Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. sen hohe Mine blicken lassen/ daß mich iedwederFremder vor einen Unter-Feld-Herrn angesehen und respectiren müste. Mit solchen selbst-schmei- chelnden Todes-Gedancken verfügte ich mich nach dem hohen Marckte/ allwo ich den gantzen Rest von der überbliebenen Leib-Wacht meines Printzens ohne Gewehr antraff/ da doch keiner dem andern die Ursache ihrer Zusammenkunfft zu sagen wuste; wiewohl einige ihre Einbildung vor gewisse Wahrheit ausgeben wolten/ sie wä- ren von dem Chaumigrem angegeben/ als hätten sie nicht allerdings ihre Pflicht in währendem Treffen beobachtet/ deßwegen denn Kriegsrecht über sie solte gehalten werden Solches vermehr- te meine vorhin dem Chaumigrem gehäßige Ge- dancken dermassen/ daß ich zum öfftern diesen Seufftzer zu den Göttern in geheim abschickte: Jhr Götter! soll ich unverhofft Mein Leben schliessen in der Lufft; So soll mich dieser Tod nicht kräncken/ Laßt Chaumigrem nur bey mir hencken. Wegen der Andacht aber/ erblickte ich mit treten/
Der Aſiatiſchen Baniſe. ſen hohe Mine blicken laſſen/ daß mich iedwederFremder vor einen Unter-Feld-Herrn angeſehen und reſpectiren muͤſte. Mit ſolchen ſelbſt-ſchmei- chelnden Todes-Gedancken verfuͤgte ich mich nach dem hohen Marckte/ allwo ich den gantzen Reſt von der uͤberbliebenen Leib-Wacht meines Printzens ohne Gewehr antraff/ da doch keiner dem andern die Urſache ihrer Zuſammenkunfft zu ſagen wuſte; wiewohl einige ihre Einbildung vor gewiſſe Wahrheit ausgeben wolten/ ſie waͤ- ren von dem Chaumigrem angegeben/ als haͤtten ſie nicht allerdings ihre Pflicht in waͤhrendem Treffen beobachtet/ deßwegen denn Kriegsrecht uͤber ſie ſolte gehalten werden Solches vermehr- te meine vorhin dem Chaumigrem gehaͤßige Ge- dancken dermaſſen/ daß ich zum oͤfftern dieſen Seufftzer zu den Goͤttern in geheim abſchickte: Jhr Goͤtter! ſoll ich unverhofft Mein Leben ſchlieſſen in der Lufft; So ſoll mich dieſer Tod nicht kraͤncken/ Laßt Chaumigrem nur bey mir hencken. Wegen der Andacht aber/ erblickte ich mit treten/
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
ſen hohe Mine blicken laſſen/ daß mich iedweder
Fremder vor einen Unter-Feld-Herrn angeſehen
und reſpectiren muͤſte. Mit ſolchen ſelbſt-ſchmei-
chelnden Todes-Gedancken verfuͤgte ich mich
nach dem hohen Marckte/ allwo ich den gantzen
Reſt von der uͤberbliebenen Leib-Wacht meines
Printzens ohne Gewehr antraff/ da doch keiner
dem andern die Urſache ihrer Zuſammenkunfft
zu ſagen wuſte; wiewohl einige ihre Einbildung
vor gewiſſe Wahrheit ausgeben wolten/ ſie waͤ-
ren von dem Chaumigrem angegeben/ als haͤtten
ſie nicht allerdings ihre Pflicht in waͤhrendem
Treffen beobachtet/ deßwegen denn Kriegsrecht
uͤber ſie ſolte gehalten werden Solches vermehr-
te meine vorhin dem Chaumigrem gehaͤßige Ge-
dancken dermaſſen/ daß ich zum oͤfftern dieſen
Seufftzer zu den Goͤttern in geheim abſchickte:
Jhr Goͤtter! ſoll ich unverhofft
Mein Leben ſchlieſſen in der Lufft;
So ſoll mich dieſer Tod nicht kraͤncken/
Laßt Chaumigrem nur bey mir hencken.
Wegen der Andacht aber/ erblickte ich mit
ſonderlicher Gemuͤths-Aenderung meinen Prin-
tzen/ welcher in gelbem Habit/ als der gewoͤhnli-
chen Jndianiſchen Trauer-Farbe um deſſen
Herrn Bruder/ auf einem ſchoͤnen Rappen daher
geſprenget kam/ und ſich vor unſern Troupp ſetz-
te/ da er denn alſobald begierig ſagte: Es ſolte der-
jenige/ welchem er bey vorgegangenem Tref-
fen ſein Leben zu dancken haͤtte/ ungeſcheut hervor
treten/
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