Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Erstes Buch. Und ob sich zwar auff dessen Ausforderung derPrintz anerbot/ persönliche Rache von sich neh- men zu lassen/ und sich dannenhero an bestimten Ort zu angesetzter Zeit verfügete/ so war doch Chaumigrem wie ein Haase bey der Drummel durchgegangen/ daß also gantz Ava ein schlechtes Hertz und geringe Tapfferkeit in dem Chaumi- grem urtheilte. Wer weiß/ vertheidigte ihn Za- rang ferner/ was ihn vor wichtiges Bedencken hiervon abgehalten/ zudem beruhet auch nicht die Tapfferkeit in einem solchen Privat-Gefechte/ sondern verdunckelt vielmehr den Glantz unserer Hertz hafftigkeit/ weil sonst mancher Musqvetie- rer den Titul eines Tapffern/ als eine Generals- Person verdienen würde/ Ursach/ weil sich jener öffterer vor der Spitze gezeiget/ und mit seines gleichen einen Zwey-Kampff gewaget/ als dieser. Alleine die wahre Tapfferkeit lässet sich in hertz- hafftiger Klugheit eines Feld-Herrn/ und tapffe- rer Ausführung eines Helden-müthigen Anschla- ges spühren; Und daß solche Chaumigrem satt- sam besitze/ indem er die Eroberung eines gantzen Königreichs so hertzhafft in kurtzer Zeit zu Ende gebracht/ solches wird kein Verständiger läugnen können. Diese Reden machten meinem Prin- tzen die Stirn ziemlich warm/ iedoch wolte er des- sen fernere Erklärung hören/ indem er sagte: So es ja einem solchen Praler nicht zu viel ist/ eine Ohrfeige zu verschmertzen/ und die Tapfferkeit bloß in dem Felde zu erkennen ist/ so muß ich als ein Q 3
Erſtes Buch. Und ob ſich zwar auff deſſen Ausforderung derPrintz anerbot/ perſoͤnliche Rache von ſich neh- men zu laſſen/ und ſich dannenhero an beſtimten Ort zu angeſetzter Zeit verfuͤgete/ ſo war doch Chaumigrem wie ein Haaſe bey der Drummel durchgegangen/ daß alſo gantz Ava ein ſchlechtes Hertz und geringe Tapfferkeit in dem Chaumi- grem urtheilte. Wer weiß/ vertheidigte ihn Za- rang ferner/ was ihn vor wichtiges Bedencken hiervon abgehalten/ zudem beruhet auch nicht die Tapfferkeit in einem ſolchen Privat-Gefechte/ ſondern verdunckelt vielmehr den Glantz unſerer Hertz hafftigkeit/ weil ſonſt mancher Muſqvetie- rer den Titul eines Tapffern/ als eine Generals- Perſon verdienen wuͤrde/ Urſach/ weil ſich jener oͤffterer vor der Spitze gezeiget/ und mit ſeines gleichen einen Zwey-Kampff gewaget/ als dieſer. Alleine die wahre Tapfferkeit laͤſſet ſich in hertz- hafftiger Klugheit eines Feld-Herrn/ und tapffe- rer Ausfuͤhrung eines Helden-muͤthigen Anſchla- ges ſpuͤhren; Und daß ſolche Chaumigrem ſatt- ſam beſitze/ indem er die Eroberung eines gantzen Koͤnigreichs ſo hertzhafft in kurtzer Zeit zu Ende gebracht/ ſolches wird kein Verſtaͤndiger laͤugnen koͤnnen. Dieſe Reden machten meinem Prin- tzen die Stirn ziemlich warm/ iedoch wolte er deſ- ſen fernere Erklaͤrung hoͤren/ indem er ſagte: So es ja einem ſolchen Praler nicht zu viel iſt/ eine Ohrfeige zu verſchmertzen/ und die Tapfferkeit bloß in dem Felde zu erkennen iſt/ ſo muß ich als ein Q 3
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Erſtes Buch.
Und ob ſich zwar auff deſſen Ausforderung der
Printz anerbot/ perſoͤnliche Rache von ſich neh-
men zu laſſen/ und ſich dannenhero an beſtimten
Ort zu angeſetzter Zeit verfuͤgete/ ſo war doch
Chaumigrem wie ein Haaſe bey der Drummel
durchgegangen/ daß alſo gantz Ava ein ſchlechtes
Hertz und geringe Tapfferkeit in dem Chaumi-
grem urtheilte. Wer weiß/ vertheidigte ihn Za-
rang ferner/ was ihn vor wichtiges Bedencken
hiervon abgehalten/ zudem beruhet auch nicht die
Tapfferkeit in einem ſolchen Privat-Gefechte/
ſondern verdunckelt vielmehr den Glantz unſerer
Hertz hafftigkeit/ weil ſonſt mancher Muſqvetie-
rer den Titul eines Tapffern/ als eine Generals-
Perſon verdienen wuͤrde/ Urſach/ weil ſich jener
oͤffterer vor der Spitze gezeiget/ und mit ſeines
gleichen einen Zwey-Kampff gewaget/ als dieſer.
Alleine die wahre Tapfferkeit laͤſſet ſich in hertz-
hafftiger Klugheit eines Feld-Herrn/ und tapffe-
rer Ausfuͤhrung eines Helden-muͤthigen Anſchla-
ges ſpuͤhren; Und daß ſolche Chaumigrem ſatt-
ſam beſitze/ indem er die Eroberung eines gantzen
Koͤnigreichs ſo hertzhafft in kurtzer Zeit zu Ende
gebracht/ ſolches wird kein Verſtaͤndiger laͤugnen
koͤnnen. Dieſe Reden machten meinem Prin-
tzen die Stirn ziemlich warm/ iedoch wolte er deſ-
ſen fernere Erklaͤrung hoͤren/ indem er ſagte: So
es ja einem ſolchen Praler nicht zu viel iſt/ eine
Ohrfeige zu verſchmertzen/ und die Tapfferkeit
bloß in dem Felde zu erkennen iſt/ ſo muß ich als
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