Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Asiatischen Banise.
ein lebendiger Zeuge gestehen/ daß keine verzagte-
re Memme/ als eben der Chaumigrem/ kan ge-
funden werden. Denn als er im Treffen vor
Ava die Armee als unwürdiger Feld-Herr wider
S. M. von Pegu anführete/ und durch seine Un-
wissenheit den Cron-Printzen auff die Schlacht-
banck lieferte/ so war er der erste/ welcher durch
unnöthige Flucht das gantze Heer in Unordnung/
und zu einer schädlichen Nachfolge brachte. Daß
nun diese ietze schleunige Eroberung geschehen/ sol-
ches ist nicht ihm/ sondern zuförderst denen erzür-
neten Göttern/ welche ihn als eine züchtigende
Ruthe gebrauchen/ hernach aber der unbeschreib-
lichen Menge/ womit er einen so kleinen Hauf-
fen bekrieget/ zuzuschreiben; Und wo ja ein unred-
licher Uberfall eine Tapfferkeit zu nennen ist/ so
ist traun Chaumigrem der Tapfferste in gantz
Asien. So aber auch dieses nicht wäre/ sondern
er hätte durch rechtmäßige Gewalt und eigene
Tapfferkeit diesen Sieg erhalten/ wie es doch
nichts weniger ist/ so verdunckelt doch der uner-
hörte Mord an dem unschuldigen Frauenzimmer
solches alles dermassen/ daß er vielmehr den Ti-
tul eines unehrlichen Mörders und schändlichen
Bluthundes/ als eines tapffern Soldatens/ ver-
dienet hat; worinnen mir gewiß auch ein iedwe-
des tapfferes Gemüthe wird müssen Beyfall ge-
ben. Gemach/ gemach/ hub Zarang gantz ent-
rüstet an zu| antworten/ ihr seyd gewiß in einer üb-
len Schule erzogen worden/ daß ihr nicht beschei-

de-

Der Aſiatiſchen Baniſe.
ein lebendiger Zeuge geſtehen/ daß keine verzagte-
re Memme/ als eben der Chaumigrem/ kan ge-
funden werden. Denn als er im Treffen vor
Ava die Armee als unwuͤrdiger Feld-Herr wider
S. M. von Pegu anfuͤhrete/ und durch ſeine Un-
wiſſenheit den Cron-Printzen auff die Schlacht-
banck lieferte/ ſo war er der erſte/ welcher durch
unnoͤthige Flucht das gantze Heer in Unordnung/
und zu einer ſchaͤdlichen Nachfolge brachte. Daß
nun dieſe ietze ſchleunige Eroberung geſchehen/ ſol-
ches iſt nicht ihm/ ſondern zufoͤrderſt denen erzuͤr-
neten Goͤttern/ welche ihn als eine zuͤchtigende
Ruthe gebrauchen/ hernach aber der unbeſchreib-
lichen Menge/ womit er einen ſo kleinen Hauf-
fen bekrieget/ zuzuſchreiben; Und wo ja ein unred-
licher Uberfall eine Tapfferkeit zu nennen iſt/ ſo
iſt traun Chaumigrem der Tapfferſte in gantz
Aſien. So aber auch dieſes nicht waͤre/ ſondern
er haͤtte durch rechtmaͤßige Gewalt und eigene
Tapfferkeit dieſen Sieg erhalten/ wie es doch
nichts weniger iſt/ ſo verdunckelt doch der uner-
hoͤrte Mord an dem unſchuldigen Frauenzimmer
ſolches alles dermaſſen/ daß er vielmehr den Ti-
tul eines unehrlichen Moͤrders und ſchaͤndlichen
Bluthundes/ als eines tapffern Soldatens/ ver-
dienet hat; worinnen mir gewiß auch ein iedwe-
des tapfferes Gemuͤthe wird muͤſſen Beyfall ge-
ben. Gemach/ gemach/ hub Zarang gantz ent-
ruͤſtet an zu| antworten/ ihr ſeyd gewiß in einer uͤb-
len Schule erzogen worden/ daß ihr nicht beſchei-

