[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751.
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<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="5"> <l> <pb facs="#f0160" n="148"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Meßias.</hi> </fw> </l><lb/> <l>Schaut er in die Finſterniß aus, und ſprach zu ſich ſelber:</l><lb/> <l>Alſo weis ers gewiß! .. Nun wird es der ſanfte Johannes,</l><lb/> <l>Der ſtets laͤchelt, wenn man um ihn zugegen iſt, ſagen;</l><lb/> <l>Alles ſagen, was ihm an dem Herzen Jeſu vertraut iſt.</l><lb/> <l>Alle werden es wiſſen! Es ſey! Die neuen Beherrſcher</l><lb/> <l>Muͤſſen erſt fliehn, eh ſie Koͤnige werden! Vielleicht, daß Johannes</l><lb/> <l>Bald ſein Laͤcheln verlernt, und Petrus in Banden nicht kuͤhn iſt!</l><lb/> <l>Und ſelbſt Jeſus, wie ſtreng, wie hochgebietend befahl er:</l><lb/> <l>Juda, ſteh auf! So gebietet er nicht dem Liebling, Johannes!</l><lb/> <l>Zwar den Koͤnigen wird nicht befohlen! Jch will ſie noch ſehen,</l><lb/> <l>Eh ſie Koͤnige ſind; in Banden will ich ſie ſehen!</l><lb/> <l>Aber ihr Freund will ſterben! .. Was iſt das? Welch ein Gedanke</l><lb/> <l>Jſt das Sterben fuͤr den, der ſelbſt die Todten erweckt hat?</l><lb/> <l>Sterben! .. Will er mein Herz nur erweichen? Sey du nicht zu menſchlich,</l><lb/> <l>Leidendes Herz! .. Wenn er ſtirbt, ſo iſts nur ein Zufall geweſen,</l><lb/> <l>Daß er ſo oft den Feinden entgieng! So iſt er ein Traͤumer,</l><lb/> <l>Und von Gott nicht geſandt! Auch unſre Prieſter ſind Weiſe,</l><lb/> <l>Und geweihet von Gott. Sie haben ihn immer gehaſſet!</l><lb/> <l>Und ſie handeln nach Moſes Geſetz: Jch bin ihr Vertrauter!</l><lb/> <l>Aber er wird nicht ſterben! .. Doch will ich gebunden ihn ſehen,</l><lb/> <l>Wie er da redet? Vielleicht, daß er dann der geliebteren Juͤnger</l><lb/> <l>Hohe Wuͤrde vergißt, und den niedrigen Judas auch anſieht!</l><lb/> <l>Doch ich muß eilen! Es warten auf mich Jeruſalems Herrſcher.</l><lb/> <l>Alſo denkt er, und eilt zu des Hohenprieſters Behauſung.</l><lb/> <l>Nunmehr war die Verſammlung ganz heilig. Wie damals der Frommen</l><lb/> <l>Heiliges Volk, in reinerer Schoͤnheit, vorm Antlitz des Siegers,</l><lb/> <l>Deſſen Wunden nun glaͤnzten, erſchien, da die Jugend der Chriſten,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Von</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [148/0160]
Der Meßias.
Schaut er in die Finſterniß aus, und ſprach zu ſich ſelber:
Alſo weis ers gewiß! .. Nun wird es der ſanfte Johannes,
Der ſtets laͤchelt, wenn man um ihn zugegen iſt, ſagen;
Alles ſagen, was ihm an dem Herzen Jeſu vertraut iſt.
Alle werden es wiſſen! Es ſey! Die neuen Beherrſcher
Muͤſſen erſt fliehn, eh ſie Koͤnige werden! Vielleicht, daß Johannes
Bald ſein Laͤcheln verlernt, und Petrus in Banden nicht kuͤhn iſt!
Und ſelbſt Jeſus, wie ſtreng, wie hochgebietend befahl er:
Juda, ſteh auf! So gebietet er nicht dem Liebling, Johannes!
Zwar den Koͤnigen wird nicht befohlen! Jch will ſie noch ſehen,
Eh ſie Koͤnige ſind; in Banden will ich ſie ſehen!
Aber ihr Freund will ſterben! .. Was iſt das? Welch ein Gedanke
Jſt das Sterben fuͤr den, der ſelbſt die Todten erweckt hat?
Sterben! .. Will er mein Herz nur erweichen? Sey du nicht zu menſchlich,
Leidendes Herz! .. Wenn er ſtirbt, ſo iſts nur ein Zufall geweſen,
Daß er ſo oft den Feinden entgieng! So iſt er ein Traͤumer,
Und von Gott nicht geſandt! Auch unſre Prieſter ſind Weiſe,
Und geweihet von Gott. Sie haben ihn immer gehaſſet!
Und ſie handeln nach Moſes Geſetz: Jch bin ihr Vertrauter!
Aber er wird nicht ſterben! .. Doch will ich gebunden ihn ſehen,
Wie er da redet? Vielleicht, daß er dann der geliebteren Juͤnger
Hohe Wuͤrde vergißt, und den niedrigen Judas auch anſieht!
Doch ich muß eilen! Es warten auf mich Jeruſalems Herrſcher.
Alſo denkt er, und eilt zu des Hohenprieſters Behauſung.
Nunmehr war die Verſammlung ganz heilig. Wie damals der Frommen
Heiliges Volk, in reinerer Schoͤnheit, vorm Antlitz des Siegers,
Deſſen Wunden nun glaͤnzten, erſchien, da die Jugend der Chriſten,
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