Klinger, Friedrich Maximilian von: Die Zwillinge. Hannover, 1796. Guelfo. Nein! nicht! Jch Bestohlner, der ich nichts als meinen Degen habe! Grimaldi. Und er hat sie nun, da er mit den schweren Titeln kam, mit den reichen Gold- säcken, von Herzogs Glanz geführt? Da bückte sich die Liebe -- ha! und bückte sich unter, und der tapfere Guelfo schwand aus ihrem Herzen. Sterben will ich, ohne an Juliette zu denken, wenn er nicht deine Liebe wußte. Guelfo. Mag er! er hat sich weh mit ge- than; denn fordern will ich auch das von ihm im Grimm. Himmel und Erde! wenn ich der Won- ne denk', in der ich schwebte, ihre Gestalt vor mir seh mit aller Glorie der Schönheit! Grimal- di, das war ein Leben! das waren Zückungen! -- Jch kann Dich versichern, ich allein kan das Weib an ihr finden, das an ihr ist, das Weib des tapfern Ritters, dem sie Siegeskronen mit Liebe windet, kömmt er vom Feinde. Jhm ist sie nichts. Jch konnte den Schleier heben, und im Heilig- thum der innern Schönheit ihrer Seele lesen. Ha! wie ich einst nach der Schlacht ihrem Schlos- se zujagte, mit Blut der Feinde bespritzt! Sie lächelte himmlisch von dem Balcon herunter, warf mir ein weißes Tuch zu, rief: Ritter, wisch das Blut weg! Du schreckst meine Gespielen. Und ich
Guelfo. Nein! nicht! Jch Beſtohlner, der ich nichts als meinen Degen habe! Grimaldi. Und er hat ſie nun, da er mit den ſchweren Titeln kam, mit den reichen Gold- ſaͤcken, von Herzogs Glanz gefuͤhrt? Da buͤckte ſich die Liebe — ha! und buͤckte ſich unter, und der tapfere Guelfo ſchwand aus ihrem Herzen. Sterben will ich, ohne an Juliette zu denken, wenn er nicht deine Liebe wußte. Guelfo. Mag er! er hat ſich weh mit ge- than; denn fordern will ich auch das von ihm im Grimm. Himmel und Erde! wenn ich der Won- ne denk’, in der ich ſchwebte, ihre Geſtalt vor mir ſeh mit aller Glorie der Schoͤnheit! Grimal- di, das war ein Leben! das waren Zuͤckungen! — Jch kann Dich verſichern, ich allein kan das Weib an ihr finden, das an ihr iſt, das Weib des tapfern Ritters, dem ſie Siegeskronen mit Liebe windet, koͤmmt er vom Feinde. Jhm iſt ſie nichts. Jch konnte den Schleier heben, und im Heilig- thum der innern Schoͤnheit ihrer Seele leſen. Ha! wie ich einſt nach der Schlacht ihrem Schloſ- ſe zujagte, mit Blut der Feinde beſpritzt! Sie laͤchelte himmliſch von dem Balcon herunter, warf mir ein weißes Tuch zu, rief: Ritter, wiſch das Blut weg! Du ſchreckſt meine Geſpielen. Und ich
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Guelfo. Nein! nicht! Jch Beſtohlner, der
ich nichts als meinen Degen habe!
Grimaldi. Und er hat ſie nun, da er mit
den ſchweren Titeln kam, mit den reichen Gold-
ſaͤcken, von Herzogs Glanz gefuͤhrt? Da buͤckte
ſich die Liebe — ha! und buͤckte ſich unter, und
der tapfere Guelfo ſchwand aus ihrem Herzen.
Sterben will ich, ohne an Juliette zu denken,
wenn er nicht deine Liebe wußte.
Guelfo. Mag er! er hat ſich weh mit ge-
than; denn fordern will ich auch das von ihm im
Grimm. Himmel und Erde! wenn ich der Won-
ne denk’, in der ich ſchwebte, ihre Geſtalt vor
mir ſeh mit aller Glorie der Schoͤnheit! Grimal-
di, das war ein Leben! das waren Zuͤckungen!
— Jch kann Dich verſichern, ich allein kan das
Weib an ihr finden, das an ihr iſt, das Weib des
tapfern Ritters, dem ſie Siegeskronen mit Liebe
windet, koͤmmt er vom Feinde. Jhm iſt ſie nichts.
Jch konnte den Schleier heben, und im Heilig-
thum der innern Schoͤnheit ihrer Seele leſen.
Ha! wie ich einſt nach der Schlacht ihrem Schloſ-
ſe zujagte, mit Blut der Feinde beſpritzt! Sie
laͤchelte himmliſch von dem Balcon herunter, warf
mir ein weißes Tuch zu, rief: Ritter, wiſch das
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