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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751.

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Vierter Gesang.

Von dem Grab Ananias, der Gott log, wieder gekommen;
Und kein Unedler mehr war, der Heiligen Bund zu entweihen.
Jesus, seiner Grösse gewiß, und wegen der Nähe
Seiner Versöhnung, ins Helle der Ewigkeit ausgebreitet,
Sprach mit göttlicher Hoheit und Ruh zu seinen Erwählten:
Nun ist der Sohn des Menschen verherrlicht! Und, ob er gleich Mensch ist,
Dennoch ist Gott durch ihn auch verherrlicht. Da durch ihn des Himmels
Höchstes Geheimniß, da durch ihn die Gottheit den Menschen enthüllt wird;
So wird der Vater ihn auch, durch Erbarmung ohn Ende, verklären.
Bald wird er ihn den Menschen in seiner Schönheit entdecken!
Eure Traurigkeit unterbricht mich. Was weinet ihr? Kinder.
Ja, es ist wahr, ich werd euch verlassen! Jhr werdet mich suchen;
Aber nicht finden. Jhr könnet den Weg, den ich gehe, nicht gehen.
Aber weinet nicht mehr. Jhr werdet mich wieder erblicken!
Kinder, ich geb euch ein neues Gebot, ein Gebot, das viel edler,
Viel erhabener ist, als was die Satzungen lehren.
Liebet euch unter einander! Wie euer Meßias euch liebte;
Also liebet euch untereinander! Dann wiß es der Erdkreis,
Daß ihr mein seyd! Wenn ihr so untereinander euch liebet.
Simon Petrus stand auf, trat näher zu Jesu, und sagte:
Herr, wo gehest du hin? Du kannst mir itzo nicht folgen!
Sprach der Erlöser. Einst wirst du mir folgen, die Wege zu wandeln,
Die ich wandle. Hierauf erwiederte Petrus mit Feuer:
Warum sollt ich dir itzo nicht folgen? Jch lasse mein Leben
Für dein Leben! Du liessest dein Leben! Jch sag es noch einmal:
Simon, du wirst, vorm Anbruch des Tags, mich dreymal verleugnen!
Jesus war aufgestanden. Er kniete nieder, zu beten.

Um
K 3

Vierter Geſang.

Von dem Grab Ananias, der Gott log, wieder gekommen;
Und kein Unedler mehr war, der Heiligen Bund zu entweihen.
Jeſus, ſeiner Groͤſſe gewiß, und wegen der Naͤhe
Seiner Verſoͤhnung, ins Helle der Ewigkeit ausgebreitet,
Sprach mit goͤttlicher Hoheit und Ruh zu ſeinen Erwaͤhlten:
Nun iſt der Sohn des Menſchen verherrlicht! Und, ob er gleich Menſch iſt,
Dennoch iſt Gott durch ihn auch verherrlicht. Da durch ihn des Himmels
Hoͤchſtes Geheimniß, da durch ihn die Gottheit den Menſchen enthuͤllt wird;
So wird der Vater ihn auch, durch Erbarmung ohn Ende, verklaͤren.
Bald wird er ihn den Menſchen in ſeiner Schoͤnheit entdecken!
Eure Traurigkeit unterbricht mich. Was weinet ihr? Kinder.
Ja, es iſt wahr, ich werd euch verlaſſen! Jhr werdet mich ſuchen;
Aber nicht finden. Jhr koͤnnet den Weg, den ich gehe, nicht gehen.
Aber weinet nicht mehr. Jhr werdet mich wieder erblicken!
Kinder, ich geb euch ein neues Gebot, ein Gebot, das viel edler,
Viel erhabener iſt, als was die Satzungen lehren.
Liebet euch unter einander! Wie euer Meßias euch liebte;
Alſo liebet euch untereinander! Dann wiß es der Erdkreis,
Daß ihr mein ſeyd! Wenn ihr ſo untereinander euch liebet.
Simon Petrus ſtand auf, trat naͤher zu Jeſu, und ſagte:
Herr, wo geheſt du hin? Du kannſt mir itzo nicht folgen!
Sprach der Erloͤſer. Einſt wirſt du mir folgen, die Wege zu wandeln,
Die ich wandle. Hierauf erwiederte Petrus mit Feuer:
Warum ſollt ich dir itzo nicht folgen? Jch laſſe mein Leben
Fuͤr dein Leben! Du lieſſeſt dein Leben! Jch ſag es noch einmal:
Simon, du wirſt, vorm Anbruch des Tags, mich dreymal verleugnen!
Jeſus war aufgeſtanden. Er kniete nieder, zu beten.

Um
K 3
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[149/0161] Vierter Geſang. Von dem Grab Ananias, der Gott log, wieder gekommen; Und kein Unedler mehr war, der Heiligen Bund zu entweihen. Jeſus, ſeiner Groͤſſe gewiß, und wegen der Naͤhe Seiner Verſoͤhnung, ins Helle der Ewigkeit ausgebreitet, Sprach mit goͤttlicher Hoheit und Ruh zu ſeinen Erwaͤhlten: Nun iſt der Sohn des Menſchen verherrlicht! Und, ob er gleich Menſch iſt, Dennoch iſt Gott durch ihn auch verherrlicht. Da durch ihn des Himmels Hoͤchſtes Geheimniß, da durch ihn die Gottheit den Menſchen enthuͤllt wird; So wird der Vater ihn auch, durch Erbarmung ohn Ende, verklaͤren. Bald wird er ihn den Menſchen in ſeiner Schoͤnheit entdecken! Eure Traurigkeit unterbricht mich. Was weinet ihr? Kinder. Ja, es iſt wahr, ich werd euch verlaſſen! Jhr werdet mich ſuchen; Aber nicht finden. Jhr koͤnnet den Weg, den ich gehe, nicht gehen. Aber weinet nicht mehr. Jhr werdet mich wieder erblicken! Kinder, ich geb euch ein neues Gebot, ein Gebot, das viel edler, Viel erhabener iſt, als was die Satzungen lehren. Liebet euch unter einander! Wie euer Meßias euch liebte; Alſo liebet euch untereinander! Dann wiß es der Erdkreis, Daß ihr mein ſeyd! Wenn ihr ſo untereinander euch liebet. Simon Petrus ſtand auf, trat naͤher zu Jeſu, und ſagte: Herr, wo geheſt du hin? Du kannſt mir itzo nicht folgen! Sprach der Erloͤſer. Einſt wirſt du mir folgen, die Wege zu wandeln, Die ich wandle. Hierauf erwiederte Petrus mit Feuer: Warum ſollt ich dir itzo nicht folgen? Jch laſſe mein Leben Fuͤr dein Leben! Du lieſſeſt dein Leben! Jch ſag es noch einmal: Simon, du wirſt, vorm Anbruch des Tags, mich dreymal verleugnen! Jeſus war aufgeſtanden. Er kniete nieder, zu beten. Um K 3

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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias01_1751/161>, abgerufen am 23.11.2024.