Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Anderes Buch.
schnapte. Die Princeßin aber stieß ihn mit die-
sen Worten zurück: Unverschämter Printz! wel-
cher Wahnwitz verblendet euch/ daß ihr euch
würcklich unterstehen dürffet/ eine versprochene
Braut/ ich will nicht sagen/ Käyserliche Princes-
sin/ mit verbothener Liebe zu beleidigen. Zarang
besann sich zwar so bald/ und wolte diesen Fehler
mit Worten büssen/ indem er sagte: Schönste
Göttin/ sie verzeihe dem - - Ja/ wenn ich Göt-
tin wäre/ fiel sie ihm in die Rede/ so wolte ich
Blitz und Bley auff eure Vewegenheit regnen
lassen/ und das unzüchtige Hertze in tausend
Stücke zerreissen. So fahre denn hin/ ergrimm-
te Princeßin/ antwortete der beleidigte Zarang/
in eurer stoltzen Meynung/ iedoch sollet ihr noch
sattsam erfahren/ was eine verzweiffelte Liebe im
Schilde führe. Welche harte Worte und starcke
Reden den Rolim bewegten/ sich wiederum in
das Zimmer zu verfügen: Da er denn alsobald
die falsche Eswara erkennete/ und solche auffzu-
fangen/ die Wache herbey ruffen wolte: Zarang
aber war ihm zu hurtig/ indem er zu erst die Thür
erreichte/ und solche von aussen verriegelte/ daß er
in solcher Verstellung ungehindert wieder nach
Hause gelangete/ wiewohl er sich einiger Gefahr
besorgete/ und Pegu noch selbigen Tages verließ.
Jnzwischen wolte sich Eswara/ als welche des un-
glücklichen Ausschlages noch unberichtet war/ wie-
der zu der Princeßin begeben/ welche zu erst die
verriegelte Thür eröffnete; so bald sie aber der

Ro-

Anderes Buch.
ſchnapte. Die Princeßin aber ſtieß ihn mit die-
ſen Worten zuruͤck: Unverſchaͤmter Printz! wel-
cher Wahnwitz verblendet euch/ daß ihr euch
wuͤrcklich unterſtehen duͤrffet/ eine verſprochene
Braut/ ich will nicht ſagen/ Kaͤyſerliche Princeſ-
ſin/ mit verbothener Liebe zu beleidigen. Zarang
beſann ſich zwar ſo bald/ und wolte dieſen Fehler
mit Worten buͤſſen/ indem er ſagte: Schoͤnſte
Goͤttin/ ſie verzeihe dem - - Ja/ wenn ich Goͤt-
tin waͤre/ fiel ſie ihm in die Rede/ ſo wolte ich
Blitz und Bley auff eure Vewegenheit regnen
laſſen/ und das unzuͤchtige Hertze in tauſend
Stuͤcke zerreiſſen. So fahre denn hin/ ergrimm-
te Princeßin/ antwortete der beleidigte Zarang/
in eurer ſtoltzen Meynung/ iedoch ſollet ihr noch
ſattſam erfahren/ was eine verzweiffelte Liebe im
Schilde fuͤhre. Welche harte Worte und ſtarcke
Reden den Rolim bewegten/ ſich wiederum in
das Zimmer zu verfuͤgen: Da er denn alſobald
die falſche Eſwara erkennete/ und ſolche auffzu-
fangen/ die Wache herbey ruffen wolte: Zarang
aber war ihm zu hurtig/ indem er zu erſt die Thuͤr
erreichte/ und ſolche von auſſen verriegelte/ daß er
in ſolcher Verſtellung ungehindert wieder nach
Hauſe gelangete/ wiewohl er ſich einiger Gefahr
beſorgete/ und Pegu noch ſelbigen Tages verließ.
Jnzwiſchen wolte ſich Eſwara/ als welche des un-
gluͤcklichen Ausſchlages noch unbeꝛichtet war/ wie-
der zu der Princeßin begeben/ welche zu erſt die
verriegelte Thuͤr eroͤffnete; ſo bald ſie aber der

Ro-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0545" n="525"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anderes Buch.</hi></fw><lb/>
&#x017F;chnapte. Die Princeßin aber &#x017F;tieß ihn mit die-<lb/>
&#x017F;en Worten zuru&#x0364;ck: Unver&#x017F;cha&#x0364;mter Printz! wel-<lb/>
cher Wahnwitz verblendet euch/ daß ihr euch<lb/>
wu&#x0364;rcklich unter&#x017F;tehen du&#x0364;rffet/ eine ver&#x017F;prochene<lb/>
Braut/ ich will nicht &#x017F;agen/ Ka&#x0364;y&#x017F;erliche Prince&#x017F;-<lb/>
&#x017F;in/ mit verbothener Liebe zu beleidigen. Zarang<lb/>
be&#x017F;ann &#x017F;ich zwar &#x017F;o bald/ und wolte die&#x017F;en Fehler<lb/>
mit Worten bu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ indem er &#x017F;agte: Scho&#x0364;n&#x017F;te<lb/>
Go&#x0364;ttin/ &#x017F;ie verzeihe dem - - Ja/ wenn ich Go&#x0364;t-<lb/>
tin wa&#x0364;re/ fiel &#x017F;ie ihm in die Rede/ &#x017F;o wolte ich<lb/>
Blitz und Bley auff eure Vewegenheit regnen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en/ und das unzu&#x0364;chtige Hertze in tau&#x017F;end<lb/>
Stu&#x0364;cke zerrei&#x017F;&#x017F;en. So fahre denn hin/ ergrimm-<lb/>
te Princeßin/ antwortete der beleidigte Zarang/<lb/>
in eurer &#x017F;toltzen Meynung/ iedoch &#x017F;ollet ihr noch<lb/>
&#x017F;att&#x017F;am erfahren/ was eine verzweiffelte Liebe im<lb/>
Schilde fu&#x0364;hre. Welche harte Worte und &#x017F;tarcke<lb/>
Reden den Rolim bewegten/ &#x017F;ich wiederum in<lb/>
das Zimmer zu verfu&#x0364;gen: Da er denn al&#x017F;obald<lb/>
die fal&#x017F;che E&#x017F;wara erkennete/ und &#x017F;olche auffzu-<lb/>
fangen/ die Wache herbey ruffen wolte: Zarang<lb/>
aber war ihm zu hurtig/ indem er zu er&#x017F;t die Thu&#x0364;r<lb/>
erreichte/ und &#x017F;olche von au&#x017F;&#x017F;en verriegelte/ daß er<lb/>
in &#x017F;olcher Ver&#x017F;tellung ungehindert wieder nach<lb/>
Hau&#x017F;e gelangete/ wiewohl er &#x017F;ich einiger Gefahr<lb/>
be&#x017F;orgete/ und Pegu noch &#x017F;elbigen Tages verließ.<lb/>
Jnzwi&#x017F;chen wolte &#x017F;ich E&#x017F;wara/ als welche des un-<lb/>
glu&#x0364;cklichen Aus&#x017F;chlages noch unbe&#xA75B;ichtet war/ wie-<lb/>
der zu der Princeßin begeben/ welche zu er&#x017F;t die<lb/>
verriegelte Thu&#x0364;r ero&#x0364;ffnete; &#x017F;o bald &#x017F;ie aber der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ro-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[525/0545] Anderes Buch. ſchnapte. Die Princeßin aber ſtieß ihn mit die- ſen Worten zuruͤck: Unverſchaͤmter Printz! wel- cher Wahnwitz verblendet euch/ daß ihr euch wuͤrcklich unterſtehen duͤrffet/ eine verſprochene Braut/ ich will nicht ſagen/ Kaͤyſerliche Princeſ- ſin/ mit verbothener Liebe zu beleidigen. Zarang beſann ſich zwar ſo bald/ und wolte dieſen Fehler mit Worten buͤſſen/ indem er ſagte: Schoͤnſte Goͤttin/ ſie verzeihe dem - - Ja/ wenn ich Goͤt- tin waͤre/ fiel ſie ihm in die Rede/ ſo wolte ich Blitz und Bley auff eure Vewegenheit regnen laſſen/ und das unzuͤchtige Hertze in tauſend Stuͤcke zerreiſſen. So fahre denn hin/ ergrimm- te Princeßin/ antwortete der beleidigte Zarang/ in eurer ſtoltzen Meynung/ iedoch ſollet ihr noch ſattſam erfahren/ was eine verzweiffelte Liebe im Schilde fuͤhre. Welche harte Worte und ſtarcke Reden den Rolim bewegten/ ſich wiederum in das Zimmer zu verfuͤgen: Da er denn alſobald die falſche Eſwara erkennete/ und ſolche auffzu- fangen/ die Wache herbey ruffen wolte: Zarang aber war ihm zu hurtig/ indem er zu erſt die Thuͤr erreichte/ und ſolche von auſſen verriegelte/ daß er in ſolcher Verſtellung ungehindert wieder nach Hauſe gelangete/ wiewohl er ſich einiger Gefahr beſorgete/ und Pegu noch ſelbigen Tages verließ. Jnzwiſchen wolte ſich Eſwara/ als welche des un- gluͤcklichen Ausſchlages noch unbeꝛichtet war/ wie- der zu der Princeßin begeben/ welche zu erſt die verriegelte Thuͤr eroͤffnete; ſo bald ſie aber der Ro-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/545
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/545>, abgerufen am 23.11.2024.