Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Anderes Buch.
Alte nicht wenig erfreut anstellte/ und vermeynte/
wenn dieses geschähe/ so hätte sie in ihrer Liebe völ-
ligen Sieg erlanget. Denn sie solte sich nur be-
mühen/ daß ihr ein Theil des Lagers eingeräu-
met würde/ so wolte sie bald mit einen Talegre-
pen hinter ihr her seyn/ und sie beyderseits im Bet-
te auf ewig verbinden lassen. Daß nun mein
gnädigster Herr versichert sey/ ich wolte mich auch
an die Stelle ihres Todes legen/ so ist diß mein fe-
ster Entschluß/ morgende Nacht der Lorangy hier
zu erwarten/ und ihre Stelle zu vertreten. Es
lauffe nun ab/ wie es wolle/ so lassen sie mich nur
vor das übrige sorgen. Treuester Scandor/ ver-
setzte der Printz/ ist diß möglich/ daß du mir zu
Liebe deine Wolfarth hindan setzen willst? Ja/
gnädigster Herr/ antwortete Scandor/ ich bin be-
reit vor sie zu sterben/ geschweige ein solches Glü-
cke und Reichthum anzunehmen. Nun so sey
es denn/ war des Printzen letzte Antwort/ ich ver-
sichere dich aller Gnade und reicher Belohnung.
Jnmittelst wirst du diese Nacht bey mir verhar-
ren/ und den Morgen erwarten. Nach geendig-
ter Rede und alsdenn genossener Speise begab sich
der Printz zur Ruhe/ und verlangete mit Schmer-
tzen nach dem anbrechenden Tage/ umb von dem
Abaxar fernere Nachricht seines Lebens und Ster-
bens zu erhalten. Dieser stellete sich nun folgen-
den Tages früh wiederum ein/ mit dem Bericht/
daß sich der Käyser in geheimen Rath verfüget
hätte und verhoffte er/ selben gantzen Tag von aller

Auf-

Anderes Buch.
Alte nicht wenig erfreut anſtellte/ und vermeynte/
wenn dieſes geſchaͤhe/ ſo haͤtte ſie in ihrer Liebe voͤl-
ligen Sieg erlanget. Denn ſie ſolte ſich nur be-
muͤhen/ daß ihr ein Theil des Lagers eingeraͤu-
met wuͤrde/ ſo wolte ſie bald mit einen Talegre-
pen hinter ihr her ſeyn/ und ſie beyderſeits im Bet-
te auf ewig verbinden laſſen. Daß nun mein
gnaͤdigſter Herr verſichert ſey/ ich wolte mich auch
an die Stelle ihres Todes legen/ ſo iſt diß mein fe-
ſter Entſchluß/ morgende Nacht der Lorangy hier
zu erwarten/ und ihre Stelle zu vertreten. Es
lauffe nun ab/ wie es wolle/ ſo laſſen ſie mich nur
vor das uͤbrige ſorgen. Treueſter Scandor/ ver-
ſetzte der Printz/ iſt diß moͤglich/ daß du mir zu
Liebe deine Wolfarth hindan ſetzen willſt? Ja/
gnaͤdigſter Herr/ antwortete Scandor/ ich bin be-
reit vor ſie zu ſterben/ geſchweige ein ſolches Gluͤ-
cke und Reichthum anzunehmen. Nun ſo ſey
es denn/ war des Printzen letzte Antwort/ ich ver-
ſichere dich aller Gnade und reicher Belohnung.
Jnmittelſt wirſt du dieſe Nacht bey mir verhar-
ren/ und den Morgen erwarten. Nach geendig-
teꝛ Rede und alsdenn genoſſener Speiſe begab ſich
der Printz zur Ruhe/ und verlangete mit Schmer-
tzen nach dem anbrechenden Tage/ umb von dem
Abaxar fernere Nachricht ſeines Lebens uñ Ster-
bens zu erhalten. Dieſer ſtellete ſich nun folgen-
den Tages fruͤh wiederum ein/ mit dem Bericht/
daß ſich der Kaͤyſer in geheimen Rath verfuͤget
haͤtte und veꝛhoffte er/ ſelben gantzen Tag von aller

