Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Erstes Buch. grem/ welcher durch seinen Bruder neun Cronenbestreiten läst um sie auff sein Haupt zu setzen/ und alsdenn von allen denjenigen Rache zu fo- dern/ welche anietzt seine Liebe kaltsinnig hindan- setzen. Ja ich/ ich bin die rechte Hand und die Stütze dieses Königreichs/ vor mir zitterte Xe- mindo/ und als ich ihm nur den Rücken/ geschwei- ge das Angesichte kehrte/ ward er feldflüchtig. Jch habe in dem Blute der Feinde biß an die Knie gestanden/ und mein Arm erstarrte über der Niedermetzelung so vieler kühnen Peguaner/ de- rer öffters ihrer fünffe zugleich die grausame Würckung eines Lantzen-Stosses von mir em- pfunden haben. Die Stück-Kugeln/ welche gleich denen Mücken im Sommer Hauffen- weise durch meine Haare flogen/ ermunterten meinen vorhin heroischen Geist zu desto grösserer Tapfferkeit: und wo ich ich nur meine blitzende Augen hinwendete/ da fleheten mich die kniende Feinde mit Thränen um ihr Leben an; ja ich glaube nicht/ daß ein Winckel auff Erden sey in in welchem nicht mein Nahme erschollen/ und aufs glorwürdigste angebetet werde. So gar/ daß ich befürchte/ man möchte Abgötterey mit mir treiben/ und mein Bild statt eines Kriegs- Gottes anbeten: dieses allein/ welches noch wie nichts gegen dem/ was ich verschweige/ zu rechnen/ ist mehr als würdig/ daß sothane ungemeine Tapfferkeit mit würcklicher Gegenhuld einer Princeßin/ vor dero Wohlfarth sie angewendet wor- H 4
Erſtes Buch. grem/ welcher durch ſeinen Bruder neun Cronenbeſtreiten laͤſt um ſie auff ſein Haupt zu ſetzen/ und alsdenn von allen denjenigen Rache zu fo- dern/ welche anietzt ſeine Liebe kaltſinnig hindan- ſetzen. Ja ich/ ich bin die rechte Hand und die Stuͤtze dieſes Koͤnigreichs/ vor mir zitterte Xe- mindo/ und als ich ihm nur den Ruͤcken/ geſchwei- ge das Angeſichte kehrte/ ward er feldfluͤchtig. Jch habe in dem Blute der Feinde biß an die Knie geſtanden/ und mein Arm erſtarrte uͤber der Niedermetzelung ſo vieler kuͤhnen Peguaner/ de- rer oͤffters ihrer fuͤnffe zugleich die grauſame Wuͤrckung eines Lantzen-Stoſſes von mir em- pfunden haben. Die Stuͤck-Kugeln/ welche gleich denen Muͤcken im Sommer Hauffen- weiſe durch meine Haare flogen/ ermunterten meinen vorhin heroiſchen Geiſt zu deſto groͤſſerer Tapfferkeit: und wo ich ich nur meine blitzende Augen hinwendete/ da fleheten mich die kniende Feinde mit Thraͤnen um ihr Leben an; ja ich glaube nicht/ daß ein Winckel auff Erden ſey in in welchem nicht mein Nahme erſchollen/ und aufs glorwuͤrdigſte angebetet werde. So gar/ daß ich befuͤrchte/ man moͤchte Abgoͤtterey mit mir treiben/ und mein Bild ſtatt eines Kriegs- Gottes anbeten: dieſes allein/ welches noch wie nichts gegen dem/ was ich verſchweige/ zu rechnen/ iſt mehr als wuͤrdig/ daß ſothane ungemeine Tapfferkeit mit wuͤrcklicher Gegenhuld einer Princeßin/ vor dero Wohlfarth ſie angewendet wor- H 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0139" n="119"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erſtes Buch.