wisset, daß der Deutsche gewiß ausführt, wenn er einmal beschlossen hat auszuführen! Die Zeit, in welcher die Eroberer am mutigsten und kräftigsten handeln, ist die, wenn sie schon vieles gethan haben, Schrecken und Bündnisse verur- sachen, und in ihrem Laufe noch können auf- gehalten werden. Nie sind sie furchtbarer und unwiderstehlicher, und nie geschehn grössere einzelne Thaten. Das alles könt ihr erleben, Jünglinge, und daran könt ihr Theil haben! Jch will euch sagen, wie es zu dieser Zeit seyn wird. Der Anblik unsrer neuen, von uns selbst angebauten, und fruchtreichen Besize wird uns alsdann beynah eben so sehr zur Fort- sezung der Entdeckungen reizen, als es die Schwierigkeit sie zu machen nur immer thun kann; und dieser doppelte Reiz wird uns, gleich einem unaufhaltbaren Strome, mit sich fortreissen. Wer diese Zeit erlebt, eine Seele hat, und gleichwol stillsizt, und zusieht, den wird man, auch bey der grösten Neigung zur Nachsicht, aus der Republik verbannen. Hat diese dann, nach dem Verflusse nur noch einiger Jahre, ihre Besize nun so sehr erweitert, daß fast keine Wissenschaft ist, in welcher die aus- ländischen Republiken nicht von ihr, mehr oder weniger, aber lernen müssen; so ist sie bis dahin gekommen, wo die Eroberer anfangen
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wiſſet, daß der Deutſche gewiß ausfuͤhrt, wenn er einmal beſchloſſen hat auszufuͤhren! Die Zeit, in welcher die Eroberer am mutigſten und kraͤftigſten handeln, iſt die, wenn ſie ſchon vieles gethan haben, Schrecken und Buͤndniſſe verur- ſachen, und in ihrem Laufe noch koͤnnen auf- gehalten werden. Nie ſind ſie furchtbarer und unwiderſtehlicher, und nie geſchehn groͤſſere einzelne Thaten. Das alles koͤnt ihr erleben, Juͤnglinge, und daran koͤnt ihr Theil haben! Jch will euch ſagen, wie es zu dieſer Zeit ſeyn wird. Der Anblik unſrer neuen, von uns ſelbſt angebauten, und fruchtreichen Beſize wird uns alsdann beynah eben ſo ſehr zur Fort- ſezung der Entdeckungen reizen, als es die Schwierigkeit ſie zu machen nur immer thun kann; und dieſer doppelte Reiz wird uns, gleich einem unaufhaltbaren Strome, mit ſich fortreiſſen. Wer dieſe Zeit erlebt, eine Seele hat, und gleichwol ſtillſizt, und zuſieht, den wird man, auch bey der groͤſten Neigung zur Nachſicht, aus der Republik verbannen. Hat dieſe dann, nach dem Verfluſſe nur noch einiger Jahre, ihre Beſize nun ſo ſehr erweitert, daß faſt keine Wiſſenſchaft iſt, in welcher die aus- laͤndiſchen Republiken nicht von ihr, mehr oder weniger, aber lernen muͤſſen; ſo iſt ſie bis dahin gekommen, wo die Eroberer anfangen
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wiſſet, daß der Deutſche gewiß ausfuͤhrt, wenn
er einmal beſchloſſen hat auszufuͤhren! Die
Zeit, in welcher die Eroberer am mutigſten und
kraͤftigſten handeln, iſt die, wenn ſie ſchon vieles
gethan haben, Schrecken und Buͤndniſſe verur-
ſachen, und in ihrem Laufe noch koͤnnen auf-
gehalten werden. Nie ſind ſie furchtbarer und
unwiderſtehlicher, und nie geſchehn groͤſſere
einzelne Thaten. Das alles koͤnt ihr erleben,
Juͤnglinge, und daran koͤnt ihr Theil haben!
Jch will euch ſagen, wie es zu dieſer Zeit ſeyn
wird. Der Anblik unſrer neuen, von uns
ſelbſt angebauten, und fruchtreichen Beſize
wird uns alsdann beynah eben ſo ſehr zur Fort-
ſezung der Entdeckungen reizen, als es die
Schwierigkeit ſie zu machen nur immer thun
kann; und dieſer doppelte Reiz wird uns,
gleich einem unaufhaltbaren Strome, mit ſich
fortreiſſen. Wer dieſe Zeit erlebt, eine Seele
hat, und gleichwol ſtillſizt, und zuſieht, den
wird man, auch bey der groͤſten Neigung zur
Nachſicht, aus der Republik verbannen. Hat
dieſe dann, nach dem Verfluſſe nur noch einiger
Jahre, ihre Beſize nun ſo ſehr erweitert, daß
faſt keine Wiſſenſchaft iſt, in welcher die aus-
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/515>, abgerufen am 22.11.2024.
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