Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Asiatischen Banise.
Gefahr hieraus zuwachsen könne/ wenn ja über
Verhoffen diß Bild ein Verräther wäre. Ey
Possen/ was Gefahr? erwiederte Eswara/ mei-
ne Princeßin! (ich beschwere euch aber bey un-
serer Liebe/ solches auch eurem Herrn nicht zu ent-
decken) wündschet/ daß ihr Lebens-Erretter eine
solche Person wäre/ wie es das bildniß fast zeu-
get/ alsdenn hoffet sie von dem verhaßten Zarang/
wie von dem Panther/ erlöset zu werden: ja
ich wolte schweren/ ihm alle Gegen-Liebe zu ver-
schaffen. Wie angenehm mir dieses zu hören
war/ so hertzlich wünschte ich/ das es mein Printz
bald wüßte. Ob ich nun zwar gerne fortgefah-
ren und noch ein mehrers aus ihr gebracht hätte/
so ließ sie sich doch die Liebe zu sehr einnehmen/
welche sie gantz auf andere und mir höchstwidrige
Reden brachte/ daß ich nicht wuste/ was sie eigent-
lich hierunter verstehen wolte/ iedoch ihr Absehen
von weiten wohl merckte/ also daß ich wündschte/
aus lauterm Abscheu/ wiederum bey meinem
Printzen zu seyn. Wie ich nun in solchen Aeng-
sten war/ begab sie sich ungefähr an ein Fenster/
thät einen lauten Schrey/ und erschreckte mich
aufs euserste/ als sie sagte: Da schlage der Hen-
cker drein/ hier kömt mein Teuffel. ich fragte
sie nun ängstiglich/ wer es denn wäre? da entdeck-
te sie mir/ es wäre ihr Mann/ welcher Ober-Ele-
phanten-Wärter wäre. Und also erfuhr ich/
daß mein lieber Engel eine verheyrathete Person
sey/ welches mich theils erfreute/ theils beküm-

mer-

Der Aſiatiſchen Baniſe.
Gefahr hieraus zuwachſen koͤnne/ wenn ja uͤber
Verhoffen diß Bild ein Verraͤther waͤre. Ey
Poſſen/ was Gefahr? erwiederte Eſwara/ mei-
ne Princeßin! (ich beſchwere euch aber bey un-
ſerer Liebe/ ſolches auch eurem Herrn nicht zu ent-
decken) wuͤndſchet/ daß ihr Lebens-Erretter eine
ſolche Perſon waͤre/ wie es das bildniß faſt zeu-
get/ alsdenn hoffet ſie von dem verhaßten Zarang/
wie von dem Panther/ erloͤſet zu werden: ja
ich wolte ſchweren/ ihm alle Gegen-Liebe zu ver-
ſchaffen. Wie angenehm mir dieſes zu hoͤren
war/ ſo hertzlich wuͤnſchte ich/ das es mein Printz
bald wuͤßte. Ob ich nun zwar gerne fortgefah-
ren und noch ein mehrers aus ihr gebracht haͤtte/
ſo ließ ſie ſich doch die Liebe zu ſehr einnehmen/
welche ſie gantz auf andere und mir hoͤchſtwidrige
Reden brachte/ daß ich nicht wuſte/ was ſie eigent-
lich hierunter verſtehen wolte/ iedoch ihr Abſehen
von weiten wohl merckte/ alſo daß ich wuͤndſchte/
aus lauterm Abſcheu/ wiederum bey meinem
Printzen zu ſeyn. Wie ich nun in ſolchen Aeng-
ſten war/ begab ſie ſich ungefaͤhr an ein Fenſter/
thaͤt einen lauten Schrey/ und erſchreckte mich
aufs euſerſte/ als ſie ſagte: Da ſchlage der Hen-
cker drein/ hier koͤmt mein Teuffel. ich fragte
ſie nun aͤngſtiglich/ wer es denn waͤre? da entdeck-
te ſie mir/ es waͤre ihr Mann/ welcher Ober-Ele-
phanten-Waͤrter waͤre. Und alſo erfuhr ich/
daß mein lieber Engel eine verheyrathete Perſon
ſey/ welches mich theils erfreute/ theils bekuͤm-