</hi></fw><lb/> grem/ welcher durch ſeinen Bruder neun Cronen<lb/> beſtreiten laͤſt um ſie auff ſein Haupt zu ſetzen/<lb/> und alsdenn von allen denjenigen Rache zu fo-<lb/> dern/ welche anietzt ſeine Liebe kaltſinnig hindan-<lb/> ſetzen. Ja ich/ ich bin die rechte Hand und die<lb/> Stuͤtze dieſes Koͤnigreichs/ vor mir zitterte Xe-<lb/> mindo/ und als ich ihm nur den Ruͤcken/ geſchwei-<lb/> ge das Angeſichte kehrte/ ward er feldfluͤchtig.<lb/> Jch habe in dem Blute der Feinde biß an die<lb/> Knie geſtanden/ und mein Arm erſtarrte uͤber der<lb/> Niedermetzelung ſo vieler kuͤhnen Peguaner/ de-<lb/> rer oͤffters ihrer fuͤnffe zugleich die grauſame<lb/> Wuͤrckung eines Lantzen-Stoſſes von mir em-<lb/> pfunden haben. Die Stuͤck-Kugeln/ welche<lb/> gleich denen Muͤcken im Sommer Hauffen-<lb/> weiſe durch meine Haare flogen/ ermunterten<lb/> meinen vorhin heroiſchen Geiſt zu deſto groͤſſerer<lb/> Tapfferkeit: und wo ich ich nur meine blitzende<lb/> Augen hinwendete/ da fleheten mich die kniende<lb/> Feinde mit Thraͤnen um ihr Leben an; ja ich<lb/> glaube nicht/ daß ein Winckel auff Erden ſey in<lb/> in welchem nicht mein Nahme erſchollen/ und<lb/> aufs glorwuͤrdigſte angebetet werde. So gar/<lb/> daß ich befuͤrchte/ man moͤchte Abgoͤtterey mit<lb/> mir treiben/ und mein Bild ſtatt eines Kriegs-<lb/> Gottes anbeten: dieſes allein/ welches noch wie<lb/> nichts gegen dem/ was ich verſchweige/ zu rechnen/<lb/> iſt mehr als wuͤrdig/ daß ſothane ungemeine<lb/> Tapfferkeit mit wuͤrcklicher Gegenhuld einer<lb/> Princeßin/ vor dero Wohlfarth ſie angewendet<lb/> <fw place="bottom" type="sig">H 4</fw><fw place="bottom" type="catch">wor-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [119/0139]
Erſtes Buch.
grem/ welcher durch ſeinen Bruder neun Cronen
beſtreiten laͤſt um ſie auff ſein Haupt zu ſetzen/
und alsdenn von allen denjenigen Rache zu fo-
dern/ welche anietzt ſeine Liebe kaltſinnig hindan-
ſetzen. Ja ich/ ich bin die rechte Hand und die
Stuͤtze dieſes Koͤnigreichs/ vor mir zitterte Xe-
mindo/ und als ich ihm nur den Ruͤcken/ geſchwei-
ge das Angeſichte kehrte/ ward er feldfluͤchtig.
Jch habe in dem Blute der Feinde biß an die
Knie geſtanden/ und mein Arm erſtarrte uͤber der
Niedermetzelung ſo vieler kuͤhnen Peguaner/ de-
rer oͤffters ihrer fuͤnffe zugleich die grauſame
Wuͤrckung eines Lantzen-Stoſſes von mir em-
pfunden haben. Die Stuͤck-Kugeln/ welche
gleich denen Muͤcken im Sommer Hauffen-
weiſe durch meine Haare flogen/ ermunterten
meinen vorhin heroiſchen Geiſt zu deſto groͤſſerer
Tapfferkeit: und wo ich ich nur meine blitzende
Augen hinwendete/ da fleheten mich die kniende
Feinde mit Thraͤnen um ihr Leben an; ja ich
glaube nicht/ daß ein Winckel auff Erden ſey in
in welchem nicht mein Nahme erſchollen/ und
aufs glorwuͤrdigſte angebetet werde. So gar/
daß ich befuͤrchte/ man moͤchte Abgoͤtterey mit
mir treiben/ und mein Bild ſtatt eines Kriegs-
Gottes anbeten: dieſes allein/ welches noch wie
nichts gegen dem/ was ich verſchweige/ zu rechnen/
iſt mehr als wuͤrdig/ daß ſothane ungemeine
Tapfferkeit mit wuͤrcklicher Gegenhuld einer
Princeßin/ vor dero Wohlfarth ſie angewendet
wor-
H 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeZum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |