Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. Daß mein gewisser Tod durch gleiche Straff undPein/ Euch kräncken soll. Heracl. Mein Geist soll un- beweglich seyn. Bemühe dich/ mein Hertz/ die Marter zu ertragen. Theod. Ach welche Grausamkeit! Heracl. Welch Schmertzen! welche Plagen! Theod. (Heraclium hinten beym Rocke fassende.) Ach mein Heraclius! mein Schatz! erbarm dich! Verbanne Zorn und Haß! Komm/ komm/ um- fasse mich! Ach neige dich zu mir/ ich falle vor dir nieder/ Und bitte: gieb mir das geraubte Hertze wieder. Heracl. Schaut! wie die Zirce noch so künstlich heu- cheln kan. Theod. Mein Schatz/ Aurora stieg auff ihre Rosen- Bahn/ Dictinna war bereits vor jener Pracht erblichen/ Als ich ihm heimlich war im Walde nachgeschli- chen: Da sah ich voller Lust/ wie er sich unverzagt Das grosse Käyserthum durch Jagen hat erjagt. Heracl. Jch bin nunmehr entdeckt durch ihre Liebes- Flammen. Jch muß Verdacht und Zorn als Uberfluß ver- verdammen. Weil ich durch Eyffersucht in Nacht und Jrr- thum fiel: Als ich der Majestät unrechtes Liebes-Ziel Auff sie gerichtet sah. Die Treue war verschwun- den/ Und
Der Aſiatiſchen Baniſe. Daß mein gewiſſer Tod durch gleiche Straff undPein/ Euch kraͤncken ſoll. Heracl. Mein Geiſt ſoll un- beweglich ſeyn. Bemuͤhe dich/ mein Hertz/ die Marter zu ertragen. Theod. Ach welche Grauſamkeit! Heracl. Welch Schmertzen! welche Plagen! Theod. (Heraclium hinten beym Rocke faſſende.) Ach mein Heraclius! mein Schatz! erbarm dich! Verbanne Zorn und Haß! Komm/ komm/ um- faſſe mich! Ach neige dich zu mir/ ich falle vor dir nieder/ Und bitte: gieb mir das geraubte Hertze wieder. Heracl. Schaut! wie die Zirce noch ſo kuͤnſtlich heu- cheln kan. Theod. Mein Schatz/ Aurora ſtieg auff ihre Roſen- Bahn/ Dictinna war bereits vor jener Pracht erblichen/ Als ich ihm heimlich war im Walde nachgeſchli- chen: Da ſah ich voller Luſt/ wie er ſich unverzagt Das groſſe Kaͤyſerthum durch Jagen hat erjagt. Heracl. Jch bin nunmehr entdeckt durch ihre Liebes- Flammen. Jch muß Verdacht und Zorn als Uberfluß ver- verdammen. Weil ich durch Eyfferſucht in Nacht und Jrr- thum fiel: Als ich der Majeſtaͤt unrechtes Liebes-Ziel Auff ſie gerichtet ſah. Die Treue war verſchwun- den/ Und
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
Daß mein gewiſſer Tod durch gleiche Straff und
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Euch kraͤncken ſoll.
Heracl. Mein Geiſt ſoll un-
beweglich ſeyn.
Bemuͤhe dich/ mein Hertz/ die Marter zu ertragen.
Theod. Ach welche Grauſamkeit!
Heracl. Welch
Schmertzen! welche Plagen!
Theod. (Heraclium hinten beym Rocke faſſende.)
Ach mein Heraclius! mein Schatz! erbarm dich!
Verbanne Zorn und Haß! Komm/ komm/ um-
faſſe mich!
Ach neige dich zu mir/ ich falle vor dir nieder/
Und bitte: gieb mir das geraubte Hertze wieder.
Heracl. Schaut! wie die Zirce noch ſo kuͤnſtlich heu-
cheln kan.
Theod. Mein Schatz/ Aurora ſtieg auff ihre Roſen-
Bahn/
Dictinna war bereits vor jener Pracht erblichen/
Als ich ihm heimlich war im Walde nachgeſchli-
chen:
Da ſah ich voller Luſt/ wie er ſich unverzagt
Das groſſe Kaͤyſerthum durch Jagen hat erjagt.
Heracl. Jch bin nunmehr entdeckt durch ihre Liebes-
Flammen.
Jch muß Verdacht und Zorn als Uberfluß ver-
verdammen.
Weil ich durch Eyfferſucht in Nacht und Jrr-
thum fiel:
Als ich der Majeſtaͤt unrechtes Liebes-Ziel
Auff ſie gerichtet ſah. Die Treue war verſchwun-
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Zitationshilfe: | Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 776. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/796>, abgerufen am 16.02.2025. |