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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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Faust. Reize nur meinen Zorn, und ich
will dich mit meiner Zauberruthe bis zu
Thränen geißeln, dich an den Rand meines
Kreißes fesseln, und meinen Fuß auf deinen
Nacken setzen; ich weiß, daß ich es kann.

Teufel. Thu es, und die Hölle wird dei-
nes Zorns lachen. Für jede Thräne soll einst
die Verzweiflung die Tropfen deines Bluts
aus deiner verwegnen Stirne drücken, und
die Rache soll die Wage halten, sie abzu-
wägen.

Faust. Pfuy des Wahnsinns, daß ein ed-
les Geschöpf sich mit einem von Ewigkeit
Verworfnen abgiebt, der nur Sinn zum Bö-
sen hat, nur im Bösen beystehen kann!

Teufel. Pfuy des Ekels, einen Menschen
anhören zu müssen, der dem Teufel vorwirft,
daß er Teufel ist, und nicht mit der Schat-
tengestalt Tugend prahlt, wie einer von
euch!

Faust. Prahlt? Taste nur noch den mo-
ralischen Werth des Menschen an, wodurch

er
E 4

Fauſt. Reize nur meinen Zorn, und ich
will dich mit meiner Zauberruthe bis zu
Thraͤnen geißeln, dich an den Rand meines
Kreißes feſſeln, und meinen Fuß auf deinen
Nacken ſetzen; ich weiß, daß ich es kann.

Teufel. Thu es, und die Hoͤlle wird dei-
nes Zorns lachen. Fuͤr jede Thraͤne ſoll einſt
die Verzweiflung die Tropfen deines Bluts
aus deiner verwegnen Stirne druͤcken, und
die Rache ſoll die Wage halten, ſie abzu-
waͤgen.

Fauſt. Pfuy des Wahnſinns, daß ein ed-
les Geſchoͤpf ſich mit einem von Ewigkeit
Verworfnen abgiebt, der nur Sinn zum Boͤ-
ſen hat, nur im Boͤſen beyſtehen kann!

Teufel. Pfuy des Ekels, einen Menſchen
anhoͤren zu muͤſſen, der dem Teufel vorwirft,
daß er Teufel iſt, und nicht mit der Schat-
tengeſtalt Tugend prahlt, wie einer von
euch!

Fauſt. Prahlt? Taſte nur noch den mo-
raliſchen Werth des Menſchen an, wodurch

er
E 4
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[71/0082] Fauſt. Reize nur meinen Zorn, und ich will dich mit meiner Zauberruthe bis zu Thraͤnen geißeln, dich an den Rand meines Kreißes feſſeln, und meinen Fuß auf deinen Nacken ſetzen; ich weiß, daß ich es kann. Teufel. Thu es, und die Hoͤlle wird dei- nes Zorns lachen. Fuͤr jede Thraͤne ſoll einſt die Verzweiflung die Tropfen deines Bluts aus deiner verwegnen Stirne druͤcken, und die Rache ſoll die Wage halten, ſie abzu- waͤgen. Fauſt. Pfuy des Wahnſinns, daß ein ed- les Geſchoͤpf ſich mit einem von Ewigkeit Verworfnen abgiebt, der nur Sinn zum Boͤ- ſen hat, nur im Boͤſen beyſtehen kann! Teufel. Pfuy des Ekels, einen Menſchen anhoͤren zu muͤſſen, der dem Teufel vorwirft, daß er Teufel iſt, und nicht mit der Schat- tengeſtalt Tugend prahlt, wie einer von euch! Fauſt. Prahlt? Taſte nur noch den mo- raliſchen Werth des Menſchen an, wodurch er E 4

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/82>, abgerufen am 22.11.2024.