Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

zeigen. Laß uns reisen, zu Wasser, zu Land,
zu Fuß, zu Pferde, auf dem schnellen Win-
de, und das Menschengeschlecht mustern.
Vielleicht daß wir die Prinzeßin entzaubern,
um welche schon so viele tausend Abentheu-
rer die Hälse gebrochen haben.

Faust. Topp! Ziehen wir durch die Welt;
ich muß mich durch Genuß und Verände-
rung betäuben, und lange hab' ich mir ei-
nen weitern Kreiß zum Bemerken gewünscht,
als mein eignes tolles Herz. Laß uns her-
umziehen, und ich will dich Teufel zwingen,
an die Tugend der Menschen zu glauben.
Du sollst mir gestehen, daß der Mensch der
Augapfel dessen ist, den ich nun nicht mehr
nennen darf.

Teufel. Dann will ich als Lügner zur
Hölle fahren, und dir den Bundbrief zu-
rückgeben, den du heute mit deinem Blute
unterzeichnen wirst.

Faust. Daß ich dem Teufel doch traute,
der mir sein höllisches Gepfusch für Mach-

werk
E 5

zeigen. Laß uns reiſen, zu Waſſer, zu Land,
zu Fuß, zu Pferde, auf dem ſchnellen Win-
de, und das Menſchengeſchlecht muſtern.
Vielleicht daß wir die Prinzeßin entzaubern,
um welche ſchon ſo viele tauſend Abentheu-
rer die Haͤlſe gebrochen haben.

Fauſt. Topp! Ziehen wir durch die Welt;
ich muß mich durch Genuß und Veraͤnde-
rung betaͤuben, und lange hab’ ich mir ei-
nen weitern Kreiß zum Bemerken gewuͤnſcht,
als mein eignes tolles Herz. Laß uns her-
umziehen, und ich will dich Teufel zwingen,
an die Tugend der Menſchen zu glauben.
Du ſollſt mir geſtehen, daß der Menſch der
Augapfel deſſen iſt, den ich nun nicht mehr
nennen darf.

Teufel. Dann will ich als Luͤgner zur
Hoͤlle fahren, und dir den Bundbrief zu-
ruͤckgeben, den du heute mit deinem Blute
unterzeichnen wirſt.

Fauſt. Daß ich dem Teufel doch traute,
der mir ſein hoͤlliſches Gepfuſch fuͤr Mach-

werk
E 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0084" n="73"/>
zeigen. Laß uns rei&#x017F;en, zu Wa&#x017F;&#x017F;er, zu Land,<lb/>
zu Fuß, zu Pferde, auf dem &#x017F;chnellen Win-<lb/>
de, und das Men&#x017F;chenge&#x017F;chlecht mu&#x017F;tern.<lb/>
Vielleicht daß wir die Prinzeßin entzaubern,<lb/>
um welche &#x017F;chon &#x017F;o viele tau&#x017F;end Abentheu-<lb/>
rer die Ha&#x0364;l&#x017F;e gebrochen haben.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Fau&#x017F;t</hi>. Topp! Ziehen wir durch die Welt;<lb/>
ich muß mich durch Genuß und Vera&#x0364;nde-<lb/>
rung beta&#x0364;uben, und lange hab&#x2019; ich mir ei-<lb/>
nen weitern Kreiß zum Bemerken gewu&#x0364;n&#x017F;cht,<lb/>
als mein eignes tolles Herz. Laß uns her-<lb/>
umziehen, und ich will dich Teufel zwingen,<lb/>
an die Tugend der Men&#x017F;chen zu glauben.<lb/>
Du &#x017F;oll&#x017F;t mir ge&#x017F;tehen, daß der Men&#x017F;ch der<lb/>
Augapfel de&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t, den ich nun nicht mehr<lb/>
nennen darf.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Teufel</hi>. Dann will ich als Lu&#x0364;gner zur<lb/>
Ho&#x0364;lle fahren, und dir den Bundbrief zu-<lb/>
ru&#x0364;ckgeben, den du heute mit deinem Blute<lb/>
unterzeichnen wir&#x017F;t.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Fau&#x017F;t</hi>. Daß ich dem Teufel doch traute,<lb/>
der mir &#x017F;ein ho&#x0364;lli&#x017F;ches Gepfu&#x017F;ch fu&#x0364;r Mach-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E 5</fw><fw place="bottom" type="catch">werk</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[73/0084] zeigen. Laß uns reiſen, zu Waſſer, zu Land, zu Fuß, zu Pferde, auf dem ſchnellen Win- de, und das Menſchengeſchlecht muſtern. Vielleicht daß wir die Prinzeßin entzaubern, um welche ſchon ſo viele tauſend Abentheu- rer die Haͤlſe gebrochen haben. Fauſt. Topp! Ziehen wir durch die Welt; ich muß mich durch Genuß und Veraͤnde- rung betaͤuben, und lange hab’ ich mir ei- nen weitern Kreiß zum Bemerken gewuͤnſcht, als mein eignes tolles Herz. Laß uns her- umziehen, und ich will dich Teufel zwingen, an die Tugend der Menſchen zu glauben. Du ſollſt mir geſtehen, daß der Menſch der Augapfel deſſen iſt, den ich nun nicht mehr nennen darf. Teufel. Dann will ich als Luͤgner zur Hoͤlle fahren, und dir den Bundbrief zu- ruͤckgeben, den du heute mit deinem Blute unterzeichnen wirſt. Fauſt. Daß ich dem Teufel doch traute, der mir ſein hoͤlliſches Gepfuſch fuͤr Mach- werk E 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/84
Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/84>, abgerufen am 22.11.2024.