Auf-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0321" n="301"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anderes Buch.</hi></fw><lb/>
Alte nicht wenig erfreut an&#x017F;tellte/ und vermeynte/<lb/>
wenn die&#x017F;es ge&#x017F;cha&#x0364;he/ &#x017F;o ha&#x0364;tte &#x017F;ie in ihrer Liebe vo&#x0364;l-<lb/>
ligen Sieg erlanget. Denn &#x017F;ie &#x017F;olte &#x017F;ich nur be-<lb/>
mu&#x0364;hen/ daß ihr ein Theil des Lagers eingera&#x0364;u-<lb/>
met wu&#x0364;rde/ &#x017F;o wolte &#x017F;ie bald mit einen Talegre-<lb/>
pen hinter ihr her &#x017F;eyn/ und &#x017F;ie beyder&#x017F;eits im Bet-<lb/>
te auf ewig verbinden la&#x017F;&#x017F;en. Daß nun mein<lb/>
gna&#x0364;dig&#x017F;ter Herr ver&#x017F;ichert &#x017F;ey/ ich wolte mich auch<lb/>
an die Stelle ihres Todes legen/ &#x017F;o i&#x017F;t diß mein fe-<lb/>
&#x017F;ter Ent&#x017F;chluß/ morgende Nacht der Lorangy hier<lb/>
zu erwarten/ und ihre Stelle zu vertreten. Es<lb/>
lauffe nun ab/ wie es wolle/ &#x017F;o la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie mich nur<lb/>
vor das u&#x0364;brige &#x017F;orgen. Treue&#x017F;ter Scandor/ ver-<lb/>
&#x017F;etzte der Printz/ i&#x017F;t diß mo&#x0364;glich/ daß du mir zu<lb/>
Liebe deine Wolfarth hindan &#x017F;etzen will&#x017F;t? Ja/<lb/>
gna&#x0364;dig&#x017F;ter Herr/ antwortete Scandor/ ich bin be-<lb/>
reit vor &#x017F;ie zu &#x017F;terben/ ge&#x017F;chweige ein &#x017F;olches Glu&#x0364;-<lb/>
cke und Reichthum anzunehmen. Nun &#x017F;o &#x017F;ey<lb/>
es denn/ war des Printzen letzte Antwort/ ich ver-<lb/>
&#x017F;ichere dich aller Gnade und reicher Belohnung.<lb/>
Jnmittel&#x017F;t wir&#x017F;t du die&#x017F;e Nacht bey mir verhar-<lb/>
ren/ und den Morgen erwarten. Nach geendig-<lb/>
te&#xA75B; Rede und alsdenn geno&#x017F;&#x017F;ener Spei&#x017F;e begab &#x017F;ich<lb/>
der Printz zur Ruhe/ und verlangete mit Schmer-<lb/>
tzen nach dem anbrechenden Tage/ umb von dem<lb/>
Abaxar fernere Nachricht &#x017F;eines Lebens uñ Ster-<lb/>
bens zu erhalten. Die&#x017F;er &#x017F;tellete &#x017F;ich nun folgen-<lb/>
den Tages fru&#x0364;h wiederum ein/ mit dem Bericht/<lb/>
daß &#x017F;ich der Ka&#x0364;y&#x017F;er in geheimen Rath verfu&#x0364;get<lb/>
ha&#x0364;tte und ve&#xA75B;hoffte er/ &#x017F;elben gantzen Tag von aller<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Auf-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[301/0321] Anderes Buch. Alte nicht wenig erfreut anſtellte/ und vermeynte/ wenn dieſes geſchaͤhe/ ſo haͤtte ſie in ihrer Liebe voͤl- ligen Sieg erlanget. Denn ſie ſolte ſich nur be- muͤhen/ daß ihr ein Theil des Lagers eingeraͤu- met wuͤrde/ ſo wolte ſie bald mit einen Talegre- pen hinter ihr her ſeyn/ und ſie beyderſeits im Bet- te auf ewig verbinden laſſen. Daß nun mein gnaͤdigſter Herr verſichert ſey/ ich wolte mich auch an die Stelle ihres Todes legen/ ſo iſt diß mein fe- ſter Entſchluß/ morgende Nacht der Lorangy hier zu erwarten/ und ihre Stelle zu vertreten. Es lauffe nun ab/ wie es wolle/ ſo laſſen ſie mich nur vor das uͤbrige ſorgen. Treueſter Scandor/ ver- ſetzte der Printz/ iſt diß moͤglich/ daß du mir zu Liebe deine Wolfarth hindan ſetzen willſt? Ja/ gnaͤdigſter Herr/ antwortete Scandor/ ich bin be- reit vor ſie zu ſterben/ geſchweige ein ſolches Gluͤ- cke und Reichthum anzunehmen. Nun ſo ſey es denn/ war des Printzen letzte Antwort/ ich ver- ſichere dich aller Gnade und reicher Belohnung. Jnmittelſt wirſt du dieſe Nacht bey mir verhar- ren/ und den Morgen erwarten. Nach geendig- teꝛ Rede und alsdenn genoſſener Speiſe begab ſich der Printz zur Ruhe/ und verlangete mit Schmer- tzen nach dem anbrechenden Tage/ umb von dem Abaxar fernere Nachricht ſeines Lebens uñ Ster- bens zu erhalten. Dieſer ſtellete ſich nun folgen- den Tages fruͤh wiederum ein/ mit dem Bericht/ daß ſich der Kaͤyſer in geheimen Rath verfuͤget haͤtte und veꝛhoffte er/ ſelben gantzen Tag von aller Auf-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/321
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/321>, abgerufen am 22.11.2024.