Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. worden/ belohnet werde. Der Herr Graffentrüste sich nur nicht/ antwortete ihm die Prin- ceßin mit verächtlichem Gesichte/ indem ich er- zehlter Tapfferkeit gantz unwissend bin/ auch nie- mals von dem tapffern Chaumigrem etwas ge- höret habe/ ausser/ als unsere unglückselige Troup- pen verwichener Zeit von dem Xemindo/ durch üble anführung ihres mir unbewusten Feld- Herrns/ geschlagen worden/ und sich Hauffen- weise vor diese Vestung reiterirten/ da ersahe ich unter andern Heldflüchtigen/ einen in gantz-ver- güldten Harnisch versteckten Reuter/ daher ren- nen/ welchem Furcht und Schrecken aus dem Augen sahe/ zumal er in der Angst die Sturm- haube verlohren hatte; diesen liesse ich mir vor einen Chaumigrem bedeuten: daß es aber der tapffere Chaumigrem gewesen sey/ solches kan ich nicht glauben. Den soll der Blitz rühren/ fuhr er im Zorn heraus/ welcher mich so übel angedeutet/ und wolte mir die Princeßin dessen Nahmen kun- dig machen/ so schwere ich/ er solte durch einen Streich meines mächtigen Sebels in tausend Stücke zergliedert werden. Allein auf dem Zweck unsers Vorhabens endlich zu kommen/ so wisse sie/ Princeßin/ daß des Königl. Herrn Vaters ernstlicher Wille und Befehl ist/ die Stelle des verblichenen Printzen von Siam mit meiner/ der Liebe nicht unfähigen Person zu ersetzen/ und ihr Hertze dem zu wiedmen/ welcher sie künfftig als als ein mächtiger König wird zu lieben wissen. Hoch-
Der Aſiatiſchen Baniſe. worden/ belohnet werde. Der Herr Graffentruͤſte ſich nur nicht/ antwortete ihm die Prin- ceßin mit veraͤchtlichem Geſichte/ indem ich er- zehlter Tapfferkeit gantz unwiſſend bin/ auch nie- mals von dem tapffern Chaumigrem etwas ge- hoͤret habe/ auſſer/ als unſere ungluͤckſelige Troup- pen verwichener Zeit von dem Xemindo/ durch uͤble anfuͤhrung ihres mir unbewuſten Feld- Herrns/ geſchlagen worden/ und ſich Hauffen- weiſe vor dieſe Veſtung reiterirten/ da erſahe ich unter andern Heldfluͤchtigen/ einen in gantz-ver- guͤldten Harniſch verſteckten Reuter/ daher ren- nen/ welchem Furcht und Schrecken aus dem Augen ſahe/ zumal er in der Angſt die Sturm- haube verlohren hatte; dieſen lieſſe ich mir vor einen Chaumigrem bedeuten: daß es aber der tapffere Chaumigrem geweſen ſey/ ſolches kan ich nicht glauben. Den ſoll der Blitz ruͤhren/ fuhr er im Zorn heraus/ welcher mich ſo uͤbel angedeutet/ und wolte mir die Princeßin deſſen Nahmen kun- dig machen/ ſo ſchwere ich/ er ſolte durch einen Streich meines maͤchtigen Sebels in tauſend Stuͤcke zergliedert werden. Allein auf dem Zweck unſers Vorhabens endlich zu kommen/ ſo wiſſe ſie/ Princeßin/ daß des Koͤnigl. Herrn Vaters ernſtlicher Wille und Befehl iſt/ die Stelle des verblichenen Printzen von Siam mit meiner/ der Liebe nicht unfaͤhigen Perſon zu erſetzen/ und ihr Hertze dem zu wiedmen/ welcher ſie kuͤnfftig als als ein maͤchtiger Koͤnig wird zu lieben wiſſen. Hoch-
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
worden/ belohnet werde. Der Herr Graff
entruͤſte ſich nur nicht/ antwortete ihm die Prin-
ceßin mit veraͤchtlichem Geſichte/ indem ich er-
zehlter Tapfferkeit gantz unwiſſend bin/ auch nie-
mals von dem tapffern Chaumigrem etwas ge-
hoͤret habe/ auſſer/ als unſere ungluͤckſelige Troup-
pen verwichener Zeit von dem Xemindo/ durch
uͤble anfuͤhrung ihres mir unbewuſten Feld-
Herrns/ geſchlagen worden/ und ſich Hauffen-
weiſe vor dieſe Veſtung reiterirten/ da erſahe ich
unter andern Heldfluͤchtigen/ einen in gantz-ver-
guͤldten Harniſch verſteckten Reuter/ daher ren-
nen/ welchem Furcht und Schrecken aus dem
Augen ſahe/ zumal er in der Angſt die Sturm-
haube verlohren hatte; dieſen lieſſe ich mir vor
einen Chaumigrem bedeuten: daß es aber der
tapffere Chaumigrem geweſen ſey/ ſolches kan ich
nicht glauben. Den ſoll der Blitz ruͤhren/ fuhr er
im Zorn heraus/ welcher mich ſo uͤbel angedeutet/
und wolte mir die Princeßin deſſen Nahmen kun-
dig machen/ ſo ſchwere ich/ er ſolte durch einen
Streich meines maͤchtigen Sebels in tauſend
Stuͤcke zergliedert werden. Allein auf dem Zweck
unſers Vorhabens endlich zu kommen/ ſo wiſſe
ſie/ Princeßin/ daß des Koͤnigl. Herrn Vaters
ernſtlicher Wille und Befehl iſt/ die Stelle des
verblichenen Printzen von Siam mit meiner/ der
Liebe nicht unfaͤhigen Perſon zu erſetzen/ und ihr
Hertze dem zu wiedmen/ welcher ſie kuͤnfftig als
als ein maͤchtiger Koͤnig wird zu lieben wiſſen.
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