aussen, in der Republik, und draussen unter den Altfranken! Denn wenn diese einmal worinn blättern, so ist es in unsern Schriften. Freylich erstrecken wir unsre Herschaft nicht bis auf die Nachwelt; allein recht gut auch das! Denn was gehen wir, und die Nachwelt, ein- ander an? Uns ist's völlig genung, wenn wir nur zu unsrer Zeit herschen. Und das thun wir denn ja auch, besonders jezt, recht nach Herzens Lust. Du fragst nach den Unter- jochten, Aldermann, Zünfter, oder wer du sonst bist. Gleich! vorher nur noch Ein Wort von unsrer Herschbegierde. Wenn man denn nun einmal etwas von einer gewissen Art seyn muß; so ist's doch immer besser der Wolf, als das Schaf zu seyn. Wir sind also die Wölfe; treten wie Wölfe mit einander in Bündnisse, und wenn die Ränke, die sich unsre verschied- nen Rotten zu spielen pflegen, in Kriege aus- brechen; so beissen wir uns auch wie Wölfe. Wer die Schafe, die Beherschten, die Unter- jochten, oder wie ihr es sonst am liebsten hören mögt, wer diese sind? Fürs erste viele, viele Altfranken; fürs andre das grosse Volk (er- lanbt uns immer diese Benennung) das grosse Volk samt und sonders; drittens die meisten des Volks; viertens keine geringe Anzahl Kenner, von der Zunft nämlich: aber wir ge-
rathen
auſſen, in der Republik, und drauſſen unter den Altfranken! Denn wenn dieſe einmal worinn blaͤttern, ſo iſt es in unſern Schriften. Freylich erſtrecken wir unſre Herſchaft nicht bis auf die Nachwelt; allein recht gut auch das! Denn was gehen wir, und die Nachwelt, ein- ander an? Uns iſt’s voͤllig genung, wenn wir nur zu unſrer Zeit herſchen. Und das thun wir denn ja auch, beſonders jezt, recht nach Herzens Luſt. Du fragſt nach den Unter- jochten, Aldermann, Zuͤnfter, oder wer du ſonſt biſt. Gleich! vorher nur noch Ein Wort von unſrer Herſchbegierde. Wenn man denn nun einmal etwas von einer gewiſſen Art ſeyn muß; ſo iſt’s doch immer beſſer der Wolf, als das Schaf zu ſeyn. Wir ſind alſo die Woͤlfe; treten wie Woͤlfe mit einander in Buͤndniſſe, und wenn die Raͤnke, die ſich unſre verſchied- nen Rotten zu ſpielen pflegen, in Kriege aus- brechen; ſo beiſſen wir uns auch wie Woͤlfe. Wer die Schafe, die Beherſchten, die Unter- jochten, oder wie ihr es ſonſt am liebſten hoͤren moͤgt, wer dieſe ſind? Fuͤrs erſte viele, viele Altfranken; fuͤrs andre das groſſe Volk (er- lanbt uns immer dieſe Benennung) das groſſe Volk ſamt und ſonders; drittens die meiſten des Volks; viertens keine geringe Anzahl Kenner, von der Zunft naͤmlich: aber wir ge-
rathen
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auſſen, in der Republik, und drauſſen unter
den Altfranken! Denn wenn dieſe einmal
worinn blaͤttern, ſo iſt es in unſern Schriften.
Freylich erſtrecken wir unſre Herſchaft nicht bis
auf die Nachwelt; allein recht gut auch das!
Denn was gehen wir, und die Nachwelt, ein-
ander an? Uns iſt’s voͤllig genung, wenn wir
nur zu unſrer Zeit herſchen. Und das thun
wir denn ja auch, beſonders jezt, recht nach
Herzens Luſt. Du fragſt nach den Unter-
jochten, Aldermann, Zuͤnfter, oder wer du
ſonſt biſt. Gleich! vorher nur noch Ein Wort
von unſrer Herſchbegierde. Wenn man denn
nun einmal etwas von einer gewiſſen Art ſeyn
muß; ſo iſt’s doch immer beſſer der Wolf, als
das Schaf zu ſeyn. Wir ſind alſo die Woͤlfe;
treten wie Woͤlfe mit einander in Buͤndniſſe,
und wenn die Raͤnke, die ſich unſre verſchied-
nen Rotten zu ſpielen pflegen, in Kriege aus-
brechen; ſo beiſſen wir uns auch wie Woͤlfe.
Wer die Schafe, die Beherſchten, die Unter-
jochten, oder wie ihr es ſonſt am liebſten hoͤren
moͤgt, wer dieſe ſind? Fuͤrs erſte viele, viele
Altfranken; fuͤrs andre das groſſe Volk (er-
lanbt uns immer dieſe Benennung) das groſſe
Volk ſamt und ſonders; drittens die meiſten
des Volks; viertens keine geringe Anzahl
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/360>, abgerufen am 22.11.2024.
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