mer-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0230" n="210"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der A&#x017F;iati&#x017F;chen Bani&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
Gefahr hieraus zuwach&#x017F;en ko&#x0364;nne/ wenn ja u&#x0364;ber<lb/>
Verhoffen diß Bild ein Verra&#x0364;ther wa&#x0364;re. Ey<lb/>
Po&#x017F;&#x017F;en/ was Gefahr? erwiederte E&#x017F;wara/ mei-<lb/>
ne Princeßin! (ich be&#x017F;chwere euch aber bey un-<lb/>
&#x017F;erer Liebe/ &#x017F;olches auch eurem Herrn nicht zu ent-<lb/>
decken) wu&#x0364;nd&#x017F;chet/ daß ihr Lebens-Erretter eine<lb/>
&#x017F;olche Per&#x017F;on wa&#x0364;re/ wie es das bildniß fa&#x017F;t zeu-<lb/>
get/ alsdenn hoffet &#x017F;ie von dem verhaßten Zarang/<lb/>
wie von dem Panther/ erlo&#x0364;&#x017F;et zu werden: ja<lb/>
ich wolte &#x017F;chweren/ ihm alle Gegen-Liebe zu ver-<lb/>
&#x017F;chaffen. Wie angenehm mir die&#x017F;es zu ho&#x0364;ren<lb/>
war/ &#x017F;o hertzlich wu&#x0364;n&#x017F;chte ich/ das es mein Printz<lb/>
bald wu&#x0364;ßte. Ob ich nun zwar gerne fortgefah-<lb/>
ren und noch ein mehrers aus ihr gebracht ha&#x0364;tte/<lb/>
&#x017F;o ließ &#x017F;ie &#x017F;ich doch die Liebe zu &#x017F;ehr einnehmen/<lb/>
welche &#x017F;ie gantz auf andere und mir ho&#x0364;ch&#x017F;twidrige<lb/>
Reden brachte/ daß ich nicht wu&#x017F;te/ was &#x017F;ie eigent-<lb/>
lich hierunter ver&#x017F;tehen wolte/ iedoch ihr Ab&#x017F;ehen<lb/>
von weiten wohl merckte/ al&#x017F;o daß ich wu&#x0364;nd&#x017F;chte/<lb/>
aus lauterm Ab&#x017F;cheu/ wiederum bey meinem<lb/>
Printzen zu &#x017F;eyn. Wie ich nun in &#x017F;olchen Aeng-<lb/>
&#x017F;ten war/ begab &#x017F;ie &#x017F;ich ungefa&#x0364;hr an ein Fen&#x017F;ter/<lb/>
tha&#x0364;t einen lauten Schrey/ und er&#x017F;chreckte mich<lb/>
aufs eu&#x017F;er&#x017F;te/ als &#x017F;ie &#x017F;agte: Da &#x017F;chlage der Hen-<lb/>
cker drein/ hier ko&#x0364;mt mein Teuffel. ich fragte<lb/>
&#x017F;ie nun a&#x0364;ng&#x017F;tiglich/ wer es denn wa&#x0364;re? da entdeck-<lb/>
te &#x017F;ie mir/ es wa&#x0364;re ihr Mann/ welcher Ober-Ele-<lb/>
phanten-Wa&#x0364;rter wa&#x0364;re. Und al&#x017F;o erfuhr ich/<lb/>
daß mein lieber Engel eine verheyrathete Per&#x017F;on<lb/>
&#x017F;ey/ welches mich theils erfreute/ theils beku&#x0364;m-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mer-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[210/0230] Der Aſiatiſchen Baniſe. Gefahr hieraus zuwachſen koͤnne/ wenn ja uͤber Verhoffen diß Bild ein Verraͤther waͤre. Ey Poſſen/ was Gefahr? erwiederte Eſwara/ mei- ne Princeßin! (ich beſchwere euch aber bey un- ſerer Liebe/ ſolches auch eurem Herrn nicht zu ent- decken) wuͤndſchet/ daß ihr Lebens-Erretter eine ſolche Perſon waͤre/ wie es das bildniß faſt zeu- get/ alsdenn hoffet ſie von dem verhaßten Zarang/ wie von dem Panther/ erloͤſet zu werden: ja ich wolte ſchweren/ ihm alle Gegen-Liebe zu ver- ſchaffen. Wie angenehm mir dieſes zu hoͤren war/ ſo hertzlich wuͤnſchte ich/ das es mein Printz bald wuͤßte. Ob ich nun zwar gerne fortgefah- ren und noch ein mehrers aus ihr gebracht haͤtte/ ſo ließ ſie ſich doch die Liebe zu ſehr einnehmen/ welche ſie gantz auf andere und mir hoͤchſtwidrige Reden brachte/ daß ich nicht wuſte/ was ſie eigent- lich hierunter verſtehen wolte/ iedoch ihr Abſehen von weiten wohl merckte/ alſo daß ich wuͤndſchte/ aus lauterm Abſcheu/ wiederum bey meinem Printzen zu ſeyn. Wie ich nun in ſolchen Aeng- ſten war/ begab ſie ſich ungefaͤhr an ein Fenſter/ thaͤt einen lauten Schrey/ und erſchreckte mich aufs euſerſte/ als ſie ſagte: Da ſchlage der Hen- cker drein/ hier koͤmt mein Teuffel. ich fragte ſie nun aͤngſtiglich/ wer es denn waͤre? da entdeck- te ſie mir/ es waͤre ihr Mann/ welcher Ober-Ele- phanten-Waͤrter waͤre. Und alſo erfuhr ich/ daß mein lieber Engel eine verheyrathete Perſon ſey/ welches mich theils erfreute/ theils bekuͤm- mer-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/230
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/230>, abgerufen am 21.11.2024.