rathen ja fünftens auch wol manchmal unter diese oder jene andre Zunft; und soltens Ober- zünfte seyn, so gerathen wir darunter! Jst dieß nicht eine Herschaft von einem Umfange, daß es sich gar sehr der Mühe verlohnt, sie zu haben? Wie wir sie führen diese Herschaft, das heisset, wie wir denen, welche Neigung bey sich verspüren, sich selbst zu Schafen zu machen, die Hülfe geben? Unter andern durch Gründe unsrer Beurtheilungen, die entweder an sich selbst, oder so angewendet, wie wir sie anwenden, keine Gründe sind. Aber wir wis- sen sie schon in genugsamen sophistischen Nebel einzuhüllen, daß sie wol, als Gründe, durch- schleichen müssen. Es würde lächerlich seyn vorzugeben, daß die Beschaffenheit unsrer Gründe uns selbst nicht gar gut bekant wäre: allein führen Mittel nur zu Zwecken; was ist Herschern an der übrigen Beschaffenheit der- selben gelegen? Wir solten selbst etwas her- vorbringen? Dazu gehörte zweyerley: Erst müsten wir's können, und dann wollen. Be- kantermaassen können wir es nicht! Doch ge- sezt, nicht zugestanden, wir könten's; ist dieß denn so süß, so hinreissend, als herschen? Selbst etwas hervorbringen? Nein, nein, komt uns nur nicht mehr damit. Viel lieber der erste in Querlequitsch, als der zweyte, wo
denn
rathen ja fuͤnftens auch wol manchmal unter dieſe oder jene andre Zunft; und ſoltens Ober- zuͤnfte ſeyn, ſo gerathen wir darunter! Jſt dieß nicht eine Herſchaft von einem Umfange, daß es ſich gar ſehr der Muͤhe verlohnt, ſie zu haben? Wie wir ſie fuͤhren dieſe Herſchaft, das heiſſet, wie wir denen, welche Neigung bey ſich verſpuͤren, ſich ſelbſt zu Schafen zu machen, die Huͤlfe geben? Unter andern durch Gruͤnde unſrer Beurtheilungen, die entweder an ſich ſelbſt, oder ſo angewendet, wie wir ſie anwenden, keine Gruͤnde ſind. Aber wir wiſ- ſen ſie ſchon in genugſamen ſophiſtiſchen Nebel einzuhuͤllen, daß ſie wol, als Gruͤnde, durch- ſchleichen muͤſſen. Es wuͤrde laͤcherlich ſeyn vorzugeben, daß die Beſchaffenheit unſrer Gruͤnde uns ſelbſt nicht gar gut bekant waͤre: allein fuͤhren Mittel nur zu Zwecken; was iſt Herſchern an der uͤbrigen Beſchaffenheit der- ſelben gelegen? Wir ſolten ſelbſt etwas her- vorbringen? Dazu gehoͤrte zweyerley: Erſt muͤſten wir’s koͤnnen, und dann wollen. Be- kantermaaſſen koͤnnen wir es nicht! Doch ge- ſezt, nicht zugeſtanden, wir koͤnten’s; iſt dieß denn ſo ſuͤß, ſo hinreiſſend, als herſchen? Selbſt etwas hervorbringen? Nein, nein, komt uns nur nicht mehr damit. Viel lieber der erſte in Querlequitſch, als der zweyte, wo
denn
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rathen ja fuͤnftens auch wol manchmal unter
dieſe oder jene andre Zunft; und ſoltens Ober-
zuͤnfte ſeyn, ſo gerathen wir darunter! Jſt
dieß nicht eine Herſchaft von einem Umfange,
daß es ſich gar ſehr der Muͤhe verlohnt, ſie zu
haben? Wie wir ſie fuͤhren dieſe Herſchaft,
das heiſſet, wie wir denen, welche Neigung
bey ſich verſpuͤren, ſich ſelbſt zu Schafen zu
machen, die Huͤlfe geben? Unter andern durch
Gruͤnde unſrer Beurtheilungen, die entweder
an ſich ſelbſt, oder ſo angewendet, wie wir ſie
anwenden, keine Gruͤnde ſind. Aber wir wiſ-
ſen ſie ſchon in genugſamen ſophiſtiſchen Nebel
einzuhuͤllen, daß ſie wol, als Gruͤnde, durch-
ſchleichen muͤſſen. Es wuͤrde laͤcherlich ſeyn
vorzugeben, daß die Beſchaffenheit unſrer
Gruͤnde uns ſelbſt nicht gar gut bekant waͤre:
allein fuͤhren Mittel nur zu Zwecken; was iſt
Herſchern an der uͤbrigen Beſchaffenheit der-
ſelben gelegen? Wir ſolten ſelbſt etwas her-
vorbringen? Dazu gehoͤrte zweyerley: Erſt
muͤſten wir’s koͤnnen, und dann wollen. Be-
kantermaaſſen koͤnnen wir es nicht! Doch ge-
ſezt, nicht zugeſtanden, wir koͤnten’s; iſt dieß
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/361>, abgerufen am 22.11.2024.
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