? Den mein Auge zuerſt, itzt zum erſtenmal, anſchaut!
Gott! Jehovah! Richter der Welt! Mein Schoͤpfer! Mein Vater!
Oder hoͤrſt du dich lieber, den Unausſprechlichen, nennen?
Oder, Vater des ewigen Sohns, der zu Bethlehem Menſch ward;
Den wir ſahn, und mit uns der Seraphim feyernde Schaaren.
Sey gegruͤſſet, des ewigen Sohns gleich ewiger Vater!
Halleluja! Mein Schoͤpfer! Dir jauchzt die unſterbliche Seele,
Deines Odems ein Hauch, die Erbinn des ewigen Lebens.
Seliger,
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[159/0171] Fuͤnfter Geſang. Thraͤnenvoll zu. Es hatte ſich Beled durch Großmut gerochen, Und ſein Koͤnigreich halb ihm gegeben. Der lebte, wie Beled. Sunith ſang im Haine zu Parphar den Knaben von Bethlem, Und drey goͤttliche Toͤchter mit ihm. Dich haben die Cedern, Und am einſamen Ufer, die Baͤche Jedidoth, geweinet. Ach! Dich haben, in Schleyer gehuͤllt, auf die Leyer herunter, Deiner Toͤchter jungfraͤuliche Thraͤnen, o Sunith, geweinet. Dieſe Seelen verklaͤrte der Seraph. Jhr helleres Auge Sah weit um ſich, ein kuͤnftiger Schauer der Herrlichkeit Gottes. Leichter und freyer erhuben ſie ſich, von zaͤrteren Sinnen, Zu nichts geringern, als zu dem ewigen Leben gebildet. Und die Herrlichkeit Gottes gieng hoch vor den Seelen voruͤber. Und der Seraph bey ihnen rief tief anbetend, und ſagte: Das iſt Gott! Und Selima wagte die neue Stimme, Und da er ſprach, erſtaunt er vor ſeiner helltoͤnenden Stimme, Die, mit ſilbernen Laut, wie in Geſaͤnge, dahinfloß. O du, den ich erblicke, mit welchem Namen, o Erſter, Ach, mit welchem wuͤrdigen Namen, mit welcher Entzuͤckung, Nenn ich dich? Den mein Auge zuerſt, itzt zum erſtenmal, anſchaut! Gott! Jehovah! Richter der Welt! Mein Schoͤpfer! Mein Vater! Oder hoͤrſt du dich lieber, den Unausſprechlichen, nennen? Oder, Vater des ewigen Sohns, der zu Bethlehem Menſch ward; Den wir ſahn, und mit uns der Seraphim feyernde Schaaren. Sey gegruͤſſet, des ewigen Sohns gleich ewiger Vater! Halleluja! Mein Schoͤpfer! Dir jauchzt die unſterbliche Seele, Deines Odems ein Hauch, die Erbinn des ewigen Lebens. Seliger,

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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias01_1751/171>, abgerufen am 22.11.2024.