Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. res geliebten Fremdlings setzen solte. JedwedeMinute dauchte ihr ein Monat zu seyn/ und alle Augenblick sahe sie durchs Fenster/ wenn die Nacht/ als eine Schutz-Göttin der Verliebten/ anbrechen würde. Der Printz qvälte sich indes- sen mit Furcht und Hoffnung auffs äusserste/ mit Furcht/ wie sein Anschlag mit Lorangy ablauffen/ mit Hoffnung/ daß des Abaxars Gefängniß et- was gutes bedeuten würde. Wegen dieses wu- ste ihm Talemon sattsamen Trost einzusprechen/ wegen jenes aber war Scandor so behertzt/ daß er dem Printzen auff hundert Arten einen Muth machte/ und ihn versicherte/ es solte nach eigenem Verlangen ablauffen. Jndessen daß sich der Printz mit Talemon unterredete/ verfügte sich Scandor nach dem Frauenzimmer/ zusehen/ ob er von ihren fernern Anschlägen nichts erfahren könte. Hier war nun Scandor ein höchst ange- nehmer Gast/ Lorangy wuste ihn seines Herrn wegen dergestalt zu liebkosen/ daß er sich im Ernst bestrickt fand/ und sich heimlich vor glückselig ach- tete/ wenn er ein Besitzer dieser Freundligkeit seyn könte. Endlich war nun das bißher verhaßte Tages-Liecht gäntzlich verschwunden/ und die Finsterniß versprach gnugsame Sicherheit zu ih- rem Anschlage. Weil nun die listige Hassana be- sorgete/ Scandor dürffte/ weil er nechst an des Printzen Zimmer lag/ allzu sachte schlaffen/ und dahero einige Verhinderung verursachen/ so muste Lorangy den besten und stärckesten Wein in
Der Aſiatiſchen Baniſe. res geliebten Fremdlings ſetzen ſolte. JedwedeMinute dauchte ihr ein Monat zu ſeyn/ und alle Augenblick ſahe ſie durchs Fenſter/ wenn die Nacht/ als eine Schutz-Goͤttin der Verliebten/ anbrechen wuͤrde. Der Printz qvaͤlte ſich indeſ- ſen mit Furcht und Hoffnung auffs aͤuſſerſte/ mit Furcht/ wie ſein Anſchlag mit Lorangy ablauffen/ mit Hoffnung/ daß des Abaxars Gefaͤngniß et- was gutes bedeuten wuͤrde. Wegen dieſes wu- ſte ihm Talemon ſattſamen Troſt einzuſprechen/ wegen jenes aber war Scandor ſo behertzt/ daß er dem Printzen auff hundert Arten einen Muth machte/ und ihn verſicherte/ es ſolte nach eigenem Verlangen ablauffen. Jndeſſen daß ſich der Printz mit Talemon unterredete/ verfuͤgte ſich Scandor nach dem Frauenzimmer/ zuſehen/ ob er von ihren fernern Anſchlaͤgen nichts erfahren koͤnte. Hier war nun Scandor ein hoͤchſt ange- nehmer Gaſt/ Lorangy wuſte ihn ſeines Herrn wegen dergeſtalt zu liebkoſen/ daß er ſich im Ernſt beſtrickt fand/ und ſich heimlich vor gluͤckſelig ach- tete/ wenn er ein Beſitzer dieſer Freundligkeit ſeyn koͤnte. Endlich war nun das bißher verhaßte Tages-Liecht gaͤntzlich verſchwunden/ und die Finſterniß verſprach gnugſame Sicherheit zu ih- rem Anſchlage. Weil nun die liſtige Haſſana be- ſorgete/ Scandor duͤrffte/ weil er nechſt an des Printzen Zimmer lag/ allzu ſachte ſchlaffen/ und dahero einige Verhinderung verurſachen/ ſo muſte Lorangy den beſten und ſtaͤrckeſten Wein in
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
res geliebten Fremdlings ſetzen ſolte. Jedwede
Minute dauchte ihr ein Monat zu ſeyn/ und alle
Augenblick ſahe ſie durchs Fenſter/ wenn die
Nacht/ als eine Schutz-Goͤttin der Verliebten/
anbrechen wuͤrde. Der Printz qvaͤlte ſich indeſ-
ſen mit Furcht und Hoffnung auffs aͤuſſerſte/ mit
Furcht/ wie ſein Anſchlag mit Lorangy ablauffen/
mit Hoffnung/ daß des Abaxars Gefaͤngniß et-
was gutes bedeuten wuͤrde. Wegen dieſes wu-
ſte ihm Talemon ſattſamen Troſt einzuſprechen/
wegen jenes aber war Scandor ſo behertzt/ daß er
dem Printzen auff hundert Arten einen Muth
machte/ und ihn verſicherte/ es ſolte nach eigenem
Verlangen ablauffen. Jndeſſen daß ſich der
Printz mit Talemon unterredete/ verfuͤgte ſich
Scandor nach dem Frauenzimmer/ zuſehen/ ob
er von ihren fernern Anſchlaͤgen nichts erfahren
koͤnte. Hier war nun Scandor ein hoͤchſt ange-
nehmer Gaſt/ Lorangy wuſte ihn ſeines Herrn
wegen dergeſtalt zu liebkoſen/ daß er ſich im Ernſt
beſtrickt fand/ und ſich heimlich vor gluͤckſelig ach-
tete/ wenn er ein Beſitzer dieſer Freundligkeit ſeyn
koͤnte. Endlich war nun das bißher verhaßte
Tages-Liecht gaͤntzlich verſchwunden/ und die
Finſterniß verſprach gnugſame Sicherheit zu ih-
rem Anſchlage. Weil nun die liſtige Haſſana be-
ſorgete/ Scandor duͤrffte/ weil er nechſt an des
Printzen Zimmer lag/ allzu ſachte ſchlaffen/ und
dahero einige Verhinderung verurſachen/ ſo
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