de-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0266" n="246"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der A&#x017F;iati&#x017F;chen Bani&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
ein lebendiger Zeuge ge&#x017F;tehen/ daß keine verzagte-<lb/>
re Memme/ als eben der Chaumigrem/ kan ge-<lb/>
funden werden. Denn als er im Treffen vor<lb/>
Ava die Armee als unwu&#x0364;rdiger Feld-Herr wider<lb/>
S. M. von Pegu anfu&#x0364;hrete/ und durch &#x017F;eine Un-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;enheit den Cron-Printzen auff die Schlacht-<lb/>
banck lieferte/ &#x017F;o war er der er&#x017F;te/ welcher durch<lb/>
unno&#x0364;thige Flucht das gantze Heer in Unordnung/<lb/>
und zu einer &#x017F;cha&#x0364;dlichen Nachfolge brachte. Daß<lb/>
nun die&#x017F;e ietze &#x017F;chleunige Eroberung ge&#x017F;chehen/ &#x017F;ol-<lb/>
ches i&#x017F;t nicht ihm/ &#x017F;ondern zufo&#x0364;rder&#x017F;t denen erzu&#x0364;r-<lb/>
neten Go&#x0364;ttern/ welche ihn als eine zu&#x0364;chtigende<lb/>
Ruthe gebrauchen/ hernach aber der unbe&#x017F;chreib-<lb/>
lichen Menge/ womit er einen &#x017F;o kleinen Hauf-<lb/>
fen bekrieget/ zuzu&#x017F;chreiben; Und wo ja ein unred-<lb/>
licher Uberfall eine Tapfferkeit zu nennen i&#x017F;t/ &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t traun Chaumigrem der Tapffer&#x017F;te in gantz<lb/>
A&#x017F;ien. So aber auch die&#x017F;es nicht wa&#x0364;re/ &#x017F;ondern<lb/>
er ha&#x0364;tte durch rechtma&#x0364;ßige Gewalt und eigene<lb/>
Tapfferkeit die&#x017F;en Sieg erhalten/ wie es doch<lb/>
nichts weniger i&#x017F;t/ &#x017F;o verdunckelt doch der uner-<lb/>
ho&#x0364;rte Mord an dem un&#x017F;chuldigen Frauenzimmer<lb/>
&#x017F;olches alles derma&#x017F;&#x017F;en/ daß er vielmehr den Ti-<lb/>
tul eines unehrlichen Mo&#x0364;rders und &#x017F;cha&#x0364;ndlichen<lb/>
Bluthundes/ als eines tapffern Soldatens/ ver-<lb/>
dienet hat; worinnen mir gewiß auch ein iedwe-<lb/>
des tapfferes Gemu&#x0364;the wird mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Beyfall ge-<lb/>
ben. Gemach/ gemach/ hub Zarang gantz ent-<lb/>
ru&#x0364;&#x017F;tet an zu| antworten/ ihr &#x017F;eyd gewiß in einer u&#x0364;b-<lb/>
len Schule erzogen worden/ daß ihr nicht be&#x017F;chei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">de-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[246/0266] Der Aſiatiſchen Baniſe. ein lebendiger Zeuge geſtehen/ daß keine verzagte- re Memme/ als eben der Chaumigrem/ kan ge- funden werden. Denn als er im Treffen vor Ava die Armee als unwuͤrdiger Feld-Herr wider S. M. von Pegu anfuͤhrete/ und durch ſeine Un- wiſſenheit den Cron-Printzen auff die Schlacht- banck lieferte/ ſo war er der erſte/ welcher durch unnoͤthige Flucht das gantze Heer in Unordnung/ und zu einer ſchaͤdlichen Nachfolge brachte. Daß nun dieſe ietze ſchleunige Eroberung geſchehen/ ſol- ches iſt nicht ihm/ ſondern zufoͤrderſt denen erzuͤr- neten Goͤttern/ welche ihn als eine zuͤchtigende Ruthe gebrauchen/ hernach aber der unbeſchreib- lichen Menge/ womit er einen ſo kleinen Hauf- fen bekrieget/ zuzuſchreiben; Und wo ja ein unred- licher Uberfall eine Tapfferkeit zu nennen iſt/ ſo iſt traun Chaumigrem der Tapfferſte in gantz Aſien. So aber auch dieſes nicht waͤre/ ſondern er haͤtte durch rechtmaͤßige Gewalt und eigene Tapfferkeit dieſen Sieg erhalten/ wie es doch nichts weniger iſt/ ſo verdunckelt doch der uner- hoͤrte Mord an dem unſchuldigen Frauenzimmer ſolches alles dermaſſen/ daß er vielmehr den Ti- tul eines unehrlichen Moͤrders und ſchaͤndlichen Bluthundes/ als eines tapffern Soldatens/ ver- dienet hat; worinnen mir gewiß auch ein iedwe- des tapfferes Gemuͤthe wird muͤſſen Beyfall ge- ben. Gemach/ gemach/ hub Zarang gantz ent- ruͤſtet an zu| antworten/ ihr ſeyd gewiß in einer uͤb- len Schule erzogen worden/ daß ihr nicht beſchei- de-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/266
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/266>, abgerufen am 22.11.2024.