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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
ter hiesiges Hauses zu deinem künftigen Ehegemahl
erwehlest. Scandor küßte zwar des Printzen
Hand/ doch wuste er sich in langer Zeit nicht zu
fassen/ indem er antwortete: Jch würde auch
dieses vor eine geringe Probe meiner Treue/ und
mich vor ein sehr grosses Geschencke unterthänigst
verpflichtet achten/ wenn ich nur einige Gelegen-
heit erlangen könte. Denn ich habe ein sonderli-
ches Gespräche vernommen/ worinnen ich der Lo-
rangy unrechte Liebe sattsam verstanden: Sie
liebet eine Person/ welche ihre Liebe vor sehr un-
geräumt halten wird. Ja ich habe dabey hören
müssen/ wie die alte Hassana einen Anschlag durch
einen verdammten Liebes-Trunck machen dürf-
fen/ welches ich aber gebührend werde zu entde-
cken wissen. Jch kenne schon die Person/ erwie-
derte der Printz/ indem mich die Lorangy lange
mit ihrer verhaßten Liebe geqvälet hat. Du solst
aber wissen/ mein Scandor/ daß ich noch heute
gantz verzweiffelt gewesen/ und wolte ich nicht et-
was ärgers besorgen/ so habe ich ihr versprechen
müssen/ morgen auf die Nacht ihr zu erlauben/
mich zu besuchen. Wie mir nun solche Besu-
chung höchst unanständig ist/ also wirst du dir
durch treuen Rath einen noch gnädigern Herrn
an mir machen. Gar recht/ gnädiger Herr/
antwortete Scandor/ dieses war der Lorangy Ein-
wenden auf der alten Hassana verzweiffelten An-
schlag/ daß sie Erlaubniß hätte/ morgen zu Nacht
dessen Zimmer zu besuchen. Worüber sich die

Alte

Der Aſiatiſchen Baniſe.
teꝛ hieſiges Hauſes zu deinem kuͤnftigen Ehegemahl
erwehleſt. Scandor kuͤßte zwar des Printzen
Hand/ doch wuſte er ſich in langer Zeit nicht zu
faſſen/ indem er antwortete: Jch wuͤrde auch
dieſes vor eine geringe Probe meiner Treue/ und
mich vor ein ſehr groſſes Geſchencke unterthaͤnigſt
verpflichtet achten/ wenn ich nur einige Gelegen-
heit erlangen koͤnte. Denn ich habe ein ſonderli-
ches Geſpraͤche vernommen/ worinnen ich der Lo-
rangy unrechte Liebe ſattſam verſtanden: Sie
liebet eine Perſon/ welche ihre Liebe vor ſehr un-
geraͤumt halten wird. Ja ich habe dabey hoͤren
muͤſſen/ wie die alte Haſſana einen Anſchlag duꝛch
einen verdammten Liebes-Trunck machen duͤrf-
fen/ welches ich aber gebuͤhrend werde zu entde-
cken wiſſen. Jch kenne ſchon die Perſon/ erwie-
derte der Printz/ indem mich die Lorangy lange
mit ihrer verhaßten Liebe geqvaͤlet hat. Du ſolſt
aber wiſſen/ mein Scandor/ daß ich noch heute
gantz verzweiffelt geweſen/ und wolte ich nicht et-
was aͤrgers beſorgen/ ſo habe ich ihr verſprechen
muͤſſen/ morgen auf die Nacht ihr zu erlauben/
mich zu beſuchen. Wie mir nun ſolche Beſu-
chung hoͤchſt unanſtaͤndig iſt/ alſo wirſt du dir
durch treuen Rath einen noch gnaͤdigern Herrn
an mir machen. Gar recht/ gnaͤdiger Herr/
antwortete Scandor/ dieſes war der Lorangy Ein-
wenden auf der alten Haſſana verzweiffelten An-
ſchlag/ daß ſie Erlaubniß haͤtte/ morgen zu Nacht
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[300/0320] Der Aſiatiſchen Baniſe. teꝛ hieſiges Hauſes zu deinem kuͤnftigen Ehegemahl erwehleſt. Scandor kuͤßte zwar des Printzen Hand/ doch wuſte er ſich in langer Zeit nicht zu faſſen/ indem er antwortete: Jch wuͤrde auch dieſes vor eine geringe Probe meiner Treue/ und mich vor ein ſehr groſſes Geſchencke unterthaͤnigſt verpflichtet achten/ wenn ich nur einige Gelegen- heit erlangen koͤnte. Denn ich habe ein ſonderli- ches Geſpraͤche vernommen/ worinnen ich der Lo- rangy unrechte Liebe ſattſam verſtanden: Sie liebet eine Perſon/ welche ihre Liebe vor ſehr un- geraͤumt halten wird. Ja ich habe dabey hoͤren muͤſſen/ wie die alte Haſſana einen Anſchlag duꝛch einen verdammten Liebes-Trunck machen duͤrf- fen/ welches ich aber gebuͤhrend werde zu entde- cken wiſſen. Jch kenne ſchon die Perſon/ erwie- derte der Printz/ indem mich die Lorangy lange mit ihrer verhaßten Liebe geqvaͤlet hat. Du ſolſt aber wiſſen/ mein Scandor/ daß ich noch heute gantz verzweiffelt geweſen/ und wolte ich nicht et- was aͤrgers beſorgen/ ſo habe ich ihr verſprechen muͤſſen/ morgen auf die Nacht ihr zu erlauben/ mich zu beſuchen. Wie mir nun ſolche Beſu- chung hoͤchſt unanſtaͤndig iſt/ alſo wirſt du dir durch treuen Rath einen noch gnaͤdigern Herrn an mir machen. Gar recht/ gnaͤdiger Herr/ antwortete Scandor/ dieſes war der Lorangy Ein- wenden auf der alten Haſſana verzweiffelten An- ſchlag/ daß ſie Erlaubniß haͤtte/ morgen zu Nacht deſſen Zimmer zu beſuchen. Woruͤber ſich die Alte

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/320>, abgerufen am 22.11.2024.