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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Erstes Buch.
treten/ und fernerer gnädiger Verordnung ge-
wärtig seyn. Solches vernahm ich mit freu-
digster Bestürtzung/ und weil mich mein Gewis-
sen versicherte/ ich hätte hierdurch keine Henckens-
sondern Beschenckens-würdige That begangen/
als maßte ich mich einer sonderbahren Hertzhaff-
tigkeit an/ und trat mit einem/ meiner Einbildung
nach/ sonderbar-heroischem Gesichte hervor/ sa-
gende: Durchlauchtigster Printz/ daß ich zu Ret-
tung dero hohen Lebens ein unwürdiger Werck-
zeug gewesen/ solches ist vielmehr der gütigen
Schickung unserer Götter/ welche meine Faust
regieret/ als etwa meinem geringschätzigen Ver-
mögen zuzuschreiben. Hierauff fragte mein Printz
mit einer gantz gnädigen Mine nach meinem
Nahmen und Stande/ welche Frage ich mit kur-
tzem Berichte vergnügte: Man nennet mich
Scandor/ und bin aus dem alten adelichen Ge-
schlechte der Frenojamer entsprungen/ es wohnet
mein Vater nicht unfern von Ava/ welcher mich
denn nach Landes-Art best-möglichst erzogen hat.
Als er aber nach sechsjährigem Witber-Stande
sich mit der falschen Einbildung geschwängert be-
fande: es könne dessen Wirthschafft ohne einem
weiblichen Befehshaber nicht sattsam versorget
werden: So verknüpffte er sich mit dem gefähr-
lichen Liebes-Bande der eckeln Jugend/ und legte
eine glüende Kohle in sein Eh-Bette/ unbesorgt/
ob nicht der Schnee seiner grauen Haare bey sol-
cher Glut schmeltzen/ oder gar fremde Nachtstei-

ger

Erſtes Buch.
treten/ und fernerer gnaͤdiger Verordnung ge-
waͤrtig ſeyn. Solches vernahm ich mit freu-
digſter Beſtuͤrtzung/ und weil mich mein Gewiſ-
ſen verſicherte/ ich haͤtte hierdurch keine Henckens-
ſondern Beſchenckens-wuͤrdige That begangen/
als maßte ich mich einer ſonderbahren Hertzhaff-
tigkeit an/ und trat mit einem/ meiner Einbildung
nach/ ſonderbar-heroiſchem Geſichte hervor/ ſa-
gende: Durchlauchtigſter Printz/ daß ich zu Ret-
tung dero hohen Lebens ein unwuͤrdiger Werck-
zeug geweſen/ ſolches iſt vielmehr der guͤtigen
Schickung unſerer Goͤtter/ welche meine Fauſt
regieret/ als etwa meinem geringſchaͤtzigen Ver-
moͤgen zuzuſchreiben. Hierauff fragte mein Printz
mit einer gantz gnaͤdigen Mine nach meinem
Nahmen und Stande/ welche Frage ich mit kur-
tzem Berichte vergnuͤgte: Man nennet mich
Scandor/ und bin aus dem alten adelichen Ge-
ſchlechte der Frenojamer entſprungen/ es wohnet
mein Vater nicht unfern von Ava/ welcher mich
denn nach Landes-Art beſt-moͤglichſt erzogen hat.
Als er aber nach ſechsjaͤhrigem Witber-Stande
ſich mit der falſchen Einbildung geſchwaͤngert be-
fande: es koͤnne deſſen Wirthſchafft ohne einem
weiblichen Befehshaber nicht ſattſam verſorget
werden: So verknuͤpffte er ſich mit dem gefaͤhr-
lichen Liebes-Bande der eckeln Jugend/ und legte
eine gluͤende Kohle in ſein Eh-Bette/ unbeſorgt/
ob nicht der Schnee ſeiner grauen Haare bey ſol-
cher Glut ſchmeltzen/ oder gar fremde Nachtſtei-

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[63/0083] Erſtes Buch. treten/ und fernerer gnaͤdiger Verordnung ge- waͤrtig ſeyn. Solches vernahm ich mit freu- digſter Beſtuͤrtzung/ und weil mich mein Gewiſ- ſen verſicherte/ ich haͤtte hierdurch keine Henckens- ſondern Beſchenckens-wuͤrdige That begangen/ als maßte ich mich einer ſonderbahren Hertzhaff- tigkeit an/ und trat mit einem/ meiner Einbildung nach/ ſonderbar-heroiſchem Geſichte hervor/ ſa- gende: Durchlauchtigſter Printz/ daß ich zu Ret- tung dero hohen Lebens ein unwuͤrdiger Werck- zeug geweſen/ ſolches iſt vielmehr der guͤtigen Schickung unſerer Goͤtter/ welche meine Fauſt regieret/ als etwa meinem geringſchaͤtzigen Ver- moͤgen zuzuſchreiben. Hierauff fragte mein Printz mit einer gantz gnaͤdigen Mine nach meinem Nahmen und Stande/ welche Frage ich mit kur- tzem Berichte vergnuͤgte: Man nennet mich Scandor/ und bin aus dem alten adelichen Ge- ſchlechte der Frenojamer entſprungen/ es wohnet mein Vater nicht unfern von Ava/ welcher mich denn nach Landes-Art beſt-moͤglichſt erzogen hat. Als er aber nach ſechsjaͤhrigem Witber-Stande ſich mit der falſchen Einbildung geſchwaͤngert be- fande: es koͤnne deſſen Wirthſchafft ohne einem weiblichen Befehshaber nicht ſattſam verſorget werden: So verknuͤpffte er ſich mit dem gefaͤhr- lichen Liebes-Bande der eckeln Jugend/ und legte eine gluͤende Kohle in ſein Eh-Bette/ unbeſorgt/ ob nicht der Schnee ſeiner grauen Haare bey ſol- cher Glut ſchmeltzen/ oder gar fremde Nachtſtei- ger

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/83>, abgerufen am 21.11.2024.