Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

"che Unruh des Aufsuchens so gewaltig fort, daß
"nur in dem nächsten dem besten Felsen gegraben
"wird: Hier sind Deutsche gewesen! da-
"mit wenn Sturm oder Nadel Ausländer auch
"dahin bringen, sie unser früheres Recht sehn;
"dennoch gleich einen der edlen Abentheurer
"nach der Heimath zu schicken, damit er deutsche
"Anbauer herüber führe, und diesen solche Eile
"und Aemsigkeit gebieten zu lassen, daß die
"Ausländer (denn verwerflich ist unsre alte
"Sitte, daß wir nur immer entdekt, und dann
"Andre haben anbaun lassen!) von der Ent-
"deckung, und von der blühenden Einrichtung
"zugleich Nachricht bekommen."

Wenn wir auf diese Weise ein halbes Jahr-
hundert das werden vereinigt gethan haben,
was vor uns nur einzelne kühne Männer tha-
ten, und eben dadurch den Grund legten, daß
wir uns ihre Unternehmungen fortzusezen, ver-
einigen konten; dann werden wir rings um uns
vernehmen, daß man uns für Eroberer hält,
deren weitaussehenden Absichten man sich wi-
dersezen müsse. Glüklicher Zeitpunkt! Jhr
könt ihn erleben, Jünglinge, deren Herz jezo
laut vor Unruh schlägt, ob die Republik den
grossen Entschluß, sich zu diesem Zwecke zu
vereinigen, fassen werde. Jst er gefast; so
macht euch nichts mehr Unruh. Denn ihr

wisset,

„che Unruh des Aufſuchens ſo gewaltig fort, daß
„nur in dem naͤchſten dem beſten Felſen gegraben
„wird: Hier ſind Deutſche geweſen! da-
„mit wenn Sturm oder Nadel Auslaͤnder auch
„dahin bringen, ſie unſer fruͤheres Recht ſehn;
„dennoch gleich einen der edlen Abentheurer
„nach der Heimath zu ſchicken, damit er deutſche
„Anbauer heruͤber fuͤhre, und dieſen ſolche Eile
„und Aemſigkeit gebieten zu laſſen, daß die
„Auslaͤnder (denn verwerflich iſt unſre alte
„Sitte, daß wir nur immer entdekt, und dann
„Andre haben anbaun laſſen!) von der Ent-
„deckung, und von der bluͤhenden Einrichtung
„zugleich Nachricht bekommen.‟

Wenn wir auf dieſe Weiſe ein halbes Jahr-
hundert das werden vereinigt gethan haben,
was vor uns nur einzelne kuͤhne Maͤnner tha-
ten, und eben dadurch den Grund legten, daß
wir uns ihre Unternehmungen fortzuſezen, ver-
einigen konten; dann werden wir rings um uns
vernehmen, daß man uns fuͤr Eroberer haͤlt,
deren weitauſſehenden Abſichten man ſich wi-
derſezen muͤſſe. Gluͤklicher Zeitpunkt! Jhr
koͤnt ihn erleben, Juͤnglinge, deren Herz jezo
laut vor Unruh ſchlaͤgt, ob die Republik den
groſſen Entſchluß, ſich zu dieſem Zwecke zu
vereinigen, faſſen werde. Jſt er gefaſt; ſo
macht euch nichts mehr Unruh. Denn ihr

