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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Anderes Buch.
die Schule gegangen wärest. Ob ich gleich/ ver-
setzte Scandor/ den Göttern sey Danck! solches
noch nie erfahren/ so versichere ich doch/ daß der-
gleichen häuffig in der Welt vorgehet/ und wür-
de ein iedweder Mensch/ dem ich es erzehlen wür-
de/ noch ein mehrers beyzutragen wissen. Jn
Summa/ ein Weib ist ein nothwendigs Ubel/ ei-
ne natürliche Anfechtung/ eine einheimische Ge-
fahr/ und ein lustiger Schade. So dir ja alle
diese Vorschläge/ hub endlich der Printz an/ so gar
zu wider sind/ so möchte ich gerne wissen/ ob du
hierinnen auch einen Entschluß fassen köntest/ wenn
ich solches/ als eine Probe deiner Treue gegen
mich/ von dir erforderte. Scandor wurde hierüber
gantz flüchtig/ endlich erholte er sich aber mit die-
sen Worten: Gn. Herr/ mein Vorsatz ist zwar
iederzeit gewesen/ den Krantz meiner Jugend mit
in das Grab zu nehmen: Wo aber einige Treue
gegen einen so grossen Herrn durch eine geringe
Heyrath kan bewiesen werden/ so wolte ich mich
wohl unterfangen/ das älteste/ heßlichste/ boßhaf-
tigste und ärmste Weib in gantz Asien aufzusu-
chen/ und mich dadurch den Göttern so weit an-
genehm zu machen/ daß sie nach diesem Leben mei-
ner gewiß verschonen würden/ weil ich die Hölle
sattsam auf Erden gehabt hätte. Dem Prin-
tzen gefiel dieser Entschluß sehr wohl/ dahero er
dem Scandor die Hand reichete/ und sagte: Sie-
he da mein Scandor/ ich verspreche dir zehen tau-
send Pesos zum Heyrath-Gute/ wenn du die Toch-

ter

Anderes Buch.
die Schule gegangen waͤreſt. Ob ich gleich/ ver-
ſetzte Scandor/ den Goͤttern ſey Danck! ſolches
noch nie erfahren/ ſo verſichere ich doch/ daß der-
gleichen haͤuffig in der Welt vorgehet/ und wuͤr-
de ein iedweder Menſch/ dem ich es erzehlen wuͤr-
de/ noch ein mehrers beyzutragen wiſſen. Jn
Summa/ ein Weib iſt ein nothwendigs Ubel/ ei-
ne natuͤrliche Anfechtung/ eine einheimiſche Ge-
fahr/ und ein luſtiger Schade. So dir ja alle
dieſe Vorſchlaͤge/ hub endlich der Printz an/ ſo gar
zu wider ſind/ ſo moͤchte ich gerne wiſſen/ ob du
hierinnen auch einen Entſchluß faſſen koͤnteſt/ weñ
ich ſolches/ als eine Probe deiner Treue gegen
mich/ von dir eꝛforderte. Scandor wuꝛde hieruͤber
gantz fluͤchtig/ endlich erholte er ſich aber mit die-
ſen Worten: Gn. Herr/ mein Vorſatz iſt zwar
iederzeit geweſen/ den Krantz meiner Jugend mit
in das Grab zu nehmen: Wo aber einige Treue
gegen einen ſo groſſen Herrn durch eine geringe
Heyrath kan bewieſen werden/ ſo wolte ich mich
wohl unterfangen/ das aͤlteſte/ heßlichſte/ boßhaf-
tigſte und aͤrmſte Weib in gantz Aſien aufzuſu-
chen/ und mich dadurch den Goͤttern ſo weit an-
genehm zu machen/ daß ſie nach dieſem Leben mei-
ner gewiß verſchonen wuͤrden/ weil ich die Hoͤlle
ſattſam auf Erden gehabt haͤtte. Dem Prin-
tzen gefiel dieſer Entſchluß ſehr wohl/ dahero er
dem Scandor die Hand reichete/ und ſagte: Sie-
he da mein Scandor/ ich verſpreche dir zehen tau-
ſend Peſos zum Heyrath-Gute/ wenn du die Toch-

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[299/0319] Anderes Buch. die Schule gegangen waͤreſt. Ob ich gleich/ ver- ſetzte Scandor/ den Goͤttern ſey Danck! ſolches noch nie erfahren/ ſo verſichere ich doch/ daß der- gleichen haͤuffig in der Welt vorgehet/ und wuͤr- de ein iedweder Menſch/ dem ich es erzehlen wuͤr- de/ noch ein mehrers beyzutragen wiſſen. Jn Summa/ ein Weib iſt ein nothwendigs Ubel/ ei- ne natuͤrliche Anfechtung/ eine einheimiſche Ge- fahr/ und ein luſtiger Schade. So dir ja alle dieſe Vorſchlaͤge/ hub endlich der Printz an/ ſo gar zu wider ſind/ ſo moͤchte ich gerne wiſſen/ ob du hierinnen auch einen Entſchluß faſſen koͤnteſt/ weñ ich ſolches/ als eine Probe deiner Treue gegen mich/ von dir eꝛforderte. Scandor wuꝛde hieruͤber gantz fluͤchtig/ endlich erholte er ſich aber mit die- ſen Worten: Gn. Herr/ mein Vorſatz iſt zwar iederzeit geweſen/ den Krantz meiner Jugend mit in das Grab zu nehmen: Wo aber einige Treue gegen einen ſo groſſen Herrn durch eine geringe Heyrath kan bewieſen werden/ ſo wolte ich mich wohl unterfangen/ das aͤlteſte/ heßlichſte/ boßhaf- tigſte und aͤrmſte Weib in gantz Aſien aufzuſu- chen/ und mich dadurch den Goͤttern ſo weit an- genehm zu machen/ daß ſie nach dieſem Leben mei- ner gewiß verſchonen wuͤrden/ weil ich die Hoͤlle ſattſam auf Erden gehabt haͤtte. Dem Prin- tzen gefiel dieſer Entſchluß ſehr wohl/ dahero er dem Scandor die Hand reichete/ und ſagte: Sie- he da mein Scandor/ ich verſpreche dir zehen tau- ſend Peſos zum Heyrath-Gute/ wenn du die Toch- ter

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/319>, abgerufen am 23.11.2024.