und des Seyns ... (der Geist der Nachahmung) Er hält die Erreichung eines hohen Zieles in den Wissenschaften eben so sehr zurük, als er der Ehre der Nation nachtheilig ist; und es ist unter dem Kaiser, ihm auch nur mit Einem leisen Tritte zu folgen.
K. den 16 Sept. 69. Nur Einen ununterbrochnen Abend bitte ich mir von Jhnen Beyden aus, und daß Sie Jhren Freund überzeugen, Er thue etwas recht nüzliches, und ruhmvolles, oder mit Einem Worte, etwas, das recht deutsch ist, wenn Er diese vaterländische Sache dem Kaiser mit Wärme vor- trägt. Jn dieser Stunde Jhrer Zusammenkunft, und zugleich der Grundlegung zu daurenden Denk- malen wird Deutschlands Genius mit hoher Fackel vorleuchten. (Der Erfolg wird zeigen, daß mein poetisch scheinender Ausdruk Prosa war) Es giebt auch fürs Vaterland Thränen der Ehrbegierde, und Seufzer einer edlen Rache, wenn es verkant worden ist. Jn der auf jene folgenden Stunde des Aus- spruchs:
Has inter lacrimas sedet et suspiria Caesar.
W. den 24 Sept. 69. Weil ich Verschiedner, deren Stimmen gezählt werden, Gesinnungen gegen Sie erfahren habe, so getraue ich mir, Jhnen eine Reise zu uns zu proponiren ... Jch habe mit van Switen beynah eine Stunde von Jhnen gesprochen, und gefunden, daß er Sie ungemein liebt. Er sagte unter anderm, daß Sie hierher kommen, und unsre Maria Theresia, und unsern Joseph kennen lernen müsten. Nun denken Sie, wie er mein Project, daß Sie hierher kommen möchten, aufgenommen habe.
W. den 23 Apr. 70. Wir müssen die Hofnung und die Geduld nicht verlieren. Man kann bey
der
und des Seyns … (der Geiſt der Nachahmung) Er haͤlt die Erreichung eines hohen Zieles in den Wiſſenſchaften eben ſo ſehr zuruͤk, als er der Ehre der Nation nachtheilig iſt; und es iſt unter dem Kaiſer, ihm auch nur mit Einem leiſen Tritte zu folgen.
K. den 16 Sept. 69. Nur Einen ununterbrochnen Abend bitte ich mir von Jhnen Beyden aus, und daß Sie Jhren Freund uͤberzeugen, Er thue etwas recht nuͤzliches, und ruhmvolles, oder mit Einem Worte, etwas, das recht deutſch iſt, wenn Er dieſe vaterlaͤndiſche Sache dem Kaiſer mit Waͤrme vor- traͤgt. Jn dieſer Stunde Jhrer Zuſammenkunft, und zugleich der Grundlegung zu daurenden Denk- malen wird Deutſchlands Genius mit hoher Fackel vorleuchten. (Der Erfolg wird zeigen, daß mein poetiſch ſcheinender Ausdruk Proſa war) Es giebt auch fuͤrs Vaterland Thraͤnen der Ehrbegierde, und Seufzer einer edlen Rache, wenn es verkant worden iſt. Jn der auf jene folgenden Stunde des Aus- ſpruchs:
Has inter lacrimas ſedet et ſuſpiria Cæſar.
W. den 24 Sept. 69. Weil ich Verſchiedner, deren Stimmen gezaͤhlt werden, Geſinnungen gegen Sie erfahren habe, ſo getraue ich mir, Jhnen eine Reiſe zu uns zu proponiren … Jch habe mit van Switen beynah eine Stunde von Jhnen geſprochen, und gefunden, daß er Sie ungemein liebt. Er ſagte unter anderm, daß Sie hierher kommen, und unſre Maria Thereſia, und unſern Joſeph kennen lernen muͤſten. Nun denken Sie, wie er mein Project, daß Sie hierher kommen moͤchten, aufgenommen habe.
