Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. achtet der einbrechenden Nacht/ nach Pegu. Zu-gleich bemerckten wir an dem heitern Himmel ei- nen entsetzlichen Comet-Stern/ welcher seinen Strahl recht über Pegu stellete/ worüber so wohl der Käyser/ als auch wir/ uns nicht wenig entsetz- ten. Wie wir um Mitternacht vor Pegu anlan- geten und zu dem Thore einritten/ stürtzete der Käyser auf ebener Erde/ ob wir gleich Schritt vor Schritt ritten/ mit dem Pferde/ daß ihm das Blut häuffig gur Nase heraus floß/ welches denn alles von uns übel gedeutet/ u. leider allzuwahr erfüllet wor- den. Als der Morgen angebrochen/ und die Sonne bereits einige Stunden die Stadt Pegu beleuch- tet hatte/ verfügte sich mein Printz abermal/ wie in Ava/ bloß mit Sebel und Schild versehen/ an den Ort/ welcher unfern des Schlosses auf einem grünen Platze mit Pallisaden umschrencket war. Der Käyser selbst sahe durch ein verborgen Fen- ster zu/ und die Menge der Zuschauer verwehrete uns fast den Eintritt. Nach Verfliessung einer halben Stunde meldete sich ein Baum-starcker Ritter an/ und begehrte in den Schrancken einge- lassen zu werden/ welches ihm aber abgeschlagen ward/ und muste er sein Anbringen ausser dem Platze sagen/ welches hierinne bestunde: Weil sein Gn. Herr/ als der Printz von Tangu nicht vor rathsam erachtet hätte/ sich persönlich in die Gesahr zu begeben/ deren er sich wegen Käyserl. Ungnade besorgete: gleichwohl aber die verwe- gene Ausforderung nicht ungeanthet hätte können hin-
Der Aſiatiſchen Baniſe. achtet der einbrechenden Nacht/ nach Pegu. Zu-gleich bemerckten wir an dem heitern Himmel ei- nen entſetzlichen Comet-Stern/ welcher ſeinen Strahl recht uͤber Pegu ſtellete/ woruͤber ſo wohl der Kaͤyſer/ als auch wir/ uns nicht wenig entſetz- ten. Wie wir um Mitternacht vor Pegu anlan- geten und zu dem Thore einritten/ ſtuͤrtzete der Kaͤyſer auf ebener Erde/ ob wir gleich Schritt vor Schritt ritten/ mit dem Pferde/ daß ihm das Blut haͤuffig guꝛ Naſe heꝛaus floß/ welches deñ alles von uns uͤbel gedeutet/ u. leider allzuwahr erfuͤllet wor- den. Als der Morgen angebrochen/ und die Sonne bereits einige Stunden die Stadt Pegu beleuch- tet hatte/ verfuͤgte ſich mein Printz abermal/ wie in Ava/ bloß mit Sebel und Schild verſehen/ an den Ort/ welcher unfern des Schloſſes auf einem gruͤnen Platze mit Palliſaden umſchrencket war. Der Kaͤyſer ſelbſt ſahe durch ein verborgen Fen- ſter zu/ und die Menge der Zuſchauer verwehrete uns faſt den Eintritt. Nach Verflieſſung einer halben Stunde meldete ſich ein Baum-ſtarcker Ritter an/ und begehrte in den Schrancken einge- laſſen zu werden/ welches ihm aber abgeſchlagen ward/ und muſte er ſein Anbringen auſſer dem Platze ſagen/ welches hierinne beſtunde: Weil ſein Gn. Herr/ als der Printz von Tangu nicht vor rathſam erachtet haͤtte/ ſich perſoͤnlich in die Geſahr zu begeben/ deren er ſich wegen Kaͤyſerl. Ungnade beſorgete: gleichwohl aber die verwe- gene Ausforderung nicht ungeanthet haͤtte koͤnnen hin-
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
achtet der einbrechenden Nacht/ nach Pegu. Zu-
gleich bemerckten wir an dem heitern Himmel ei-
nen entſetzlichen Comet-Stern/ welcher ſeinen
Strahl recht uͤber Pegu ſtellete/ woruͤber ſo wohl
der Kaͤyſer/ als auch wir/ uns nicht wenig entſetz-
ten. Wie wir um Mitternacht vor Pegu anlan-
geten und zu dem Thore einritten/ ſtuͤrtzete der
Kaͤyſer auf ebener Erde/ ob wir gleich Schritt vor
Schritt ritten/ mit dem Pferde/ daß ihm das Blut
haͤuffig guꝛ Naſe heꝛaus floß/ welches deñ alles von
uns uͤbel gedeutet/ u. leider allzuwahr erfuͤllet wor-
den. Als der Morgen angebrochen/ und die Sonne
bereits einige Stunden die Stadt Pegu beleuch-
tet hatte/ verfuͤgte ſich mein Printz abermal/ wie
in Ava/ bloß mit Sebel und Schild verſehen/ an
den Ort/ welcher unfern des Schloſſes auf einem
gruͤnen Platze mit Palliſaden umſchrencket war.
Der Kaͤyſer ſelbſt ſahe durch ein verborgen Fen-
ſter zu/ und die Menge der Zuſchauer verwehrete
uns faſt den Eintritt. Nach Verflieſſung einer
halben Stunde meldete ſich ein Baum-ſtarcker
Ritter an/ und begehrte in den Schrancken einge-
laſſen zu werden/ welches ihm aber abgeſchlagen
ward/ und muſte er ſein Anbringen auſſer dem
Platze ſagen/ welches hierinne beſtunde: Weil
ſein Gn. Herr/ als der Printz von Tangu nicht
vor rathſam erachtet haͤtte/ ſich perſoͤnlich in die
Geſahr zu begeben/ deren er ſich wegen Kaͤyſerl.
Ungnade beſorgete: gleichwohl aber die verwe-
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