Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

selbst zu geben! Nie wird die Republik zu dem
Ansehn kommen, das sie haben könte, und zu
haben verdient, wo diesem Unfuge nicht Ziel
und Maaß gesezt wird. Wenn die Grossen
sich noch einigermaassen um uns bekümmern;
so geschieht es dadurch, daß sie den Schauspie-
len, die wir von uns selbst geben, wol mit zu-
sehn mögen. Jhr wolt zwar nicht, Aldermän-
ner, daß wir uns viel um die Grossen beküm-
mern sollen; aber so weit müssen wir es we-
nigstens denn doch wol, daß wir endlich auf-
hören ihre Lustigmacher zu seyn. Wir, sagst
du, Anwald? Die Ausrufer sind ja nur die
Lustigmacher. Aber sind's denn nicht, antwor-
tete der Anwald, oft sehr würdige Gelehrte,
auf deren Unkosten jene belustigen? Und deh-
nen es nicht die Zuschauer auf die Gelehrten
überhaupt aus, was die Lustigmacher von ei-
nigen vorbringen? Und wird nicht, nach die-
sem Vorbringen, von dem Zustande der Repu-
blik geurtheilt? Jch bin erst viel zu gelinde
gewesen, daß ich es nur Unfug genent habe.
Doch wenn dieß Verfahren auch keinen ärgern
Namen verdient; so ist es doch eure Pflicht,
Aldermänner, ihm Einhalt zu thun.

Der Wortführer der Aldermänner wendete
sich zu dem Herolde .. (Nur noch Ein Wort,
sagte Ekhard zu dem Anwalde, eh fortgeschikt

wird.
S 4

ſelbſt zu geben! Nie wird die Republik zu dem
Anſehn kommen, das ſie haben koͤnte, und zu
haben verdient, wo dieſem Unfuge nicht Ziel
und Maaß geſezt wird. Wenn die Groſſen
ſich noch einigermaaſſen um uns bekuͤmmern;
ſo geſchieht es dadurch, daß ſie den Schauſpie-
len, die wir von uns ſelbſt geben, wol mit zu-
ſehn moͤgen. Jhr wolt zwar nicht, Aldermaͤn-
ner, daß wir uns viel um die Groſſen bekuͤm-
mern ſollen; aber ſo weit muͤſſen wir es we-
nigſtens denn doch wol, daß wir endlich auf-
hoͤren ihre Luſtigmacher zu ſeyn. Wir, ſagſt
du, Anwald? Die Ausrufer ſind ja nur die
Luſtigmacher. Aber ſind’s denn nicht, antwor-
tete der Anwald, oft ſehr wuͤrdige Gelehrte,
auf deren Unkoſten jene beluſtigen? Und deh-
nen es nicht die Zuſchauer auf die Gelehrten
uͤberhaupt aus, was die Luſtigmacher von ei-
nigen vorbringen? Und wird nicht, nach die-
ſem Vorbringen, von dem Zuſtande der Repu-
blik geurtheilt? Jch bin erſt viel zu gelinde
geweſen, daß ich es nur Unfug genent habe.
Doch wenn dieß Verfahren auch keinen aͤrgern
Namen verdient; ſo iſt es doch eure Pflicht,
Aldermaͤnner, ihm Einhalt zu thun.

Der Wortfuͤhrer der Aldermaͤnner wendete
ſich zu dem Herolde .. (Nur noch Ein Wort,
ſagte Ekhard zu dem Anwalde, eh fortgeſchikt