W. den 23 Apr. 70. Wir muͤſſen die Hofnung und die Geduld nicht verlieren. Man kann bey
der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0507"n="431"/>
und des Seyns … (der Geiſt der Nachahmung)<lb/>
Er haͤlt die Erreichung eines hohen Zieles in den<lb/>
Wiſſenſchaften eben ſo ſehr zuruͤk, als er der Ehre<lb/>
der Nation nachtheilig iſt; und es iſt unter dem<lb/>
Kaiſer, ihm auch nur mit Einem leiſen Tritte zu<lb/>
folgen.</p><lb/><p>K. den 16 Sept. 69. Nur Einen ununterbrochnen<lb/>
Abend bitte ich mir von Jhnen Beyden aus, und<lb/>
daß Sie Jhren Freund uͤberzeugen, Er thue etwas<lb/>
recht nuͤzliches, und ruhmvolles, oder mit Einem<lb/>
Worte, etwas, das recht deutſch iſt, wenn Er dieſe<lb/>
vaterlaͤndiſche Sache dem Kaiſer mit Waͤrme vor-<lb/>
traͤgt. Jn dieſer Stunde Jhrer Zuſammenkunft,<lb/>
und zugleich der Grundlegung zu daurenden Denk-<lb/>
malen wird Deutſchlands Genius mit hoher Fackel<lb/>
vorleuchten. (Der Erfolg wird zeigen, daß mein<lb/>
poetiſch ſcheinender Ausdruk Proſa war) Es giebt<lb/>
auch fuͤrs Vaterland Thraͤnen der Ehrbegierde, und<lb/>
Seufzer einer edlen Rache, wenn es verkant worden<lb/>
iſt. Jn der auf jene folgenden Stunde des Aus-<lb/>ſpruchs:</p><lb/><p><hirendition="#aq">Has inter lacrimas ſedet et ſuſpiria Cæſar.</hi></p><lb/><p>W. den 24 Sept. 69. Weil ich Verſchiedner,<lb/>
deren Stimmen gezaͤhlt werden, Geſinnungen gegen<lb/>
Sie erfahren habe, ſo getraue ich mir, Jhnen eine<lb/>
Reiſe zu uns zu proponiren … Jch habe mit van<lb/>
Switen beynah eine Stunde von Jhnen geſprochen,<lb/>
und gefunden, daß er Sie ungemein liebt. Er ſagte<lb/>
unter anderm, daß Sie hierher kommen, und unſre<lb/>
Maria Thereſia, und unſern Joſeph kennen lernen<lb/>
muͤſten. Nun denken Sie, wie er mein Project, daß<lb/>
Sie hierher kommen moͤchten, aufgenommen habe.</p><lb/><p>W. den 23 Apr. 70. Wir muͤſſen die Hofnung<lb/>
und die Geduld nicht verlieren. Man kann bey<lb/><fwplace="bottom"type="catch">der</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[431/0507]
und des Seyns … (der Geiſt der Nachahmung)
Er haͤlt die Erreichung eines hohen Zieles in den
Wiſſenſchaften eben ſo ſehr zuruͤk, als er der Ehre
der Nation nachtheilig iſt; und es iſt unter dem
Kaiſer, ihm auch nur mit Einem leiſen Tritte zu
folgen.
K. den 16 Sept. 69. Nur Einen ununterbrochnen
Abend bitte ich mir von Jhnen Beyden aus, und
daß Sie Jhren Freund uͤberzeugen, Er thue etwas
recht nuͤzliches, und ruhmvolles, oder mit Einem
Worte, etwas, das recht deutſch iſt, wenn Er dieſe
vaterlaͤndiſche Sache dem Kaiſer mit Waͤrme vor-
traͤgt. Jn dieſer Stunde Jhrer Zuſammenkunft,
und zugleich der Grundlegung zu daurenden Denk-
malen wird Deutſchlands Genius mit hoher Fackel
vorleuchten. (Der Erfolg wird zeigen, daß mein
poetiſch ſcheinender Ausdruk Proſa war) Es giebt
auch fuͤrs Vaterland Thraͤnen der Ehrbegierde, und
Seufzer einer edlen Rache, wenn es verkant worden
iſt. Jn der auf jene folgenden Stunde des Aus-
ſpruchs:
Has inter lacrimas ſedet et ſuſpiria Cæſar.
W. den 24 Sept. 69. Weil ich Verſchiedner,
deren Stimmen gezaͤhlt werden, Geſinnungen gegen
Sie erfahren habe, ſo getraue ich mir, Jhnen eine
Reiſe zu uns zu proponiren … Jch habe mit van
Switen beynah eine Stunde von Jhnen geſprochen,
und gefunden, daß er Sie ungemein liebt. Er ſagte
unter anderm, daß Sie hierher kommen, und unſre
Maria Thereſia, und unſern Joſeph kennen lernen
muͤſten. Nun denken Sie, wie er mein Project, daß
Sie hierher kommen moͤchten, aufgenommen habe.
W. den 23 Apr. 70. Wir muͤſſen die Hofnung
und die Geduld nicht verlieren. Man kann bey
der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/507>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.