Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Anderes Buch. Gnade und Verlierung einiger Zeit/ uns dieKöpffe herunter zu schlagen. Ob wir nun zwar insgesammt auffs beweglichste hiervor baten/ und unsere Unschuld bezeugeten/ so wurde doch kei- nes einigen andern/ als meine Einwendung an- genommen/ indem ich vorgab: Mein Leben wür- de S. Majest. viel ersprüßlicher seyn/ als mein Tod/ indem die völlige Nachricht der Käyserli- chen Schätze bey mir beruhete. Und dieses zwang mir die Todes-Furcht aus/ indem ich über vorige noch andere Schätze entdeckte/ welche ich sonst wohl würde verschwiegen haben. Jedoch tröstete ich mich damit/ daß es nicht alle/ vielweniger die besten waren. Ob ich nun zwar wiederum entle- diget ward/ so musten doch die andern/ welche nur das geringste Zeichen ihres Beyleids von sich bli- cken lassen/ insgesammt dem Sebel herhalten/ nachdem sie der Bluthund zuvor mit grausamen Geberden angeredet: Weil ihr mit eurem Käy- ser Xemindo so grosses Mitleiden habt/ so spatzie- ret ein wenig voraus/ und bestellet ihm das Qvar- tier/ da er euch denn die ietzt bezeigte Gewogenheit reichlich vergelten wird. Dieses Mord-Spiel war kaum geendiget/ so verdoppelte sich des Wü- terichs Grausamkeit dermassen/ daß er zur Stun- de befahl/ die holdselige Princeßin/ das getreue Kind/ auff dem Rücken ihres Vaters/ den sie umhalsete/ nieder zu sebeln. Welches warlich mehr als eine Bestialische Wuth und abscheuli- che Grausamkeit war/ daß dieser unmenschliche Ty- X
Anderes Buch. Gnade und Verlierung einiger Zeit/ uns dieKoͤpffe herunter zu ſchlagen. Ob wir nun zwar insgeſammt auffs beweglichſte hiervor baten/ und unſere Unſchuld bezeugeten/ ſo wurde doch kei- nes einigen andern/ als meine Einwendung an- genommen/ indem ich vorgab: Mein Leben wuͤr- de S. Majeſt. viel erſpruͤßlicher ſeyn/ als mein Tod/ indem die voͤllige Nachricht der Kaͤyſerli- chen Schaͤtze bey mir beruhete. Und dieſes zwang mir die Todes-Furcht aus/ indem ich uͤber vorige noch andere Schaͤtze entdeckte/ welche ich ſonſt wohl wuͤrde verſchwiegen haben. Jedoch troͤſtete ich mich damit/ daß es nicht alle/ vielweniger die beſten waren. Ob ich nun zwar wiederum entle- diget ward/ ſo muſten doch die andern/ welche nur das geringſte Zeichen ihres Beyleids von ſich bli- cken laſſen/ insgeſammt dem Sebel herhalten/ nachdem ſie der Bluthund zuvor mit grauſamen Geberden angeredet: Weil ihr mit eurem Kaͤy- ſer Xemindo ſo groſſes Mitleiden habt/ ſo ſpatzie- ret ein wenig voraus/ und beſtellet ihm das Qvar- tier/ da er euch denn die ietzt bezeigte Gewogenheit reichlich vergelten wird. Dieſes Mord-Spiel war kaum geendiget/ ſo verdoppelte ſich des Wuͤ- terichs Grauſamkeit dermaſſen/ daß er zur Stun- de befahl/ die holdſelige Princeßin/ das getreue Kind/ auff dem Ruͤcken ihres Vaters/ den ſie umhalſete/ nieder zu ſebeln. Welches warlich mehr als eine Beſtialiſche Wuth und abſcheuli- che Grauſamkeit war/ daß dieſer unmenſchliche Ty- X
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Anderes Buch.
Gnade und Verlierung einiger Zeit/ uns die
Koͤpffe herunter zu ſchlagen. Ob wir nun zwar
insgeſammt auffs beweglichſte hiervor baten/
und unſere Unſchuld bezeugeten/ ſo wurde doch kei-
nes einigen andern/ als meine Einwendung an-
genommen/ indem ich vorgab: Mein Leben wuͤr-
de S. Majeſt. viel erſpruͤßlicher ſeyn/ als mein
Tod/ indem die voͤllige Nachricht der Kaͤyſerli-
chen Schaͤtze bey mir beruhete. Und dieſes zwang
mir die Todes-Furcht aus/ indem ich uͤber vorige
noch andere Schaͤtze entdeckte/ welche ich ſonſt
wohl wuͤrde verſchwiegen haben. Jedoch troͤſtete
ich mich damit/ daß es nicht alle/ vielweniger die
beſten waren. Ob ich nun zwar wiederum entle-
diget ward/ ſo muſten doch die andern/ welche nur
das geringſte Zeichen ihres Beyleids von ſich bli-
cken laſſen/ insgeſammt dem Sebel herhalten/
nachdem ſie der Bluthund zuvor mit grauſamen
Geberden angeredet: Weil ihr mit eurem Kaͤy-
ſer Xemindo ſo groſſes Mitleiden habt/ ſo ſpatzie-
ret ein wenig voraus/ und beſtellet ihm das Qvar-
tier/ da er euch denn die ietzt bezeigte Gewogenheit
reichlich vergelten wird. Dieſes Mord-Spiel
war kaum geendiget/ ſo verdoppelte ſich des Wuͤ-
terichs Grauſamkeit dermaſſen/ daß er zur Stun-
de befahl/ die holdſelige Princeßin/ das getreue
Kind/ auff dem Ruͤcken ihres Vaters/ den ſie
umhalſete/ nieder zu ſebeln. Welches warlich
mehr als eine Beſtialiſche Wuth und abſcheuli-
che Grauſamkeit war/ daß dieſer unmenſchliche
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Zitationshilfe: | Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/341>, abgerufen am 16.07.2024. |