Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Asiatischen Banise.
Rebellen/ welcher das Unsrige boßhaffter Weise
an sich gebracht/ und unrechtmäßig besitzet/ noch
in Freundschafft und Bündniß einzulassen. Nim-
mermehr soll dieses von einem großmüthigen Her-
tzen erhöret werden/ daß es Freundschafft bey ei-
nem Drachen/ und Artzney bey einer Spinnen
suchen soll. Und ob auch diese Freundschafft gut
wäre/ wiewol einem versöhnten Feinde nimmer-
mehr zu trauen ist/ so lässet es doch die Göttliche
Gerechtigkeit nicht zu/ daß wir durch Hülffe der
Feinde unsern Zweck erlangen: vielmehr wird
uns der Himmel straffen/ wenn wir einer so Welt-
kündigen Auffruhr durch die Finger sehen wolten.
Man muß straffen/ wenn man kan/ und nicht
wenn man wil/ antwortete Zarang gantz höh-
nisch/ und weil er denn nicht auff hörete/ die Tapf-
ferkeit und Großmuth des unwürdigen Chaumi-
grems auff das höchste heraus zu streichen/ und
hierdurch den betrübten Xemindo noch mehr
schmertzlichst zu beleidigen/ als kunte mein Printz
sich nicht enthalten/ ihm folgenden Einwurff zu
thun: Es müste sich/ sagte er/ denn der mörde-
rische Chaumigrem in kurtzer Zeit so sehr verän-
dert haben/ indem ich sonst mit meinen Augen ge-
sehen/ wie das Sprüchwort wahr sey: Die grös-
sesten Tyrannen sind die verzagtesten Hertzen.
Denn als er in Ava von dem Printzen selbiges
Reiches eine derbe Ohrfeige bekam/ so brauchte
er zwar sechs Vorfechter/ die gebührende Rache
aber ist er demselben biß ietzo schuldig geblieben.

Und

Der Aſiatiſchen Baniſe.
Rebellen/ welcher das Unſrige boßhaffter Weiſe
an ſich gebracht/ und unrechtmaͤßig beſitzet/ noch
in Freundſchafft und Buͤndniß einzulaſſen. Nim-
mermehr ſoll dieſes von einem gꝛoßmuͤthigen Her-
tzen erhoͤret werden/ daß es Freundſchafft bey ei-
nem Drachen/ und Artzney bey einer Spinnen
ſuchen ſoll. Und ob auch dieſe Freundſchafft gut
waͤre/ wiewol einem verſoͤhnten Feinde nimmer-
mehr zu trauen iſt/ ſo laͤſſet es doch die Goͤttliche
Gerechtigkeit nicht zu/ daß wir durch Huͤlffe der
Feinde unſern Zweck erlangen: vielmehr wird
uns der Himmel ſtraffen/ weñ wir einer ſo Welt-
kuͤndigen Auffruhr durch die Finger ſehen wolten.
Man muß ſtraffen/ wenn man kan/ und nicht
wenn man wil/ antwortete Zarang gantz hoͤh-
niſch/ und weil er denn nicht auff hoͤrete/ die Tapf-
ferkeit und Großmuth des unwuͤrdigen Chaumi-
grems auff das hoͤchſte heraus zu ſtreichen/ und
hierdurch den betruͤbten Xemindo noch mehr
ſchmertzlichſt zu beleidigen/ als kunte mein Printz
ſich nicht enthalten/ ihm folgenden Einwurff zu
thun: Es muͤſte ſich/ ſagte er/ denn der moͤrde-
riſche Chaumigrem in kurtzer Zeit ſo ſehr veraͤn-
dert haben/ indem ich ſonſt mit meinen Augen ge-
ſehen/ wie das Spruͤchwort wahr ſey: Die groͤſ-
ſeſten Tyrannen ſind die verzagteſten Hertzen.
Denn als er in Ava von dem Printzen ſelbiges
Reiches eine derbe Ohrfeige bekam/ ſo brauchte
er zwar ſechs Vorfechter/ die gebuͤhrende Rache
aber iſt er demſelben biß ietzo ſchuldig geblieben.

Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0264" n="244"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der A&#x017F;iati&#x017F;chen Bani&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
Rebellen/ welcher das Un&#x017F;rige boßhaffter Wei&#x017F;e<lb/>
an &#x017F;ich gebracht/ und unrechtma&#x0364;ßig be&#x017F;itzet/ noch<lb/>
in Freund&#x017F;chafft und Bu&#x0364;ndniß einzula&#x017F;&#x017F;en. Nim-<lb/>
mermehr &#x017F;oll die&#x017F;es von einem g&#xA75B;oßmu&#x0364;thigen Her-<lb/>
tzen erho&#x0364;ret werden/ daß es Freund&#x017F;chafft bey ei-<lb/>
nem Drachen/ und Artzney bey einer Spinnen<lb/>
&#x017F;uchen &#x017F;oll. Und ob auch die&#x017F;e Freund&#x017F;chafft gut<lb/>
wa&#x0364;re/ wiewol einem ver&#x017F;o&#x0364;hnten Feinde nimmer-<lb/>
mehr zu trauen i&#x017F;t/ &#x017F;o la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et es doch die Go&#x0364;ttliche<lb/>
Gerechtigkeit nicht zu/ daß wir durch Hu&#x0364;lffe der<lb/>
Feinde un&#x017F;ern Zweck erlangen: vielmehr wird<lb/>
uns der Himmel &#x017F;traffen/ weñ wir einer &#x017F;o Welt-<lb/>
ku&#x0364;ndigen Auffruhr durch die Finger &#x017F;ehen wolten.<lb/>
Man muß &#x017F;traffen/ wenn man kan/ und nicht<lb/>
wenn man wil/ antwortete Zarang gantz ho&#x0364;h-<lb/>
ni&#x017F;ch/ und weil er denn nicht auff ho&#x0364;rete/ die Tapf-<lb/>
ferkeit und Großmuth des unwu&#x0364;rdigen Chaumi-<lb/>
grems auff das ho&#x0364;ch&#x017F;te heraus zu &#x017F;treichen/ und<lb/>
hierdurch den betru&#x0364;bten Xemindo noch mehr<lb/>
&#x017F;chmertzlich&#x017F;t zu beleidigen/ als kunte mein Printz<lb/>
&#x017F;ich nicht enthalten/ ihm folgenden Einwurff zu<lb/>
thun: Es mu&#x0364;&#x017F;te &#x017F;ich/ &#x017F;agte er/ denn der mo&#x0364;rde-<lb/>
ri&#x017F;che Chaumigrem in kurtzer Zeit &#x017F;o &#x017F;ehr vera&#x0364;n-<lb/>
dert haben/ indem ich &#x017F;on&#x017F;t mit meinen Augen ge-<lb/>
&#x017F;ehen/ wie das Spru&#x0364;chwort wahr &#x017F;ey: Die gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e&#x017F;ten Tyrannen &#x017F;ind die verzagte&#x017F;ten Hertzen.<lb/>
Denn als er in Ava von dem Printzen &#x017F;elbiges<lb/>
Reiches eine derbe Ohrfeige bekam/ &#x017F;o brauchte<lb/>
er zwar &#x017F;echs Vorfechter/ die gebu&#x0364;hrende Rache<lb/>
aber i&#x017F;t er dem&#x017F;elben biß ietzo &#x017F;chuldig geblieben.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[244/0264] Der Aſiatiſchen Baniſe. Rebellen/ welcher das Unſrige boßhaffter Weiſe an ſich gebracht/ und unrechtmaͤßig beſitzet/ noch in Freundſchafft und Buͤndniß einzulaſſen. Nim- mermehr ſoll dieſes von einem gꝛoßmuͤthigen Her- tzen erhoͤret werden/ daß es Freundſchafft bey ei- nem Drachen/ und Artzney bey einer Spinnen ſuchen ſoll. Und ob auch dieſe Freundſchafft gut waͤre/ wiewol einem verſoͤhnten Feinde nimmer- mehr zu trauen iſt/ ſo laͤſſet es doch die Goͤttliche Gerechtigkeit nicht zu/ daß wir durch Huͤlffe der Feinde unſern Zweck erlangen: vielmehr wird uns der Himmel ſtraffen/ weñ wir einer ſo Welt- kuͤndigen Auffruhr durch die Finger ſehen wolten. Man muß ſtraffen/ wenn man kan/ und nicht wenn man wil/ antwortete Zarang gantz hoͤh- niſch/ und weil er denn nicht auff hoͤrete/ die Tapf- ferkeit und Großmuth des unwuͤrdigen Chaumi- grems auff das hoͤchſte heraus zu ſtreichen/ und hierdurch den betruͤbten Xemindo noch mehr ſchmertzlichſt zu beleidigen/ als kunte mein Printz ſich nicht enthalten/ ihm folgenden Einwurff zu thun: Es muͤſte ſich/ ſagte er/ denn der moͤrde- riſche Chaumigrem in kurtzer Zeit ſo ſehr veraͤn- dert haben/ indem ich ſonſt mit meinen Augen ge- ſehen/ wie das Spruͤchwort wahr ſey: Die groͤſ- ſeſten Tyrannen ſind die verzagteſten Hertzen. Denn als er in Ava von dem Printzen ſelbiges Reiches eine derbe Ohrfeige bekam/ ſo brauchte er zwar ſechs Vorfechter/ die gebuͤhrende Rache aber iſt er demſelben biß ietzo ſchuldig geblieben. Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/264
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/264>, abgerufen am 22.11.2024.