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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Astatischen Banise.
dem Gedächtnisse weit besser eingepflantzet seyn/
als der treue und höchst-ersprießliche Rath der
sorgfältigen Götter. Damit aber gegenwärtige
Herren/ nach etwas deutlicherm Bericht/ mir de-
sto eher beypflichten können: so werden sie wol in
meiner vorigen Erzehlung/ als ich der Besuchung
des Tempels zu Pandior erwehnte/ sich zu entsin-
nen wissen/ wie ich bey Abfertigung des Priesters
zweyer Schachteln gedachte/ welche er uns mit
diesen Worten überreichte: Diese zwey Schach-
teln händigen dir die Götter ein/ aus deren einer
du dich verbergen/ aus der andern wieder kom-
men kanst. Diese bewahre auffs beste/ denn es
kömt die Zeit/ da du durch Verstellung Liebe und
Reich zu erhalten suchen wirst. Solte nun nicht
die benennte Zeit ietzt vorhanden seyn/ in welcher
Liebe und Reich in Gefahr stehet/ und wir Ursa-
che hätten/ durch List und Verstellung solches
zu erhalten. Jch habe den Printzen verstellet ge-
sehen/ daß ich ihn selbst nicht erkant habe. Solte
er nun nicht/ vermittelst solcher Farbe/ die Prin-
ceßin besuchen/ und alles nach Willen bewerck-
stelligen können? Diesen Rath/ war des Ponne-
dro Einrede/ schätze ich vor einen Einfluß des güti-
gen Himmels/ und halte ich dieses Mittel vor so
kräfftig/ als wenn ich bereits die schöne Princeßin
voller Freyheit ihren geliebten Printzen küssen sä-
he. Jnzwischen holte Scandor die eine Schach-
tel herzu/ und verstellete den Printzen in kurtzem
dermassen/ daß sie fast den Scandor vor einen

Zau-

Der Aſtatiſchen Baniſe.
dem Gedaͤchtniſſe weit beſſer eingepflantzet ſeyn/
als der treue und hoͤchſt-erſprießliche Rath der
ſorgfaͤltigen Goͤtter. Damit aber gegenwaͤrtige
Herren/ nach etwas deutlicherm Bericht/ mir de-
ſto eher beypflichten koͤnnen: ſo werden ſie wol in
meiner vorigen Erzehlung/ als ich der Beſuchung
des Tempels zu Pandior erwehnte/ ſich zu entſin-
nen wiſſen/ wie ich bey Abfertigung des Prieſters
zweyer Schachteln gedachte/ welche er uns mit
dieſen Worten uͤberreichte: Dieſe zwey Schach-
teln haͤndigen dir die Goͤtter ein/ aus deren einer
du dich verbergen/ aus der andern wieder kom-
men kanſt. Dieſe bewahre auffs beſte/ denn es
koͤmt die Zeit/ da du durch Verſtellung Liebe und
Reich zu erhalten ſuchen wirſt. Solte nun nicht
die benennte Zeit ietzt vorhanden ſeyn/ in welcher
Liebe und Reich in Gefahr ſtehet/ und wir Urſa-
che haͤtten/ durch Liſt und Verſtellung ſolches
zu erhalten. Jch habe den Printzen verſtellet ge-
ſehen/ daß ich ihn ſelbſt nicht erkant habe. Solte
er nun nicht/ vermittelſt ſolcher Farbe/ die Prin-
ceßin beſuchen/ und alles nach Willen bewerck-
ſtelligen koͤnnen? Dieſen Rath/ war des Ponne-
dro Einrede/ ſchaͤtze ich vor einen Einfluß des guͤti-
gen Himmels/ und halte ich dieſes Mittel vor ſo
kraͤfftig/ als wenn ich bereits die ſchoͤne Princeßin
voller Freyheit ihren geliebten Printzen kuͤſſen ſaͤ-
he. Jnzwiſchen holte Scandor die eine Schach-
tel herzu/ und verſtellete den Printzen in kurtzem
dermaſſen/ daß ſie faſt den Scandor vor einen

Zau-
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[410/0430] Der Aſtatiſchen Baniſe. dem Gedaͤchtniſſe weit beſſer eingepflantzet ſeyn/ als der treue und hoͤchſt-erſprießliche Rath der ſorgfaͤltigen Goͤtter. Damit aber gegenwaͤrtige Herren/ nach etwas deutlicherm Bericht/ mir de- ſto eher beypflichten koͤnnen: ſo werden ſie wol in meiner vorigen Erzehlung/ als ich der Beſuchung des Tempels zu Pandior erwehnte/ ſich zu entſin- nen wiſſen/ wie ich bey Abfertigung des Prieſters zweyer Schachteln gedachte/ welche er uns mit dieſen Worten uͤberreichte: Dieſe zwey Schach- teln haͤndigen dir die Goͤtter ein/ aus deren einer du dich verbergen/ aus der andern wieder kom- men kanſt. Dieſe bewahre auffs beſte/ denn es koͤmt die Zeit/ da du durch Verſtellung Liebe und Reich zu erhalten ſuchen wirſt. Solte nun nicht die benennte Zeit ietzt vorhanden ſeyn/ in welcher Liebe und Reich in Gefahr ſtehet/ und wir Urſa- che haͤtten/ durch Liſt und Verſtellung ſolches zu erhalten. Jch habe den Printzen verſtellet ge- ſehen/ daß ich ihn ſelbſt nicht erkant habe. Solte er nun nicht/ vermittelſt ſolcher Farbe/ die Prin- ceßin beſuchen/ und alles nach Willen bewerck- ſtelligen koͤnnen? Dieſen Rath/ war des Ponne- dro Einrede/ ſchaͤtze ich vor einen Einfluß des guͤti- gen Himmels/ und halte ich dieſes Mittel vor ſo kraͤfftig/ als wenn ich bereits die ſchoͤne Princeßin voller Freyheit ihren geliebten Printzen kuͤſſen ſaͤ- he. Jnzwiſchen holte Scandor die eine Schach- tel herzu/ und verſtellete den Printzen in kurtzem dermaſſen/ daß ſie faſt den Scandor vor einen Zau-

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/430>, abgerufen am 15.08.2024.