wird.
S 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0355" n="279"/>
&#x017F;elb&#x017F;t zu geben! Nie wird die Republik zu dem<lb/>
An&#x017F;ehn kommen, das &#x017F;ie haben ko&#x0364;nte, und zu<lb/>
haben verdient, wo die&#x017F;em Unfuge nicht Ziel<lb/>
und Maaß ge&#x017F;ezt wird. Wenn die Gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;ich noch einigermaa&#x017F;&#x017F;en um uns beku&#x0364;mmern;<lb/>
&#x017F;o ge&#x017F;chieht es dadurch, daß &#x017F;ie den Schau&#x017F;pie-<lb/>
len, die wir von uns &#x017F;elb&#x017F;t geben, wol mit zu-<lb/>
&#x017F;ehn mo&#x0364;gen. Jhr wolt zwar nicht, Alderma&#x0364;n-<lb/>
ner, daß wir uns viel um die Gro&#x017F;&#x017F;en beku&#x0364;m-<lb/>
mern &#x017F;ollen; aber &#x017F;o weit mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir es we-<lb/>
nig&#x017F;tens denn doch wol, daß wir endlich auf-<lb/>
ho&#x0364;ren ihre <hi rendition="#fr">Lu&#x017F;tigmacher</hi> zu &#x017F;eyn. Wir, &#x017F;ag&#x017F;t<lb/>
du, Anwald? Die Ausrufer &#x017F;ind ja nur die<lb/>
Lu&#x017F;tigmacher. Aber &#x017F;ind&#x2019;s denn nicht, antwor-<lb/>
tete der Anwald, oft &#x017F;ehr wu&#x0364;rdige Gelehrte,<lb/>
auf deren Unko&#x017F;ten jene belu&#x017F;tigen? Und deh-<lb/>
nen es nicht die Zu&#x017F;chauer auf die Gelehrten<lb/>
u&#x0364;berhaupt aus, was die Lu&#x017F;tigmacher von ei-<lb/>
nigen vorbringen? Und wird nicht, nach die-<lb/>
&#x017F;em Vorbringen, von dem Zu&#x017F;tande der Repu-<lb/>
blik geurtheilt? Jch bin er&#x017F;t viel zu gelinde<lb/>
gewe&#x017F;en, daß ich es nur Unfug genent habe.<lb/>
Doch wenn dieß Verfahren auch keinen a&#x0364;rgern<lb/>
Namen verdient; &#x017F;o i&#x017F;t es doch eure Pflicht,<lb/>
Alderma&#x0364;nner, ihm Einhalt zu thun.</p><lb/>
          <p>Der Wortfu&#x0364;hrer der Alderma&#x0364;nner wendete<lb/>
&#x017F;ich zu dem Herolde .. (Nur noch Ein Wort,<lb/>
&#x017F;agte Ekhard zu dem Anwalde, eh fortge&#x017F;chikt<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S 4</fw><fw place="bottom" type="catch">wird.</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[279/0355] ſelbſt zu geben! Nie wird die Republik zu dem Anſehn kommen, das ſie haben koͤnte, und zu haben verdient, wo dieſem Unfuge nicht Ziel und Maaß geſezt wird. Wenn die Groſſen ſich noch einigermaaſſen um uns bekuͤmmern; ſo geſchieht es dadurch, daß ſie den Schauſpie- len, die wir von uns ſelbſt geben, wol mit zu- ſehn moͤgen. Jhr wolt zwar nicht, Aldermaͤn- ner, daß wir uns viel um die Groſſen bekuͤm- mern ſollen; aber ſo weit muͤſſen wir es we- nigſtens denn doch wol, daß wir endlich auf- hoͤren ihre Luſtigmacher zu ſeyn. Wir, ſagſt du, Anwald? Die Ausrufer ſind ja nur die Luſtigmacher. Aber ſind’s denn nicht, antwor- tete der Anwald, oft ſehr wuͤrdige Gelehrte, auf deren Unkoſten jene beluſtigen? Und deh- nen es nicht die Zuſchauer auf die Gelehrten uͤberhaupt aus, was die Luſtigmacher von ei- nigen vorbringen? Und wird nicht, nach die- ſem Vorbringen, von dem Zuſtande der Repu- blik geurtheilt? Jch bin erſt viel zu gelinde geweſen, daß ich es nur Unfug genent habe. Doch wenn dieß Verfahren auch keinen aͤrgern Namen verdient; ſo iſt es doch eure Pflicht, Aldermaͤnner, ihm Einhalt zu thun. Der Wortfuͤhrer der Aldermaͤnner wendete ſich zu dem Herolde .. (Nur noch Ein Wort, ſagte Ekhard zu dem Anwalde, eh fortgeſchikt wird. S 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/355
Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/355>, abgerufen am 22.11.2024.