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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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"beschüzt, und ihnen forthilft; aber ich
"weiß wohl, was euch im Sinne gelegen,
"die Eifersucht und der Neid, ihr konntet
"es nicht ertragen, daß mein Nahme da-
"durch unsterblich würde. Es riß euch al-
"len in den Bäuchen, daß die Nachkom-
"menschaft einstens in der Kronik lesen soll-
"te, sub Consulatu *** hat man Fausten
"von Mainz eine lateinische Bibel für zwey
"hundert Goldgulden abgekauft. Nun
"mögt ihr auch austrinken, was ihr einge-
"gossen habt, und man sagt nicht umsonst,
"wie man bettet so liegt man, wie man
"schmiert, so fährt man. Der Faust ist
"teufelmäßig wild, und scheint mir tücki-
"scher Gemüthsart, ich sah es ihm gestern
"Abend ab. Nun ist der Kaiserliche Ge-
"sandte blos seinetwillen hierher gereist, gar
"bey ihm abgestiegen, findet in dem einen
"großen Mann, den wir als einen Schuh-
"putzer herumgehudelt haben -- der wird's
"euch nun einbrocken beym Kaiserlichen Ge-
"sandten -- ja, ja, er wird ihm schon den

"Floh

„beſchuͤzt, und ihnen forthilft; aber ich
„weiß wohl, was euch im Sinne gelegen,
„die Eiferſucht und der Neid, ihr konntet
„es nicht ertragen, daß mein Nahme da-
„durch unſterblich wuͤrde. Es riß euch al-
„len in den Baͤuchen, daß die Nachkom-
„menſchaft einſtens in der Kronik leſen ſoll-
„te, ſub Conſulatu *** hat man Fauſten
„von Mainz eine lateiniſche Bibel fuͤr zwey
„hundert Goldgulden abgekauft. Nun
„moͤgt ihr auch austrinken, was ihr einge-
„goſſen habt, und man ſagt nicht umſonſt,
„wie man bettet ſo liegt man, wie man
„ſchmiert, ſo faͤhrt man. Der Fauſt iſt
„teufelmaͤßig wild, und ſcheint mir tuͤcki-
„ſcher Gemuͤthsart, ich ſah es ihm geſtern
„Abend ab. Nun iſt der Kaiſerliche Ge-
„ſandte blos ſeinetwillen hierher gereiſt, gar
„bey ihm abgeſtiegen, findet in dem einen
„großen Mann, den wir als einen Schuh-
„putzer herumgehudelt haben — der wird’s
„euch nun einbrocken beym Kaiſerlichen Ge-
„ſandten — ja, ja, er wird ihm ſchon den

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[86/0097] „beſchuͤzt, und ihnen forthilft; aber ich „weiß wohl, was euch im Sinne gelegen, „die Eiferſucht und der Neid, ihr konntet „es nicht ertragen, daß mein Nahme da- „durch unſterblich wuͤrde. Es riß euch al- „len in den Baͤuchen, daß die Nachkom- „menſchaft einſtens in der Kronik leſen ſoll- „te, ſub Conſulatu *** hat man Fauſten „von Mainz eine lateiniſche Bibel fuͤr zwey „hundert Goldgulden abgekauft. Nun „moͤgt ihr auch austrinken, was ihr einge- „goſſen habt, und man ſagt nicht umſonſt, „wie man bettet ſo liegt man, wie man „ſchmiert, ſo faͤhrt man. Der Fauſt iſt „teufelmaͤßig wild, und ſcheint mir tuͤcki- „ſcher Gemuͤthsart, ich ſah es ihm geſtern „Abend ab. Nun iſt der Kaiſerliche Ge- „ſandte blos ſeinetwillen hierher gereiſt, gar „bey ihm abgeſtiegen, findet in dem einen „großen Mann, den wir als einen Schuh- „putzer herumgehudelt haben — der wird’s „euch nun einbrocken beym Kaiſerlichen Ge- „ſandten — ja, ja, er wird ihm ſchon den „Floh

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/97>, abgerufen am 04.05.2024.