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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Anderes Buch.
Abaxar möchte zu Cronen gebohren/ und also ih-
rer Liebe würdig seyn. Kurtz/ Abaxar hatte sich so
weit bloß gegeben/ daß die Princeßin Gelegenheit
verlangte/ in allem des Abaxars keuschen Begeh-
ren nachzuleben/ welche verliebte Reden vorzu-
bringen der enge Raum untersaget/ und der begie-
rige Leser wohl selbst wissen wird/ was er vor
Worte in dergleichen Begebenheit gebrauchen
wolte.

Wir lassen nun unsere Feder abermahls zum
Uberläuffer werden/ welche sich aus der Stadt in
des Feindes Lager begiebt; Diesen treffen wir
nach einer zwölff-tägigen Ruhe in einem mun-
tern Zustande an/ und Chaumigrem flammte
vor Begier/ nach schleuniger Eroberung: welche
Hoffnung ihn auch nicht fehlen ließ. Denn kei-
ne Stadt in der Welt kan ihren Wällen und
Mauren/ wären sie auch gleich von lauter Eisen/
so viel zutrauen/ daß sie der Unüberwindligkeit
vergewissert wäre: zumahl wenn sie von keinem
Entsatze weiß/ und ihr entweder alle Zufuhr be-
nommen ist/ oder ein Ehrsüchtiger und blutdürsti-
ger Tyrann/ der Menschen Blut und Wasser in
gleichen Preiß stellet/ ihr mit grosser Gewalt zuse-
tzet/ und mit seiner Menge allen Widerstand
übertrutzen kan. Denn Chaumigrem wolte viel
lieber seine Armee/ weder seine Entschliessung/ zu
schanden gehen lassen. Sein Leben und Wille
galt ihm gleich viel/ und darum aller seiner Völ-
cker Köpffe desto weniger. Zu dem Ende foderte

er

Anderes Buch.
Abaxar moͤchte zu Cronen gebohren/ und alſo ih-
rer Liebe wuͤrdig ſeyn. Kurtz/ Abaxar hatte ſich ſo
weit bloß gegeben/ daß die Princeßin Gelegenheit
verlangte/ in allem des Abaxars keuſchen Begeh-
ren nachzuleben/ welche verliebte Reden vorzu-
bringen der enge Raum unterſaget/ und der begie-
rige Leſer wohl ſelbſt wiſſen wird/ was er vor
Worte in dergleichen Begebenheit gebrauchen
wolte.

Wir laſſen nun unſere Feder abermahls zum
Uberlaͤuffer werden/ welche ſich aus der Stadt in
des Feindes Lager begiebt; Dieſen treffen wir
nach einer zwoͤlff-taͤgigen Ruhe in einem mun-
tern Zuſtande an/ und Chaumigrem flammte
vor Begier/ nach ſchleuniger Eroberung: welche
Hoffnung ihn auch nicht fehlen ließ. Denn kei-
ne Stadt in der Welt kan ihren Waͤllen und
Mauren/ waͤren ſie auch gleich von lauter Eiſen/
ſo viel zutrauen/ daß ſie der Unuͤberwindligkeit
vergewiſſert waͤre: zumahl wenn ſie von keinem
Entſatze weiß/ und ihr entweder alle Zufuhr be-
nommen iſt/ oder ein Ehrſuͤchtiger und blutduͤrſti-
ger Tyrann/ der Menſchen Blut und Waſſer in
gleichen Preiß ſtellet/ ihr mit groſſer Gewalt zuſe-
tzet/ und mit ſeiner Menge allen Widerſtand
uͤbertrutzen kan. Denn Chaumigrem wolte viel
lieber ſeine Armee/ weder ſeine Entſchlieſſung/ zu
ſchanden gehen laſſen. Sein Leben und Wille
galt ihm gleich viel/ und darum aller ſeiner Voͤl-
cker Koͤpffe deſto weniger. Zu dem Ende foderte

er
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[557/0577] Anderes Buch. Abaxar moͤchte zu Cronen gebohren/ und alſo ih- rer Liebe wuͤrdig ſeyn. Kurtz/ Abaxar hatte ſich ſo weit bloß gegeben/ daß die Princeßin Gelegenheit verlangte/ in allem des Abaxars keuſchen Begeh- ren nachzuleben/ welche verliebte Reden vorzu- bringen der enge Raum unterſaget/ und der begie- rige Leſer wohl ſelbſt wiſſen wird/ was er vor Worte in dergleichen Begebenheit gebrauchen wolte. Wir laſſen nun unſere Feder abermahls zum Uberlaͤuffer werden/ welche ſich aus der Stadt in des Feindes Lager begiebt; Dieſen treffen wir nach einer zwoͤlff-taͤgigen Ruhe in einem mun- tern Zuſtande an/ und Chaumigrem flammte vor Begier/ nach ſchleuniger Eroberung: welche Hoffnung ihn auch nicht fehlen ließ. Denn kei- ne Stadt in der Welt kan ihren Waͤllen und Mauren/ waͤren ſie auch gleich von lauter Eiſen/ ſo viel zutrauen/ daß ſie der Unuͤberwindligkeit vergewiſſert waͤre: zumahl wenn ſie von keinem Entſatze weiß/ und ihr entweder alle Zufuhr be- nommen iſt/ oder ein Ehrſuͤchtiger und blutduͤrſti- ger Tyrann/ der Menſchen Blut und Waſſer in gleichen Preiß ſtellet/ ihr mit groſſer Gewalt zuſe- tzet/ und mit ſeiner Menge allen Widerſtand uͤbertrutzen kan. Denn Chaumigrem wolte viel lieber ſeine Armee/ weder ſeine Entſchlieſſung/ zu ſchanden gehen laſſen. Sein Leben und Wille galt ihm gleich viel/ und darum aller ſeiner Voͤl- cker Koͤpffe deſto weniger. Zu dem Ende foderte er

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 557. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/577>, abgerufen am 22.11.2024.