Wie sanft schienen sie mir einst, da meine Jugend, die Welt und Menschen in den schimmernden Glanz der Morgenröthe klei- dete. Es ist vorbey, schwarz ist nun mein Horizont, ich stehe im halben Lauf des Le- bens an dem Rande der dunklen Ewigkeit, und habe die Regeln zerrißen, die das Men- schengeschlecht in Harmonie zusammen hält.
Teufel. Was schwärmst du, Faust? Har- monie! ist sie es die den verworrnen Tanz des Lebens leitet?
Faust. Schweig! ich fühle es vielleicht zum leztenmal, blicke vielleicht zum lezten- mal in die bunten, wonnevollen Gefilde der Jugend zurück. Daß der Mensch aus die- sem seeligen Traum erwachen muß! daß die Pflanze aufschießen muß, um als Baum zu verdorren; oder gefällt zu werden! Lächle, Teufel, ich war einst glücklich. Verschwin- de was nicht mehr zu erhaschen ist. Ja, nur dann haben wir Kraft, wenn wir dem Bösen nachjagen! Und worin bin ich groß? Wär' ichs, würd ich deiner bedürfen? Geh,
tücki-
Wie ſanft ſchienen ſie mir einſt, da meine Jugend, die Welt und Menſchen in den ſchimmernden Glanz der Morgenroͤthe klei- dete. Es iſt vorbey, ſchwarz iſt nun mein Horizont, ich ſtehe im halben Lauf des Le- bens an dem Rande der dunklen Ewigkeit, und habe die Regeln zerrißen, die das Men- ſchengeſchlecht in Harmonie zuſammen haͤlt.
Teufel. Was ſchwaͤrmſt du, Fauſt? Har- monie! iſt ſie es die den verworrnen Tanz des Lebens leitet?
Fauſt. Schweig! ich fuͤhle es vielleicht zum leztenmal, blicke vielleicht zum lezten- mal in die bunten, wonnevollen Gefilde der Jugend zuruͤck. Daß der Menſch aus die- ſem ſeeligen Traum erwachen muß! daß die Pflanze aufſchießen muß, um als Baum zu verdorren; oder gefaͤllt zu werden! Laͤchle, Teufel, ich war einſt gluͤcklich. Verſchwin- de was nicht mehr zu erhaſchen iſt. Ja, nur dann haben wir Kraft, wenn wir dem Boͤſen nachjagen! Und worin bin ich groß? Waͤr’ ichs, wuͤrd ich deiner beduͤrfen? Geh,
tuͤcki-
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Wie ſanft ſchienen ſie mir einſt, da meine
Jugend, die Welt und Menſchen in den
ſchimmernden Glanz der Morgenroͤthe klei-
dete. Es iſt vorbey, ſchwarz iſt nun mein
Horizont, ich ſtehe im halben Lauf des Le-
bens an dem Rande der dunklen Ewigkeit,
und habe die Regeln zerrißen, die das Men-
ſchengeſchlecht in Harmonie zuſammen haͤlt.
Teufel. Was ſchwaͤrmſt du, Fauſt? Har-
monie! iſt ſie es die den verworrnen Tanz
des Lebens leitet?
Fauſt. Schweig! ich fuͤhle es vielleicht
zum leztenmal, blicke vielleicht zum lezten-
mal in die bunten, wonnevollen Gefilde der
Jugend zuruͤck. Daß der Menſch aus die-
ſem ſeeligen Traum erwachen muß! daß die
Pflanze aufſchießen muß, um als Baum zu
verdorren; oder gefaͤllt zu werden! Laͤchle,
Teufel, ich war einſt gluͤcklich. Verſchwin-
de was nicht mehr zu erhaſchen iſt. Ja,
nur dann haben wir Kraft, wenn wir dem
Boͤſen nachjagen! Und worin bin ich groß?
Waͤr’ ichs, wuͤrd ich deiner beduͤrfen? Geh,
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/74>, abgerufen am 22.11.2024.
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