Faust. Maske des Menschen, fahr' in die Hölle zurück, wenn du uns auch im Schmei- cheln nachäffest!
Teufel. Faust, ich bin ein Geist aus flammendem Lichte geschaffen, sah die unge- heuren Welten aus Nichts hervortreten, du bist aus Koth geschaffen, und von gestern her -- werd' ich dir schmeicheln?
Faust. Und doch mußt du mir dienen, wenn mirs gefällt.
Teufel. Dafür erwarte ich Lohn und den Beyfall der Hölle; der Mensch und der Teufel thun beyde nichts umsonst.
Faust. Welchen Lohn erwartest du?
Teufel. Ein Ding aus dir gemacht zu haben, das mir gleicht, wenn du die Kraft dazu hast.
Faust. Da wär ich was rechts! doch du kennst den Menschen schlecht, für einen so gewandten Teufel, wenn du an der Kraft desjenigen zweifelst, der es einmal gewagt hat aus den Banden zu springen, die die Natur so fest um unser Herz gelegt hat.
Wie
Fauſt. Maske des Menſchen, fahr’ in die Hoͤlle zuruͤck, wenn du uns auch im Schmei- cheln nachaͤffeſt!
Teufel. Fauſt, ich bin ein Geiſt aus flammendem Lichte geſchaffen, ſah die unge- heuren Welten aus Nichts hervortreten, du biſt aus Koth geſchaffen, und von geſtern her — werd’ ich dir ſchmeicheln?
Fauſt. Und doch mußt du mir dienen, wenn mirs gefaͤllt.
Teufel. Dafuͤr erwarte ich Lohn und den Beyfall der Hoͤlle; der Menſch und der Teufel thun beyde nichts umſonſt.
Fauſt. Welchen Lohn erwarteſt du?
Teufel. Ein Ding aus dir gemacht zu haben, das mir gleicht, wenn du die Kraft dazu haſt.
Fauſt. Da waͤr ich was rechts! doch du kennſt den Menſchen ſchlecht, fuͤr einen ſo gewandten Teufel, wenn du an der Kraft desjenigen zweifelſt, der es einmal gewagt hat aus den Banden zu ſpringen, die die Natur ſo feſt um unſer Herz gelegt hat.
Wie
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0073"n="62"/><p><hirendition="#fr">Fauſt</hi>. Maske des Menſchen, fahr’ in die<lb/>
Hoͤlle zuruͤck, wenn du uns auch im Schmei-<lb/>
cheln nachaͤffeſt!</p><lb/><p><hirendition="#fr">Teufel</hi>. Fauſt, ich bin ein Geiſt aus<lb/>
flammendem Lichte geſchaffen, ſah die unge-<lb/>
heuren Welten aus Nichts hervortreten, du<lb/>
biſt aus Koth geſchaffen, und von geſtern<lb/>
her — werd’ ich dir <choice><sic>fchmeicheln</sic><corr>ſchmeicheln</corr></choice>?</p><lb/><p><hirendition="#fr">Fauſt</hi>. Und doch mußt du mir dienen,<lb/>
wenn mirs gefaͤllt.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Teufel</hi>. Dafuͤr erwarte ich Lohn und den<lb/>
Beyfall der Hoͤlle; der Menſch und der<lb/>
Teufel thun beyde nichts umſonſt.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Fauſt</hi>. Welchen Lohn erwarteſt du?</p><lb/><p><hirendition="#fr">Teufel</hi>. Ein Ding aus dir gemacht zu<lb/>
haben, das mir gleicht, wenn du die Kraft<lb/>
dazu haſt.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Fauſt</hi>. Da waͤr ich was rechts! doch du<lb/>
kennſt den Menſchen ſchlecht, fuͤr einen ſo<lb/>
gewandten Teufel, wenn du an der Kraft<lb/>
desjenigen zweifelſt, der es einmal gewagt<lb/>
hat aus den Banden zu ſpringen, die die<lb/>
Natur ſo feſt um unſer Herz gelegt hat.<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Wie</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[62/0073]
Fauſt. Maske des Menſchen, fahr’ in die
Hoͤlle zuruͤck, wenn du uns auch im Schmei-
cheln nachaͤffeſt!
Teufel. Fauſt, ich bin ein Geiſt aus
flammendem Lichte geſchaffen, ſah die unge-
heuren Welten aus Nichts hervortreten, du
biſt aus Koth geſchaffen, und von geſtern
her — werd’ ich dir ſchmeicheln?
Fauſt. Und doch mußt du mir dienen,
wenn mirs gefaͤllt.
Teufel. Dafuͤr erwarte ich Lohn und den
Beyfall der Hoͤlle; der Menſch und der
Teufel thun beyde nichts umſonſt.
Fauſt. Welchen Lohn erwarteſt du?
Teufel. Ein Ding aus dir gemacht zu
haben, das mir gleicht, wenn du die Kraft
dazu haſt.
Fauſt. Da waͤr ich was rechts! doch du
kennſt den Menſchen ſchlecht, fuͤr einen ſo
gewandten Teufel, wenn du an der Kraft
desjenigen zweifelſt, der es einmal gewagt
hat aus den Banden zu ſpringen, die die
Natur ſo feſt um unſer Herz gelegt hat.
Wie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/73>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.