wiſſet,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0514" n="438"/>
&#x201E;che Unruh des Auf&#x017F;uchens &#x017F;o gewaltig fort, daß<lb/>
&#x201E;nur in dem na&#x0364;ch&#x017F;ten dem be&#x017F;ten Fel&#x017F;en gegraben<lb/>
&#x201E;wird: Hier &#x017F;ind Deut&#x017F;che gewe&#x017F;en! da-<lb/>
&#x201E;mit wenn Sturm oder Nadel Ausla&#x0364;nder auch<lb/>
&#x201E;dahin bringen, &#x017F;ie un&#x017F;er fru&#x0364;heres Recht &#x017F;ehn;<lb/>
&#x201E;dennoch gleich einen der edlen Abentheurer<lb/>
&#x201E;nach der Heimath zu &#x017F;chicken, damit er deut&#x017F;che<lb/>
&#x201E;Anbauer heru&#x0364;ber fu&#x0364;hre, und die&#x017F;en &#x017F;olche Eile<lb/>
&#x201E;und Aem&#x017F;igkeit gebieten zu la&#x017F;&#x017F;en, daß die<lb/>
&#x201E;Ausla&#x0364;nder (denn verwerflich i&#x017F;t un&#x017F;re alte<lb/>
&#x201E;Sitte, daß wir nur immer entdekt, und dann<lb/>
&#x201E;Andre haben anbaun la&#x017F;&#x017F;en!) von der Ent-<lb/>
&#x201E;deckung, und von der blu&#x0364;henden Einrichtung<lb/>
&#x201E;zugleich Nachricht bekommen.&#x201F;</p><lb/>
          <p>Wenn wir auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e ein halbes Jahr-<lb/>
hundert das werden vereinigt gethan haben,<lb/>
was vor uns nur einzelne ku&#x0364;hne Ma&#x0364;nner tha-<lb/>
ten, und eben dadurch den Grund legten, daß<lb/>
wir uns ihre Unternehmungen fortzu&#x017F;ezen, ver-<lb/>
einigen konten; dann werden wir rings um uns<lb/>
vernehmen, daß man uns fu&#x0364;r Eroberer ha&#x0364;lt,<lb/>
deren weitau&#x017F;&#x017F;ehenden Ab&#x017F;ichten man &#x017F;ich wi-<lb/>
der&#x017F;ezen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Glu&#x0364;klicher Zeitpunkt! Jhr<lb/>
ko&#x0364;nt ihn erleben, Ju&#x0364;nglinge, deren Herz jezo<lb/>
laut vor Unruh &#x017F;chla&#x0364;gt, ob die Republik den<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Ent&#x017F;chluß, &#x017F;ich zu die&#x017F;em Zwecke zu<lb/>
vereinigen, fa&#x017F;&#x017F;en werde. J&#x017F;t er gefa&#x017F;t; &#x017F;o<lb/>
macht euch nichts mehr Unruh. Denn ihr<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wi&#x017F;&#x017F;et,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[438/0514] „che Unruh des Aufſuchens ſo gewaltig fort, daß „nur in dem naͤchſten dem beſten Felſen gegraben „wird: Hier ſind Deutſche geweſen! da- „mit wenn Sturm oder Nadel Auslaͤnder auch „dahin bringen, ſie unſer fruͤheres Recht ſehn; „dennoch gleich einen der edlen Abentheurer „nach der Heimath zu ſchicken, damit er deutſche „Anbauer heruͤber fuͤhre, und dieſen ſolche Eile „und Aemſigkeit gebieten zu laſſen, daß die „Auslaͤnder (denn verwerflich iſt unſre alte „Sitte, daß wir nur immer entdekt, und dann „Andre haben anbaun laſſen!) von der Ent- „deckung, und von der bluͤhenden Einrichtung „zugleich Nachricht bekommen.‟ Wenn wir auf dieſe Weiſe ein halbes Jahr- hundert das werden vereinigt gethan haben, was vor uns nur einzelne kuͤhne Maͤnner tha- ten, und eben dadurch den Grund legten, daß wir uns ihre Unternehmungen fortzuſezen, ver- einigen konten; dann werden wir rings um uns vernehmen, daß man uns fuͤr Eroberer haͤlt, deren weitauſſehenden Abſichten man ſich wi- derſezen muͤſſe. Gluͤklicher Zeitpunkt! Jhr koͤnt ihn erleben, Juͤnglinge, deren Herz jezo laut vor Unruh ſchlaͤgt, ob die Republik den groſſen Entſchluß, ſich zu dieſem Zwecke zu vereinigen, faſſen werde. Jſt er gefaſt; ſo macht euch nichts mehr Unruh. Denn ihr wiſſet,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/514
Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/514>, abgerufen am 22.11.2024.